Kapitel 21

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Ich schleppte mich durch die nächsten Tage, so gut es eben ging. Wenn ich ehrlich war, wollte ich keine neuen Bekanntschaften finden, denn ich hatte nie wirklich gute Erfahrungen mit Mädchen gemacht. Selbst wenn sie nett zu einem waren, dann war es nur scheinheilig und weil sie etwas von dir wollten.

Genau diese Einstellung strahlte ich auch nach außen aus, sodass nur wenige Mädchen versuchten, Kontakt mit mir aufzunehmen. Sie fragten mich, wer ich sei und woher ich kam, doch ich stellte mich stumm. Schon bald hatte ich auch diese paar verscheucht. Es tat mir fast schon leid.

Am dritten Tag hatte ich dann das Gespräch mit Frau Dr. Paige. Sie war eine schlanke Frau mit rötlich schimmernden Haaren und einem abgearbeiteten Gesicht. Ihre Augen jedoch schauten mich aufrichtig an.

“Tut mir leid, dass ich erst jetzt Zeit für dich finden konnte. Es ist gerade viel los.” Ich antwortete ihr nicht, sondern blieb starr in ihrem Büro stehen, bis sie mich aufforderte, mich hinzusetzen.

“Sonja hat mir berichtet, dass du dich nicht sonderlich gut einlebst. Stimmt das?” Ich blieb stumm. Ich wollte nicht darüber reden, dass ich das mit Absicht machte. Doch Dr. Paige sah das anders. “Warum?”, fragte sie.

“Weil ich nicht hier sein will. Ich will wieder zurück.”

Sie runzelte die Stirn. “Das geht leider nicht. Du bist noch nicht volljährig und kannst nicht darüber entscheiden. Genauso wenig wie ich das kann. Aber ich bin mir sicher, dass du dich hier einleben wirst, wenn du es nur mal versuchst. Ich werde noch einmal Sonja zu dir schicken. Sie kann dir sicher helfen.”

Sie lächelte mich an, als wäre das das Heilmittel, was sie mir verkaufte. Doch nichts lag mir ferner, als es zu versuchen.

“Nein. Ich will nicht. Ich hab schon ein zuhause und das ist nicht hier. Es ist bei den Lichtern”

“Den Lichtern?”

“Ja, den Jungs vom Gut Lichtungsstein”

Dr. Paige wusste darauf keine Antwort. Sie versprach mir, sich eine Lösung auszudenken und entließ mich. Tatsächlich würde das wahrscheinlich wieder darauf hinauslaufen, mich irgendwie hier zu integrieren. Ich musste es also selbst in die Hand nehmen.

Ich verlor keine Zeit. Schnell schmiedete ich einen Plan. Da Teresa nicht in unserem Zimmer war, packte ich all meine Sachen in die Tasche, die ich bis aufs Nötigste nicht ausgepackt hatte. Später, wenn alle zum Essen gehen würden, würde ich mich sicher davon schleichen können.

Mein erster Gedanke war zwar gewesen, es nachts zu tun, doch gerade weil ich heute Dr. Paige gesagt hatte, was ich wirklich wollte, würde man diese Nacht nochmal ein extra Auge auf mich werfen, da war ich mir sicher. Ich musste ihnen also zuvorkommen.

Ich glaube nicht, dass es in diesem Moment irgendjemanden interessiert hat, dass ich abgehauen bin. Einfach durch das große Tor durch spazieren wagte ich trotzdem nicht.

Glücklicherweise hatte ich irgendwann in den letzten Tagen eine Sicherheitslücke in dem sonst über 2 Meter hohen Zaun gefunden. Anscheinend hatte sich an einer Stelle ein Fuchs oder sowas unter den Zaun gegraben und ich dankte ihm in Gedanken dafür.

Als Teresa zum Essen ging, sagte ich ihr, dass ich noch kurz Hausaufgaben machen musste und gleich nachkommen würde. Sie zuckte nur die Schultern und ging.

Als der Flur vollkommen ruhig da lag, schlich ich mich raus und zielstrebig, aber immer bedeckt zu meinem Durchgang. Er war nicht groß, sicher nicht. Aber mit einer Schaufel, die ich im Schuppen geklaut hatte, ließ es sich ausbauen und schon war ich durch.

Freude überkam ich, als ich das große Gebäude des Mädcheninternats von der anderen Seite des Zaunes betrachten konnte. Doch ich hielt mich nicht lange damit auf, sondern rannte so schnell ich konnte in den Wald.

Ich hatte versucht, mir den Weg zum Jungeninternat gut zu merken, doch es würde viel länger dauern, bis ich dort ankam. Zum Glück lag es nicht allzu weit weg.

Wer bist du wirklich? (Maze Runner FF / Gally) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt