Kapitel 1

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Mehrere Tage hatte ich im Wald verbracht. Allein. Ich weiß nicht mehr wie viele es waren, denn ich hatte nicht mitgezählt. Doch dann stieß ich irgendwann wieder auf Zivilisation. Es hatte mich nicht gestört allein im Wald zu leben. Ich genoss die Stille und die Zeitlosigkeit. Niemand war da, um mir zu sagen, was ich zu tun oder zu lassen hatte. Ich konnte einfach machen, was ich wollte, solange ich genug zu essen fand. Dennoch war ich ausgehungert. Ich war nicht besonders gut im Jagen und die wenigen Früchte im Wald, hatten nur wenig Nährwerte.

Ich seufzte. Der Anblick des großen Gebäudes, was fast schon an ein Schloss erinnerte, beeindruckte mich auf eine seltsame Weise. Ich starrte es einfach nur an. Die kunstvollen Verzierungen an den Wänden und Bögen, die Pastellfarben, alles war so wunderbar ausgewählt.

Aber leider war das für mich unerreichbar. Was mochte das nur sein? Wer lebte darin? Sicher eine wohlhabende Familie. Da konnte ich nicht einfach an der Tür klopfen und nach Essen oder gar Asyl fragen. Nein, sie würden mich sofort wegschicken oder wer weiß was mit mir anstellen. Eine Anstellung würde ich bei ihnen sicher auch nicht bekommen, auch wenn ich sie nötig gehabt hätte. Gott, ich hatte noch nie gearbeitet.

Vielleicht würde ich irgendwo ein paar Essensreste finden und schließlich zur nächsten Stadt schauen.

Ich suchte eine Stelle, wo der Zaun vielleicht nicht ganz so hoch war, wie hier. Zum Tor herein zu spazieren würde nicht in Frage kommen, das würde zu sehr auffallen. Stattdessen fand ich aber eine Untergrabung, die wohl ein Fuchs oder sowas gemacht haben musste unter dem Zaun. Sie war nur klein, aber ich war es schließlich auch, also versuchte ich es und es gelang mir, hindurch zu schlüpfen.

Ich landete in einem wunderschönen Garten, in dem vor allem Gemüse angebaut wurde. Nur am Rand wuchsen ein paar duftende Blumen, die wohl eher den Garten schmücken sollten, als dass sie die Bewohner aufstellten. Anscheinend versorgen sich die Inhaber des 'Schlosses' fast selbst. Gut für mich, denn so konnte ich mir hier und da etwas abmachen oder rausziehen, sodass es gar nicht auffallen würde.

Zum Glück war es dunkel, sodass man, wenn jemand wirklich rausschauen sollte, nur einen Schatten sah und mich vielleicht für ein Tier halten würde.

Trotzdem beeilte ich mich und ließ mich dann in einem Gewölbe nieder, in dem einige Werkzeuge herumstanden, die wohl heute erst genutzt worden waren.

Ich aß das Gemüse und baute mir mit meiner Jacke und meinem Rucksack ein kleines Bett, was nicht so gemütlich war, wie auf dem Waldboden, aber für mich reichen müsste. Jetzt musste ich schnell einschlafen, damit ich vor morgengrauen aufstehen und verschwinden konnte, bevor die Bewohner des Hauses mich entdeckten.

Wer bist du wirklich? (Maze Runner FF / Gally) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt