Da das Wetter, dem Herbst entsprechend, scheiße war, sah der Schulhof so menschenleer, wie er war, für mich durchaus einladend aus. Doch mein Magenknurren und der strömende Regen trieben mich Richtung Schulcafeteria.
Klischeehafter Weise saßen an den vereinzelt aufgestellten Gruppentischen die üblichen Zusammensetzungen aus Teenagern. Beliebt, arrogant und "hübsch". Sportler und Anhängsel. Nerds und Außenseiter. Und last but not least Arschlöcher, in öffentlich bekannter Form, auch Badboys genannt.
Da es ironischer Weise nur noch freie Plätze bei Nerds/Außenseiter oder Arschlöcher/Badboys gab, hatte ich keine sonderlich große Selektion. Somit ließ ich mir von dem Typ bei der Essensausgabe eine halbe Pizza geben und pflanzte meinen wohlgeformten Hinter, am Tisch der Schulwichser. Was, dachtet ihr ernsthaft, ich würde mich auch noch mit Algebra abfucken lassen, nach einer doppelten Stunde Mathe?! Ganz sicher nicht, dann lieber ein paar überlegene Blicke dieser Vollidioten in Lederjacken.
Was glotzen die denn so? „Noch nie nh Mädel gesehen?", frage ich also, vielleicht etwas harscher als beabsichtigt. Der Typ, links neben mir, schnaubt belustigt auf. Unauffällig mustere ich ihn. Blonde Haare, grüne Augen, blaue Jeans, weißes Shirt, Lederjacke. Tausendmal gesehen, langweilig!!
Eine raue Stimme zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. „Sag mal, Mäuschen, verfolgst du mich eigentlich?" Ich sehe nach vorne, da aus dieser Richtung die uncharmante Erkundigung kam. Nicht der schon wieder! „Hast du mich gerade Mäuschen genannt?", frage ich scheinheilig grinsend. Jetzt ebenfalls grinsend, nickt er. Ich rutsche ein Stück auf der Sitzbank zurück, schaue unter den Tisch, dann wieder hoch. „Aua.", kommt es von meinem Gegenüber. „Hast du mir gerade gegen mein Schienbein getreten?" „Kann sein.", meine ich locker und beiße in meine Pizza.
„Wer bist du überhaupt, dass du dich einfach zu uns hockst und einen auf BigBoss machst?", befasst sich einer der Affenhorde, wohl eher rednerisch, mit meiner Person. Trotz unübersehbarer rhetorischer Frage, repliziere ich: „Valea. Freut mich, nicht.", strecke ich ihnen symbolisch meine Hand entgegen.
Der Typ, gegenüber mir, dem ich letztens im Club bereits einen Drink übergeschüttet hatte, der mich vor den drei Möchtegern-Paschas beschützte, dem ich bereits gegen sein Schienbein getreten hatte, nahm meine Hand in seine, küsste sie,: „Noah. Noah Moretti. Merk dir diesen Namen gut Bellina, denn bald wirst du unter mir liegen und ihn stöhnen.", raunte er mir heiser zu, mit einer vermuteten verführerischen Absicht. Ich, jedoch war nicht mehr angeturnt, als angeekelt von diesem Proleten und verdeutlichte dies, indem ich ihm meine Hand entriss und würgende Geräusche von mir gab.
„Wenn du mich noch einmal an lutschst, nehme ich ein Steakmesser und ramme es in deinen Oberschenkel!", warne ich dieses Vollarschloch und verschlinge den Rest meiner Pizza, um endlich diesem Ort entfliehen zu können. Die Jungs reden zwar weiterhin auf mich ein, allerdings empfinde ich dies nur als Störgeräusche, anstatt Worte.
Ich mag menschliche Berührungen nicht so sehr. Gesten, wie Umarmungen und Küsschen sind für mich nichts weiter, als geheuchelte körperliche Zuneigungen, physische Liebeslügen. All die Leute, die mich über die Jahre verteilt, tröstend in die Arme geschlossen haben, taten dies nicht, um mir Kraft zu schenken, sondern ausschließlich für das Gefühl, alles richtig zu machen. Sich nach Regeln und Verordnungen zu verhalten. Eine anständige Verkörperung eines emphatischen Menschen darzustellen, in dieser verkorksten Gesellschaft. Lächerlich!
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ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!
Ficção AdolescenteGegensätze ziehen sich an, nicht wahr? Doch was passiert, wenn zwei Rebellen aufeinander treffen? Stoßen sie sich ab? Oder rebellieren sie auch gegen diese Theorie? Valea Konstantinova hat jeglicher Art von zwischenmenschlicher Beziehung schon vor l...