Kapitel 4

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"Ich würd mir nur schnell die Hände waschen, dann geht's los", sagte Newt wieder mit diesem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht und schon war er verschwunden. Ich blieb allein im Gang zurück. Neugierig trat ich ein paar Schritte. An der Wand hingen Gemälde von Landschaften. Was war das nur für ein Ort? Und was tat ich hier?, fragte ich mich zum gefühlt hundertsten Mal. Ich merkte, dass mir diese Sache zwar gewisse Vorteile bringen konnte, aber eben auch Schwierigkeiten. Die Jungs hier wussten nicht meine ganze Geschichte. 

"Die Bilder sind wirklich gelungen nicht? Wenn ich könnte, würde ich ständig hier sein und sie mir anschauen.", hörte ich Newt auf einmal dicht neben mir sagen. Ich hatte ihn nicht zurückkommen gehört, doch hatte ich mich auch nicht erschrocken. In der Natur brachte es wenig Vorteile schreckhaft zu sein. Man würde sich nur jedes Mal verraten. Außerdem hatte Newt eine angenehm freundliche Stimme. Es kam mir vor, als würde ich sie schon immer kennen. 

"Wer hat sie gemalt?", frage ich, während ich mich zu ihm hinwende. 

Newt lächelt. Seine Augen funkeln begeistert. "Das ist sehr unterschiedlich. Einige sind von berühmten Künstlern, doch die meisten sind tatsächlich von uns. Vor allem Zart hat ein großes Talent . Das da drüben ist von ihm." Newt deutete auf ein großes Gemälde. Erst jetzt fiel mir auf, dass es tatsächlich das Gelände hier darstellte. Auf dem Hof arbeiteten die Jungs. Vorsichtig stellte ich mich näher heran. Konnte ich einen der Jungs erkennen? Nein, das war unmöglich. Die Figuren waren nicht mehr als grobe Siluetten. "Das hier bin ich", sagte Newt in die Stille hinein, als hätte er meine Gedanken gelesen und deutete auf einer der Figuren, die tatsächlich einen hellen Schopf hatte. Mehr Ähnlichkeiten gab es jedoch nicht. Newt lachte. "Jedenfalls hat das Zart behauptet." 

Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. Ich hatte keine Ahnung, was ich antworten sollte. Zu lange hatte ich nicht mehr mit Menschen geredet. 

"Ach, ich soll dir doch das Haus zeigen", fiel Newt plötzlich auf und machte eine einladende Bewegung in Richtung Treppe. 

"Was… Was ist das hier eigentlich?", fragte ich zögerlich. Viel schüchterner, als mir lieb war. 

"Gut Lichtungsstein meinst du? Ein Internat. Nur für Jungen natürlich.", erklärte er freundlich und führte mich die Treppe hoch. "Einige von uns haben keine Familie mehr. Andere sind einfach nur weit weg." Seine Stimme klang auf einmal seltsam belegt. Das Schicksal vieler Jungs hier, glich dem meinen. Gerne hätte ich Newt, nach seiner Familie gefragt, doch ich wagte es nicht. Es hätte ihm bestimmt nicht gefallen."Wir sind hier sozusagen unsere neue Familie." Das machte mich doch tatsächlich nachdenklich. 

"Denkst du, ich kann hier aufgenommen werden?", hörte ich mich plötzlich sagen. Ich hatte es nicht geplant. Newt, der oben angekommen war, drehte sich zu mir um und musterte mich schief. 

"Zuerst wirst du wahrscheinlich nur Gast sein, bis Alby weiss, was mit dir ist und woher du kommst." Ich merkte, wie ich langsam rot wurde. Gerade das wollte ich ihnen nicht erzählen. Ich musste mir also schleunigst was einfallen lassen, was ich ihm erzählen konnte. Schnell lenkte ich die Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema. 

"Alby? Ihr dürft ihn beim Vornamen nennen?" 

"Klar. Er hat uns schließlich alle aufgenommen. Wir sind sozusagen alle seine Söhne." Er zwinkerte mir zu. Wahrscheinlich war es nicht ganz so einfach, wie Newt es erzählte. Das war wohl nichts. 

Wer bist du wirklich? (Maze Runner FF / Gally) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt