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Vor unserer Haustür angekommen, wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Selbsterklärender Weise hatte ich keine emotional bedingten Zähren aufgrund von Noahs idiotischen Verhalten fließen lassen. Der Wind auf dem Heimweg war lediglich eisig gewesen und als Schutzmechanismus hatten meine Augen mehr Flüssigkeit gebildet.

Ich war noch nicht richtig in den Flur eingetreten, da attackierte mich schon ein riesiges, schwarzes Raubtier. Ehe ich mich versah, wurde ich von besagtem Monster schon angesabbert. „Kingston! Bei Fuß, erschreck Valy Baly doch nicht so.", pfiff Scott das Vieh zu sich und es gehorchte schwanzwedelnd.

Mein Pflegevater strahlte mich an. „Val, darf ich dir unser neues Familienmitglied vorstellen: Kingston.", begeistert zeigte er auf den Dobermann, welche nun auf brav tat und sich hechelnd neben Scott gesetzt hatte. Misstrauisch begutachtete ich das Wesen.

„Warum ist es hier? Und wie lange wird es bleiben?", fragte ich ohne den Blick von dem Hund abzuwenden. „Oh, das ist eine ganz herzergreifende Geschichte...", kam nun auch noch Beth dazu und streichelte ihm über das pechschwarze Fell.

Der Flohpelz war eigentlich Besitz von Scotts Chef, doch aufgrund von sehr langweiligen Ereignissen, ließ sich jener jetzt von seiner Frau scheiden und niemand hatte mehr Zeit für "Kingston", weshalb wir nun Tierheim für ihn spielten.

Die beiden Irren waren vollkommen in einen Bann gezogen von dem stinkenden Wolfsabkommen. Ich hingegen war noch nicht überzeugt von einem "neuen Familienmitglied". Doch da ich ja quasi zuvor in einer ähnlichen Lage wie der Vierbeiner gewesen war, ungeliebt und verstoßen von Beth und Scott aufgenommen, mir eine Familie gegeben worden war, duldete ich seine Anwesenheit.

Jedoch stellte ich sofort klar, dass ich mich nicht um das Tier kümmern würde, ich wollte es weder streicheln, noch füttern oder mit ihm rausgehen. Jene Bedingungen wurden akzeptiert und mit einem „Ihr braucht sicher nur Zeit, um euch aneinander zu gewöhnen." kommentiert.

Den restlichen Tag verbrachte ich in meinem Bett und versuchte Bücher zu lesen. Warum ich es nur versuchte? Weil sie mich alle nach spätestens drei Kapiteln langweilten oder deren Inhalt spurlos an mir vorbeizog. Immer wieder schweiften meine Gedanken ab.

Was sollte ich heute Abend essen? War ich zu hart zu Noah gewesen? Habe ich zwei unterschiedliche Socken an? Ist Noah wirklich so ein 0815 Wichser oder tut er nur so, weil die Gesellschaft von ihm erwartet sich so zu verhalten? Wenn die Spitze eines Schnürsenkels rosa gefärbt ist, heißt es dann die pinke Pinke? Dachte dieser Idiot wirklich, er könne mich mit seinem Machogehabe beeindrucken?

 Ruckartig riss jemand meine Tür auf. „Du hast gar nicht auf mein Klopfen reagiert, ich dachte schon, dir sei was passiert.", erläuterte Scott seine Präsenz. Ich murmelte lediglich ein „War in Gedanken." und hinterfragte dann, was er denn überhaupt wollte.

Er setzte sich zu mir aufs Bett und sah mich leicht lächelnd, nach meinem Verständnis erbittend an. „Wie du ja weißt, war die Aufnahme von Kingston doch ziemlich spontan. Und nun ja, wir hatten dir ja schon davon erzählt, dass wir übers Wochenende mit George, Christina und den Eltern von Noah in die Berge fahren wollten, das können wir jetzt so kurzfristig leider nicht mehr stornieren. Damit du dich aber nicht um Kingston kümmern musst, hat sich Noah angeboten vorbeizukommen und nach dem Hund zu sehen."

ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt