Kapitel 29

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Da wir Alby heute sowieso von mir erzählen wollten, brauchten wir uns nicht mehr zu verstecken. Zusammen mit Gally und Newt ging ich zum Frühstück. Am Tisch saßen bereits Thomas, Chuck und Minho. Sie schauten nicht schlecht, als wir drei uns zu ihnen setzten. Thomas warf Gally einen vernichtenden Blick zu, doch dieser ließ sich nicht davon beirren.

"Du bist wieder da?", rief Thomas.
Newt erzählte zum Glück in Kurzfassung, warum ich wieder da war. Die Jungs lachten. "Du bist echt tough, Kleine", kommentierte Minho.

Wir holten uns etwas zu Essen. Die Frau von der Essensausgabe lächelte mich besonders fröhlich an und wünschte uns einen guten Morgen, sagte sonst aber nichts. Sie half Pfanne hier und da, doch so wirklich viel bekam man normalerweise nicht von ihr mit. Pfanne schwörte jedoch auf ihre Kochkünste, zumindest was bestimmte Rezepte anging, die er selber nicht so gut hinbekam. Sie versteckt alle ihre Rezepte vor mir und ich komme einfach nicht dahinter, hatte er mir einmal anvertraut.

Als wir zurück zum Tisch kamen, saß Alby dort. Ich erschreckte mich so heftig, dass es ein Wunder war, dass ich mein Frühstück nicht fallen ließ. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, ihn später zu begegnen, nicht hier.

"Hallo Robin. Setz dich. Iss ruhig", begrüßte mich Alby und ich tat, was er sagte, jedoch eher wie in Zeitlupe. Wie eine Schnecke steckte ich mir jedes Salatblatt einzeln in den Mund und kaute darauf herum. Meine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an.

"Du bist echt lästig wie ne Zecke, was?" Ich sank in meinem Stuhl tiefer in mich zusammen.

"Ich dachte mir, wenn ich dich bitte in mein Büro zu kommen, wirst du es wieder verweigern. Regeln interessieren dich ja nicht besonders"

"Es tut mir leid", murmelte ich.
Alby lächelte milde. Gerade wollte er von neuem zu reden anfangen, als er von den Jungs unterbrochen wurde.

"Alby, bitte warte", begann Newt. "Bevor du was sagst, hör uns an. Wir alle wollen, dass Robin hier bleiben darf." Die anderen stimmten ihm kräftig zu.

"Wir haben uns mächtig an sie gewöhnt und sind bereit, einen Deal vorzuschlagen", fuhr er fort. Ein Deal? Ich wusste nichts von einem Deal. Wann sollten die das ausgemacht haben?

"Na dann schieß mal los", forderte ihn Alby auf.

Newt nickte. "Natürlich kann Robin nicht einfach so hier leben und blau machen. Sie arbeitet bei einem unserer Hüter mit, ist ja klar. Aber auch in der Schule muss sie sich ranhalten. Ich hab mitgekriegt, dass sie nicht so ganz mitkommt im Stoff, um es mal gelinde zu sagen."

"Aber wir alle wollen ja nicht, dass sie hier mit nem schlechten Abschluss rausgeht. Was wirft denn das für ein Bild auf unser Internat?", fügte Thomas hinzu.

"Sie soll sich sowas wie ein Stipendium erarbeiten, jedoch etwas erreichbarer als einen Einser-Schnitt.", führte Gally den Vorschlag zu ende, als hätten sie diese Sätze einstudiert. Ich konnte mir nicht erklären, wie sie das schafften. Es hatte keine Zeit gegeben, um über einen Deal zu reden. Es wirkte fast so, als würden die Jungs einfach auf Newts Idee mit aufspringen, wie auf einen fahrenden Zug. Einfach so.

Alby runzelte die Stirn. Mit verschränkten Armen betrachtete er die Jungs einer nach dem anderen. Er sah wirklich furchterregend aus.

"Das habt ihr euch schön ausgedacht. Aber so einfach geht's dann auch nicht. Wie sollen wir das Heim davon überzeugen, dass sie hier leben darf? Sie haben immer noch die Vormundschaft. Das ist bei euch Jungs etwas anders, da hab in vielen Fällen ich sie." Er betrachtete Gally kurz eingehend.

"Außerdem, soll sie in einem eurer Zimmer schlafen? Das hättet ihr wohl gerne. Nein, ich kann kein Mädchen bei euch schlafen lassen und ein freies Zimmer haben wir auch nicht."
Mein Herz sank einige Etagen tiefer. Es rührte mich so sehr, wie die Jungs, meine Freunde, sich für mich einsetzten und dennoch... es reichte nicht. Alby wollte mich wieder fortschicken und tatsächlich verstand ich ihn irgendwie. Ich machte nur Ärger und sehr viel mehr Arbeit, als das Internat vertragen könnte.

"Entschuldigung", ertönte eine Stimme hinter uns. Wir drehten uns alle gleichzeitig um. Da stand die Köchin, unsicher rang sie ein Geschirrtuch in den Händen. "Ich wollte nicht mit Absicht euer Gespräch belauschen, aber ich hab doch einiges mitbekommen. Es ist doch wirklich rührend, wie engagiert ihre Schüler sich plötzlich zeigen, oder nicht, Mr. Brook?"

Albys Blick verfinsterte sich noch mehr, auch wenn ich das nicht für möglich gehalten hätte. Noch ein kleines bisschen und in der Mensa könnte genauso gut ein Gewitter aufziehen.

"Was wollen sie denn , Ms. Weber?"

"Ich will mich wirklich nicht in Angelegenheiten einmischen, die mich nichts angehen, aber vielleicht könnte ich bei diesem Problem helfen. Ich habe in meiner kleinen Wohnung, die Sie mir hier bereitgestellt haben, noch ein Zimmer frei. Ich habe mich eigentlich immer gefragt, was ich als alleinstehende Person mit diesem Raum machen soll. Nun ja, im Moment ist er nur etwas voll gerümpel. Aber ich könnte gerne das Zimmer für Robin bereitstellen, wenn sie in den üblichen Zimmern nicht schlafen darf."

"Ach ja?" Alby dachte eine Weile über das Gesagte nach. Meine Nerven waren bis aufs Äußerste gespannt. "Nun. Danke für ihren Vorschlag, aber ich bin mir nicht sicher, ob Robins Heim damit einverstanden wäre"

"Auch da würde ich mich bereit erklären, mit dem Heim zu sprechen. Vielleicht kann ich sie ja in Pflege nehmen. Es sind doch sowieso nur noch ein paar Jahre, bis sie erwachsen ist."

Ich starrte die Frau, Ms. Weber, an. Es war lange her, dass sich jemand Interesse daran gezeigt hatte, sich um mich zu kümmern. Sie wollte mich in Pflege nehmen! Das war keine Adoption, doch das war mir auch egal. Solange ich hier leben durfte.

Wer bist du wirklich? (Maze Runner FF / Gally) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt