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Unmotiviert, wie man es von mir gewohnt sein konnte, beobachtete ich die Regentropfen an der Fensterscheibe, um die Wette fließen. Politikwissenschaften interessierte mich eben genauso viel, wie Schnecken sich für Formel 1 begeisterten, gar nicht. Wofür gibt es solche Fächer? In meinen Augen, war jegliches Zusammenleben von Menschen in Gemeinschaften absolut mit Chaos, Egoismus und Problemen vorprogrammiert. Also warum soll ich auch noch meine kostbare Lebenszeit damit verschwenden, mir Gedanken über die Regeln einer solchen, negativ vorherbestimmten, Gesellschaft zu machen.

Vollkommen abgedriftet in mein tägliches Genörgel an Menschen oder deren Assoziationen, realisiere ich das Stundenende erst durch die kleine Hand, welche meine Schulter sachte anstupst. Grob umfasse ich diese und drücke sie von mir weg, während ich mich zu der Person umdrehe. „Hey, du sahst so gedankenverloren aus und die Stunde war beendet, als dachte ich-", fing das Mädchen, welches wahrscheinlich in meiner Klasse war, an mich voll zu plappern.

Genervt, wie ich es bereits nach wenigen Sekunden von ihrer Präsenz war, unterbrach ich sie: „Jo, ist ja gut! Quatschst du immer fremde Leute einfach zu?" Zügig packte ich Block und Stift zurück in meine Tasche, während ich von der Aufdringlichen erwartete sich schnellstmöglich zu verkrümeln.

Doch als ich hochsah, stand sie dort noch immer, strahlend wie die Sonne, die Hand ausgestreckt. „Ich bin Eliza, aber nenn mich einfach Liz." Ohne ihre Vorstellung zu kommentieren, drängte ich mich an ihr vorbei und bemerkte dabei mal wieder, wie klein ich eigentlich war. Selbst dieser Rotschopf hier überragte mich locker um einen Kopf.

„Heißt du eigentlich Valeria oder Valea?" Sag mal, verfolgt die mich jetzt auch noch? Vielleicht muss ich sie nur kurz ignorieren und dann verpisst sie sich von alleine. Etwas fester als sonst, pfefferte ich meine Bücher in den Spind.

Ich mache grundsätzlich keine Hausaufgaben oder lerne für Tests. Es liegt nicht daran, dass ich es drauf anlege meinen Abschluss nicht zu schaffen, aber ich will niemanden stolz machen oder so. Schließlich weiß ich auch so, was ich kann, ohne von irgendeinem alten Sack, der für kein anderes Studium als Lehramt zugelassen worden ist, Noten, die auf ganzen anderen Kriterien, als meinen Prioritäten basieren, auferlegt zu bekommen.

„Du bist nicht so gesprächig, was? Aber das ist gar kein Problem, ich kann für zwei Leute reden.", unterbricht die immer noch freundliche Stimme meine Gedanken. Die versteht es echt nicht, was? Augenverdrehend knalle ich die Spindtür zu.

Ich sehe mich unauffällig etwas im Flur um. Durch mein Trödeln ist es hier bereits um einiges menschenleerer, als unmittelbar nach Schulschluss, allerdings sind zu meinem Bedauern noch genügend Idioten hier. Mein Blick beißt sich an einer bestimmten Gruppe Arschlöcher fest, um genau zu sein an einem bestimmten Arschloch.

Eliza folgt anscheinend meinen Augen, da sie kurz drauf, bedacht zu tuscheln, fragt: „Was hast du eigentlich mit Noah Moretti zu tun? Bist du mit ihm zusammen?" Um nicht als Stalker abgestempelt zu werden, reiße ich meinen Blick von ihm los.

Etwas perplex schaue ich in die hellblauen Augen des Mädchens vor mir, mein Hirn brauchte eine Weile, um Gefragtes zu verarbeiten. Doch Sekunden später traf es mich wie der Blitz, was Inhalt ihrer Frage war, weswegen ich mich an meiner eigenen Spucke verschluckte und zu husten begann. Beruhigend klopfte sie mir mit einer Hand auf den Rücken und setzte eine besorgte Miene auf.

Warum brachte mich diese einfache Frage bitte so aus dem Konzept? Ich war ja schließlich weder mit ihm zusammen, noch wollte ich es sein. Liegt bestimmt an dieser Eliza, die mich mit ihrer Freundlichkeit zur Weißglut treibt!

ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt