Bei meinem unausweichlichen Glück fing es natürlich, danke Klischee, auch noch an zu regnen. Und so kam es, das ich mich eine halbe Stunde später, voll umfassend durchnässt, bei Bethany & Scotts Haus einfand.
Eigentlich wäre jetzt die perfekte Zeit, sich ein paar Eulenspiegeleien für meine dadurch nur temporären Pflegeeltern einfallen zu lassen, doch mein Kopf wollte meinem Plan nicht folgen und nur Gedanken an diesen bestimmten Chauvinist verschwenden. Selbst unter der Dusche, konnte ich diesen Augen nicht entfliehen. Diese obsessive Gedankenmanipulation seinerseits war wohl mit ein Grund, für Bethanys hysterisches Gekreische, als sie mich mit monotonem, leerem Blick Richtung Boden gesenkt, steif auf der Couch sitzen sah, mit den noch nassen Haaren im Gesicht, dem Mädchen aus "The Ring" ähnelt.
„Valea, erschreck mich doch nicht so!", sie hielt sich eine Hand auf's Herz. Ich verstand das nicht. Wieso legt man bitte eine Hand auf die Stelle des Herzen, ich meine, was will man damit erreichen? Checken wie schnell der eigene Puls ist und dann eine medizinische Studie über die eigene Tachykardie durchführen?
„Alles in Ordnung bei dir, Mäuschen? Du siehst ganz schön fertig aus.", Bethany legte eine Hand auf meine Schulter und beugte sich zu mir runter. Ohne zu wissen, was ich tat, schüttelte ich meinen Kopf verneinend. Sofort wurde ich in eine innige Umarmung gezogen. Ich spürte eine leichte Nässe auf meiner Wange und dachte zuerst die Überschwängliche würde mich vollheulen, jedoch registrierte ich ziemlich zeitnahe, dass diese Flüssigkeit aus dem meinigen Auge austrat. Ruckartig schubste ich Bethany von mir und wischte mit dem Ärmel mein Gesicht trocken. Ohne ein weiteres Wort, ging ich nach oben in das Zimmer, in welchem mein Bett stand.
Ich versuchte meine Atemgeschwindigkeit zu normalisieren und die ununterbrochen aus meinen Augen austretende, salzige Flüssigkeit zu stoppen, jedoch konnte ich mich anstrengen, wie ich wollte, der Tränenstrom wollte vehement nicht aufhören, mein Gesicht zu durchnässen. Es war, als hätte ich jederlei Kontrolle über mich verloren und das machte mir Angst.
Ich verstand selbst nicht so ganz, weshalb ich mich so unendlich elend fühlte. Noahs Worte waren unentbehrlich ehrlich, dennoch wusste ich auch schon vorher, dass ich ein Problem hatte, Hilfe anzunehmen, doch allem voran mit mir selbst. Allerdings hatte ich diese Tatsache noch nie laut ausgesprochen und sie nun aus dem Mund eines eigentlich so Fremden zu hören, verletzte mich wohl mehr, als ich zugeben wollte. Er kannte mich überhaupt nicht! Nichtsdestotrotz durchschaute er mich, mit nur einem Blick.
Ich schob mein ständiges Sinnieren auf die Erkältung, die ich mir heute mit aller Wahrscheinlichkeit im Regen geholt hatte. Vielleicht waren es Minuten oder sogar Stunden, in denen ich auf dem Doppelbett lag und probierte mit aller Gewalt an nichts zu denken. Erneut den Tränen nahe, da ich es nicht einmal schaffte eine so einfache Sache zu bewältigen, klopfte es an meiner Tür.
Erst versuchte Bethany mich zum Essen zu überreden, dann schickte sie Scott vor, allerdings ignorierte ich beide gekonnt. Und zu meiner Verwunderung, sagten sie mir lediglich, dass sie für mich da wären, wenn ich sie brauchen würde. Dann ließen sie mich für den Rest des Abends in Ruhe.
Komischerweise, war ich ihnen dankbar. Die zwei Nervensägen hatten eingesehen, dass ich meine Ruhe brauchte und gaben mir den Freiraum, den ich gerade so stark benötigte. Schon fast taten mir sie mir leid, schließlich gaben sie sich alle Mühe, welche ich, wie bei allen anderen zuvor, mit Füßen trat.
Es lag einfach so in meiner Natur, redete ich mir selbst ein. Ich war einfach resistent gegen Liebe, Zuneigung und jeglicher sonstiger positiver Assoziationen dessen.
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ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!
Teen FictionGegensätze ziehen sich an, nicht wahr? Doch was passiert, wenn zwei Rebellen aufeinander treffen? Stoßen sie sich ab? Oder rebellieren sie auch gegen diese Theorie? Valea Konstantinova hat jeglicher Art von zwischenmenschlicher Beziehung schon vor l...