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Der hochgewachsene Italiener schien mich erst jetzt wahrzunehmen. Nachdem sein mickriges Hirn die Worte verarbeitet zu haben schien, grinste er breit. „Jonas, Emilio wenn ich euch vorstellen darf, das ist Valea Konstantinova. Das Mädchen, welches gestern Nacht dreckige Dinge auf meinem Sofa tat."

Fassungslos erstarrte ich vor ihm. Er hatte so laut gesprochen, dass sich die meisten umliegenden Grüppchen zu uns umgedreht hatten. Die Jungs sahen sich belustigt meine vor Konsternation verzogene Fratze an und schenkten Noah dann ein anerkennendes Grinsen. Eliza war nicht weniger bestürzt, als meine Person.

Während ich mich langsam von dem Schreck erholte, brodelte freiheitssuchender Groll in mir auf. Als ich bemerkte, wie meine Unterlippe zu zucken begann, biss ich mir fest drauf. Ich spürte leichten Metallgeschmack in meinem Mund, jedoch wollte ich Noah nicht die Genugtuung geben, das Zittern meiner Unterlippe erneut zu kommentieren.

Problematischer Weise hatte er nicht wirklich gelogen, schließlich hatte ich etwas Dreckiges auf seiner Couch getan. Doch jetzt dachten alle in die zweideutige Richtung und ich konnte mich nicht überwinden die Situation klarzustellen. Leider war es mir eben nicht egal, was diese ganzen Spaten von mir denken würden, wenn ich brüllen würde: Nur um das zu berichtigen, ich hatte keinen Sex mit ihm, ich habe lediglich in sein Wohnzimmer gekotzt!

Dann sollten sie lieber darüber tuscheln, Noah und ich hätten eine Affäre.

Die Respektlosigkeit seiner Worte wollte ich aber nicht auf mir sitzen lassen. Also machte ich einen Schritt auf ihn zu und sah ihm erbost in seine dunklen Augen. Dann traf meine Faust hart auf sein Gesicht. Er taumelte einen kleinen Schritt zurück und ich verschwand ins Schulgebäude.

Ich versank in einem Meer erbarmungsloser Wut. Die Phrase Rotes Meer bat mir eine ganz neue Bedeutung an. Philanthropisch veranlagt, wie ich es nun mal war, schwamm ich an der Schülermasse, einem tödlichen Strudel ähnelnd, vorbei ohne sie zu streifen. In meinem Kopf übernahm ein Rauschen von etlichen Beleidigungen, an Noah gewandt, die auditive Möglichkeit völlig ein.

Aufgrund dieser Vereinnahmung, war es mir nicht möglich, das Tapsen großer Schritte hinter mir zu vernehmen. Jedoch rekonstruierte ich diese wahrscheinliche Ankündigung durch elephantenhaftes Trampeln, als mich jemand sachte an der Schulter berührte.

Ich drehte mich von meinem Spind weg, in Richtung Elizas. Missmutig setzte ich einen fragenden Blick auf, um ihre Präsenz erklärt zu bekommen. „Oh mein Gott, wie konnte er das nur vor allen sagen? Ich glaube es nicht! Also wirklich...", fing sie an sich erhitzt über den geistig in Rückstand geratenen zu empören, bevor ich das Plappermaul schroff unterbrach. „Könntest du mir einen Gefallen tun? Halt den Mund!"

Zu meiner enormen Verwunderung war sie mir meiner Wünsche entgegen tatsächlich gefällig, zumindest bis zur Pause.

ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt