Kapitel 27

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Da wir uns eine halbe Stunde später sicher sein konnten, dass wir heute nicht mehr mit Alby zu rechnen hatten, bereiteten wir uns ein Nachtlager vor. 

Newt erzählte mir, dass das Bett in Chucks Zimmer immer noch unbenutzt sei, doch dieser würde sicher schon längst schlafen. Ihm dann heimlich jemanden in sein Zimmer einzuschleusen, würde ihn am nächsten Morgen sicher zu Tode erschrecken, auch wenn es nur ich war. 

Also musste ich bei Newt und Gally im Zimmer übernachten, was mir nur recht war, da ich den beiden am meisten vertraute. Ich fühlte mich sicherer bei ihnen als bei dem jungen Chuck. 

Gally bot schnell an, auf dem Boden zu schlafen, was ihm einen verwunderten Blick von Newt einheimste. Er bestand sogar darauf, dass neben seinem Bett auch sein komplettes Bettzeug nehmen sollte. Gally begnügte sich währenddessen mit einem Haufen Pullover als Kissen und einer Decke, die man bei kälteren Nächten über seine eigene legen konnte. 

Mir war nicht wohl dabei, denn sicherlich war das alles andere als gemütlich. Doch ich konnte ihn nicht umstimmen und um kein seltsam wirkendes Drama vor Newt zu veranstalten, ließ ich ihn irgendwann. 

Als ich dann schließlich im Bett lag umhüllte mich Gallys Geruch und versetzte meinen Körper komischerweise in tiefe Entspannung. Ich wollte die Sorgen und Aufregung des Tages vergessen,weshalb ich auch bald einschlief.

Doch ich träumte schlecht, ohne dass ich genau sagen konnte, wovon, denn als ich aufwachte, hatte ich bereits alles wieder vergessen. Doch die Panik blieb. Ich wälzte mich im Bett herum, in dem Versuch wieder einzuschlafen, musste mir jedoch eingestehen, dass mir das nicht mehr gelingen würde. Die Panik des Traums blieb und ich war hellwach. Ich starrte in die Dunkelheit des Raumes hinein, als mir auffiel, dass Gally nicht mehr da war. Ich schaute zu Newt im anderen Bett. Er schlief tief und fest.

War Gally vielleicht nur auf Klo? Ich wartete noch einige Momente, etwa die Zeit, die ich für einen normalen Toilettengang eben schätzte, ohne eine Uhr bei mir zu haben. Doch er kam nicht zurück. Wo sollte er nur hingegangen sein und warum?

Irgendwie machte ich mir Sorgen, also stand ich auf, um ihn zu suchen. Nur beiläufig schaute ich aus dem Fenster, an dem ich beim Aufstehen vorbei musste. Im Hof brannte ein schwaches Licht, etwa wie von einer alten Petroleumlampe. Jemand saß auf einem Stuhl, in einer Art Sitzecke, die die Jungen am Tag zum Ausruhen benutzten. Mit Herzklopfen schaute ich genauer hin. Er drehte dem Fenster den Rücken zu, doch an der Statur erkannte ich dennoch, dass es Gally war. 

Es musste schon etwas nach Mitternacht sein. Was also machte er da? Ich erkannte nichts. Eigentlich sah es eher so aus, als würde er schlichtweg nur rumsitzen und nichtstun. Nun gut. Da ich eh nicht mehr in der nächsten Zeit einschlafen würde, folgte ich einem Gefühl und würde zu ihm raus gehen. Ich wollte mir nicht eingestehen, dass es Sehnsucht nach ihm sein könnte. Schließlich hatten wir den ganzen Abend zusammen verbracht. Viel wahrscheinlicher fand ich, dass ich nur Gesellschaft suchte, die eben nicht gerade schlief.
Im Dunkeln schnappt ich mir noch einen Pullover, von dem ich nicht erkennen konnte, wem er gehörte und huschte leise aus dem Zimmer. Als ich das Kleidungsstück auf dem Weg nach unten anzog, roch ich, dass er nicht mir gehörte.

Als ich endlich unten im Hof ankam, wusste ich nicht mehr so recht, ob ich das hier wirklich tun sollte. Vielleicht wollte Gally ja gerade schlichtweg allein sein? Meine Schritte verlangsamten sich und gerade als ich umkehren wollte, drehte sich Gally zu mir um. 

“Hey Frischling”, flüsterte er und lächelte. Mit Absicht brach er unsere Abmachung, dass er mich so nicht mehr nennen sollte. Doch es klang nicht mehr so herablassend wie zuvor, sondern eher wie ein liebevoller Spitzname nur für mich. 

“Wenn du allein bleiben willst, kann ich…”, ich beende meinen Satz nicht, denn er schüttelte den Kopf und winkte mich mit einer Handbewegung zu sich heran.

Schüchtern ging ich auf die Sitzgruppe zu und ließ mich auf einen der freien Stühle in Gallys Nähe nieder. 

“Was machst du hier?”, fragte ich ihn, als er das Gespräch nicht initiierte.

Er seufzte. “Ich konnt nicht schlafen. Ob du's glaubst oder nicht, der Boden ist ganz schön hart.” 

Ich schnaubte. “Selbst schuld”

Gally schmunzelte. “Ja schon klar.” Er schaute hoch in die Sterne. Ich merkte augenblicklich, dass dieses Thema für ihn abgehakt war und er mir nicht erzählen würde, ob er nicht noch wegen anderen Gründen wach war oder mich danach fragen würde. Vielleicht wollte er tatsächlich nur stumm hier rum sitzen. 

Wer bist du wirklich? (Maze Runner FF / Gally) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt