Kapitel 15

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Gally brachte mich hoch in sein Zimmer, dabei stets bedacht, dass ich nicht noch einmal ausrutschte und auch ja die Treppe hoch kam, was ich ziemlich übertrieben fand. Newt war nicht im Zimmer. Also waren wir allein.

Etwas unbeholfen stand ich in seinem Zimmer, triefend Nass. Gally machte sich ohne ein Wort daran, etwas im Schrank zu suchen. Dann streckte er mir ein Handtuch entgegen. "Du solltest vielleicht auch deine nassen Kleider ablegen, bevor du krank wirst", sagte er in eben diesem besorgten Ton, den er auch hatte, als er mir die Sachen am Abend zuvor vorbeigebracht hatte. Ich starrte ihn argwöhnisch an. Wieso wechselte sein Verhalten mir gegenüber ständig so stark?

Gally zuckte verlegen unter meinen Blicken zurück. "Ich schau auch nicht hin" Er überlegte kurz, bevor er sich erneut im Schrank herum kramte und schließlich ein T-Shirt hervorbrachte, das noch größer war, als das, was er mir zuvor gegeben hatte.

"Danke", sagte ich perplex. Als sich Gally umdrehte, trocknete ich mich ab und wechselte meine Sachen. Ich konnte sogar meine ebenfalls nasse und mit Schlamm verschmierte Hose ausziehen, da das Shirt bis über meinen Po reichte.

Dann wusste ich nicht so recht, was ich tun sollte, deswegen sagte ich Gally einfach, dass er sich jetzt wieder umdrehen könne.

"Und jetzt?", fragte ich dann.

"Ich könnte dir mein nächstes Projekt zeigen. Schließlich bist du noch im Dienst" Er grinste. "Es ist aber noch nicht fertig. An einer Stelle bin ich mir noch sehr unsicher bei der Umsetzung"

"Was ist es denn?", fragte ich interessiert und trat ein paar Schritte auf ihn zu. Gallys Blick wanderte aufgeregt hin und her, bis er sich auf ein großes Stück Papier auf seinem Schreibtisch stürzte. Es gefiel mir mehr als es sollte, dass ich ihn so in Verlegenheit gebracht hatte.

"Wir haben hinterm Haus ein paar Ziegen stehen. Leider wurden letzte Woche ein paar von ihnen von irgendwelchen Biestern gerissen. Jetzt wollten wir ein sicheres Gehege bauen, doch ich bin mir nicht sicher, was das beste wäre."

Ich nahm die Zeichnung entgegen und betrachte sie. Grobe Striche formten ein Ziegengatter.

Ich nickte und gemeinsam setzten wir uns an die Arbeit, um über passenden Schutz von oben und unten zu diskutieren. Manche der Ideen waren eher absurd, weshalb wir viel lachten und dabei fast gänzlich das eigentliche Ziel vergaßen.

Doch irgendwann wurden wir abrupt unterbrochen.

"Newt! Ich wollte…"Thomas riss mit viel Schwung die Tür auf und fiel ihr so hinterher, dass er praktisch ins Zimmer flog."nach den Hausaufgaben fragen", endete er seinen Satz und wurde etwas rot, als er mich und Gally im Zimmer sah.

"Er ist gar nicht hier?"

"Man! Ich bin echt froh, dass ich nicht mit euch zwei Strünken in einem Zimmer wohnen muss, ach moment mal, du bist ja so oft hier, dass es fast schon so ist, als würdest du hier wohnen." Gally war aufgestanden und baute sich vor dem etwas kleinerem Thomas auf.

Was sollte der Mist? Thomas hatte doch noch nicht einmal etwas getan.
Dieser schaute ihn grimmig an." Das beruht auf Gegenseitigkeit. Du kannst froh sein einen Zimmergenossen zu haben, sonst würdest du ja völlig vereinsamen, weil du nämlich keine Freunde hast"

"Hör mir mal zu, du Strunk", begann Gally und zeigte auf Thomas, doch ich grätschte dazwischen. "Hört auf!"
Gally starrte mich an. All seine Wut war mit einem Mal verschwunden. Es sah beinahe so aus, als würde es ihm leid tun. Sein Blick haftete weiter auf mir, als ich unsere Blicke trennte und Thomas anschaute. Dieser sah immer noch ziemlich sauer aus. Sein Mund war seltsam verzogen. Dann sah er mich an und presste hervor: "Sagt Newt wenigstens bescheid, dass ich da war, wenn er wieder kommt"
Ich nickte. "Natürlich."

"Vielleicht solltest du lieber nach ihm in einen der anderen Zimmer schauen. Kann mir vorstellen, dass er gerade bei Minho ist", fügte Gally mit gemeinem Ton hinzu.

Thomas erstarrte. Ich sah wie verletzt er war und kapierte sofort, was Gally damit sagen wollte und was Thomas auch verstand, war: Newt findet ihn besser als dich.

"Gally", hauchte ich erschüttert, woraufhin er mich nur mit einem Was denn?-Blick anschaute.
Ehe ich etwas zu Thomas sagen konnte, knallte dieser schon die Tür zu.

"Na toll", sagte ich nur.

Wer bist du wirklich? (Maze Runner FF / Gally) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt