Kapitel 22

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Als ich endlich aus dem Wald trat, war es schon dunkel. Und da lag es: Gut Lichtenstein. 

Ein warmes Gefühl der Geborgenheit erfüllte mich. Vor Aufregung kribbelten meine Finger. Am liebsten wäre ich sofort darauf zu gerannt, laut schreiend, dass ich wieder da war. Doch so langsam legte sich ein dunkler Schatten über meine Gedanken. Meine Schultern sackten wieder nach unten, als ich daran dachte, dass ich beim letzten Mal nicht hier bleiben durfte. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Offensichtlich nicht sehr viel. 

Doch ich schüttelte die trüben Gedanken einfach weg. Was solls! Jetzt war ich hier. Das war meine einzige Chance, an den Ort zurückzukehren, der sich für mich am meisten wie Zuhause anfühlte. 

Vorsichtig näherte ich mich dem Internat. 

Einfach hinein spazieren konnte ich wohl kaum. Man würde mich schnell entdecken. Das war okay, solange es einer der Lichter war, doch wäre es Alby gewesen, hätte er mich wahrscheinlich sofort wieder weggeschickt. Oder etwa nicht? 

Ich entschied mich dafür, im Schuppen zu nächtigen falls dieser noch offen war oder im Gewölbe, wie ich es an meinem ersten Tag hier bereits getan hatte. Es war immer noch warm genug dafür und ich hatte mehr Kleidung, um mir ein Bett herzurichten. 

Ich war so in Gedanken versunken, als ich die Tür öffnete. Ich bemerkte gar nicht, dass in dem Schuppen noch Licht brannte.  OH SHIT! Da stand Gally. 

Als er mich entdeckte, fing ich an zu fluchen. "Ach verdammt. Nicht du" Ich wollte gerade wieder die Tür zuschlagen, als Gally die Tür mit einer Hand aufhielt und kräftig dagegen drückte. "Ach was", sagte er und zerrte mich mit der anderen Hand am Arm in den Schuppen. Er tat mir dabei nicht weh, doch ich fiel trotzdem laut schreiend und wenig elegant vor Gallys Füße. 

"Was sollte das?", plärrte ich. 

"Psst. Willst du, dass das ganze Haus weiß, dass du hier bist?" Er hockte sich zu mir herunter, um mit mir auf Augenhöhe zu sein. Ich rappelte mich auf, blieb aber sitzen. Gemischte Gefühle stiegen in mir hoch. Ich wusste, dass wir nicht besonders gut auseinander gegangen waren, als ich fort musste und seine Begrüßung war alles andere als freundlich. Doch ich war irgendwie erleichtert, ihn wieder zu sehen und verspürte den brennenden Drang seine Nähe zu suchen. 

Natürlich würde ich ihm das nicht zeigen, weshalb ich mit patziger Stimme antwortete: "Eher, dass das ganze Haus weisst, dass du mich hier gerade verprügelst." 

"Jetzt übertreib nicht" Er richtete sich auf und lehnte sich zurück an die Werkbank hinter ihm, damit ich aufstehen konnte, ohne mir die Hand hinzuhalten. "Ich wollte nur nicht, dass du entdeckt wirst, während du hier einbrichst." Diese Aussage war das, was am nächten an ein Geständnis herankommen würde, dass er sich Sorgen um mich gemacht hatte. Es überraschte mich. Ich dachte, wir würden uns jetzt weiter bekriegen. Das war doch unser Ding.

"Vielen Dank auch. Ich kann auf mich alleine aufpassen", schnaubte ich lustlos. Meine Gedanken schwirrten wirr in meinem Kopf.

"Und was machst du nun hier?" , fragte Gally resigniert. Ich hätte mich fast verschluckt. Jetzt reichte es mir mit diesem fürsorglichen Gally. Er sollte nicht so tun, als wäre nichts vor meiner Abreise passiert. 

"Das geht dich einen Klonk an!", rief ich, wahrscheinlich viel zu laut, um unauffällig zu sein. 

“Sehr wohl. Was ist, wenn dich jemand sieht, was sowieso irgendwann passieren wird. Schon mal daran gedacht? Du kannst hier nicht bleiben, hat Alby gesagt” Dieser motzige Ton gefiel mir schon besser. Ich sprang gleich darauf ein. 

“Natürlich weiß ich das! Ich bin doch nicht blöd”

Gerade machte Gally den Mund auf, um mir schnippisch zu antworten, überlegte es sich dann jedoch nochmal anders. Stattdessen befahl er mit strengen Ton: "Du bleibst hier" und verschwand aus der Tür. 

Ich wusste gar nicht, was er tun wollte. Perplex blieb ich einfach stehen. Würde er mich jetzt verpetzten? Gerade als ich all meine Sachen packen wollte, um zu verschwinden, schwang die Tür wieder auf. Gally war wieder da. Allein. Zum Glück.

Wer bist du wirklich? (Maze Runner FF / Gally) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt