10

103 13 0
                                    

Trotz jedmöglichem Einschlafvideo auf YouTube und einem halben Buch, wessen Inhalt spurlos an mir vorbei gezogen war, lag ich auch um halb drei, noch immer wach, in mein-... dem Bett und konnte nicht schlafen. Die vom Ticken der Zeiger meiner Uhr begleitete, nächtliche Stille wurde durch ein dumpfes Geräusch unterbrochen.

Erschrocken setzte ich mich schlagartig auf. Schnell zog ich mir ein Paar Socken über und schlich auf Zehenspitzen durch den Flur. Das Licht der Straßenlaterne schien wage durch das satiniertes Glas der Haustür, sodass ich vor dieser eine überdurchschnittlich große Silhouette ausmachen konnte. Ich sah, dass der Schatten zum Garten, in wessen Richtung sich auch das Fenster des Raumes, in dem ich vorübergehend nächtige, befand, wanderte.

Somit lief ich, in Kampfstellung, bereit diesem Einbrecher die Fresse grün und blau zu schlagen, zum Fenster, schob die Vorhänge bei Seite und öffnete es. Urplötzlich trat die riesige, schrankartige Person in mein Sichtfeld. Ich zögerte nicht lange und ein paar Sekunden später traf meine Faust mit aller Kraft ins Gesicht des Einbrechers.

„Aua! Principessa, warum schlägst du mich denn? Das haben die anderen, doch schon zu Genüge, getan!", jammerte der Einbrecher leicht trunken, welchen ich aufgrund der tiefen Stimmlage, sowie des bescheuerten Spitznamens als Noah identifizierte.

„Noah?", fragte ich also wenig intelligent. „Hast du wen anders erwartet, Bellezza?", nuschelte er mit schelmischem Grinsen im Gesicht, welches bei genauerem Hinsehen, einige Kratzer und andere Wunden aufwies. Zusätzlich wehte der Wind aus Noahs Richtung, welcher noch immer mir gegenüber am Fenster stand, eine Duftmischung aus seinem maskulinen Aftershave und einer leicht penetranten Alkoholfahne entgegen.

„Ich dachte du wärst ein Einbrecher, du Vollidiot!", keifte ich ihn an und sah zu meiner Wanduhr, „Wir haben gleich drei Uhr in der Früh, was zur Hölle suchst du in meinem Garten?" Noahs Miene verwandelte sich mit jedem meiner Worte in eine unschuldigere, bis er aussah wie eine Mischung aus einem Hundewelpen und einem kleinen Junge, der Mist gebaut hatte. „Ich hab Scheiße gebaut...", murmelte er unverständlich vor sich hin.

„Das erklärt trotzdem nicht, was du hier zu suchen hast.", stellte ich vielleicht etwas kühler, als es hätte sein müssen, fest. Ich meine, es war mitten in der Nacht und ich hatte kein Auge zu getan, da kann man nicht auch noch Freundlichkeit von mir erwarten!

Doch als der große, böse Muskelprotz vor mir dann auch noch beschämt auf den Boden starrte, brach es mir fast das Herz. Also natürlich nur, wenn ich eins hätte, pff.

Unsicher und etwas schüchtern fragte ich ihn: „Ähm... Willst du vielleicht reinkommen?" Da er wahrscheinlich nicht weniger verwirrt von meinem Verhalten, als ich, war, hob er erstaunt den Kopf und nickte dann schnell.

ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt