Von wegen ich sei undiszipliniert! Die Doppelstunde Nachsitzen hatte ich brav über mich ergehen lassen und jenes ohne zu schlafen oder jemanden zu beleidigen. Meiner Meinung nach gehörte mir dafür eine Art Preis verliehen. Aufgrund meines unfreiwillig verlängerten Aufenthalts in dieser staatlichen Irrenanstalt war der Uhrzeiger bereits in die späten Nachmittagsstunden vorgedrungen.
Gerade als ich meinen Weg in Richtung Bushaltestelle antreten wollte, erhörte ich eine engelsgleiche Stimme, welche mir eröffnete, dass mein bisheriges Leben lediglich eine Farce war und ich nun bereit sei, die Seriosität meines eigentlichen Schicksals zu bewerten. Scherz! Es war nur Noah, welcher meinen Namen quer über den Hof rief. Kaum hatte ich mich zu ihm umgedreht, joggte er auch schon zu mir herüber. „Hey, ich hatte doch gesagt, dass ich dich abholen komme.", offenbarte er mir sein Auftreten.
Mit seinem plötzlichen Auftreten war ich ein wenig überfordert, weshalb ich einfach nur nickte. Das hatte ich ja ganz vergessen! Allem Anschein nach muss ich ziemlich dämlich dabei ausgesehen haben, wie ich vor ihm stand und mit leicht offenem Mund nickte, denn der Großgewachsene konnte sich ein raues Lachen nicht verkneifen.
„Na dann, komm mal mit.", er wollte nach meiner Hand greifen, jedoch verwehrte ich ihm dies, indem ich sie wegzog und vorging. Ich wusste automatisch, welches Auto dem Spinner gehörte. Einerseits standen um diese Uhrzeit nicht mehr viele Wagen auf dem Schulparkplatz. Zusätzlich war es recht leicht ihm diesen Angeberschlitten zuzuordnen. Noahs Karre sah aus wie eine, die wahrscheinlich ständig in eine polizeiliche Verkehrskontrolle geriet.
Das Fahrwerk war offensichtlich tiefer gelegt, er hatte große Alufelgen drauf und der Auspuff glich einem riesigen Rohr. Alles in allem hoffte ich einfach, wir würden nicht angehalten werden. „Und? Gefällt's dir?", fragte mich Noah interessiert und mit Stolz erfüllt. Eigentlich traf sein Auto ziemlich meinen Geschmack, jedoch wollte ich sein Ego nicht mehr pushen, als nötig. Weshalb ich einfach mit den Schultern zuckte und einstieg, nachdem er aufgedrückt hatte.
„Ich habe dich heute Mittag gar nicht in der Cafeteria gesehen." Noah stellt das Radio leiser und versucht anscheinend leichte Konversation mit mir zu betreiben. „Jo, der Rotschopf hat mich nach dem Unterricht auf irgendeine Erzählung festgenagelt, dadurch hab ich die Pause und somit auch die Essensausgabe verpasst.", antworte ich ihm trocken. „Trifft sich gut, ich habe mir schon gedacht, dass du Hunger haben könntest. Ich könnte für dich kochen.", mit einem kurzen Seitenblick wirft er mir ein schiefes Grinsen zu. Darüber rolle ich nur mit den Augen und lehne meinen Kopf an die Fensterscheibe. So ein verlängerter Schultag ist durchaus kräftezehrend.
Bei ihm zuhause angekommen, erklommen wir durch das hintere Treppenhaus das erste Stockwerk. Ich war ein wenig froh, nicht durch das Restaurant hineingehen zu müssen, da ich vermeiden wollte gemeinsam mit Noah gesehen zu werden. Vielleicht war es enorme Paranoia, allerdings hatte ich ein wenig Angst, irgendjemand könnte mich hier mit ihm sehen und es Eliza oder Beth erzählen.
Es war nicht so, dass ich mich schämte mit dem Idiot Zeit zu verbringen, ich wollte lediglich nicht von einem der eben genannten Plappermäuler darauf angesprochen werden. Die würden sich wieder nur seltsame Dinge in ihrem Kopf zusammenspinnen.
„Was möchtest du essen?", riss mich seine dunkle Stimme aus meinen unangenehmen Gedankengängen. „Ehm...was?", hackte ich nach, da der Inhalt seines Ausspruchs nicht bei mir angekommen war. Der Dunkelhaarige fing an zu lächeln. „Passt dir Pasta alla Tomate Mozzarella?" Noch immer leicht verwirrt nickte ich.
Was hatte das zu bedeuten, dass er für mich kochen wollte? Verdammt, was beschäftigte ich mich andauernd mit ihm und seinen Handlungen? Er kochte etwas, weil er Hunger hatte und da ich ebenfalls hier war, bot er mir an mitzuessen, basierend auf gesellschaftlich vorausgesetzten Standards wie Gastfreundschaft und Höflichkeit. Die bessere Frage war wohl eher, warum ich überhaupt hier war? Mit welcher Intention hatte er mich zu sich eingeladen? Und weshalb hatte ich diese Einladung angenommen? Obwohl eigentlich hatte ich ja keine andere Wahl als mitzukommen, genau genommen wurde ich von Noah entführt.
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ᖴᗩᑌSTSᑕᕼᒪᗩG ᑎᗩᑕᕼ ᒪIEᗷE!
Teen FictionGegensätze ziehen sich an, nicht wahr? Doch was passiert, wenn zwei Rebellen aufeinander treffen? Stoßen sie sich ab? Oder rebellieren sie auch gegen diese Theorie? Valea Konstantinova hat jeglicher Art von zwischenmenschlicher Beziehung schon vor l...