Wer bist du wirklich? (Maze Runner FF / Gally)

Kapitel 13

Newt und Thomas nahmen mich mit zu ihren Stunden. Da auf dem Internat nicht so viele Jungs sorgten, dass es sich lohnen würde, für jedes Fach eine eigene Klassenstufe aufzumachen, gab es in einigen Fächern, in denen es möglich war, nur zwei Klassen. Dabei lernten die etwas jüngeren bis zur 7. Klasse zusammen und die Älteren. So also zum Beispiel in Ethik, Kunst und Deutsch. Letzteres war die erste Stunde, in die ich mich reinsetzen musste.

Am liebsten hätte ich mich irgendwie zwischen Newt und Thomas gequetscht, auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, die beiden wären am liebsten allein, doch die Lehrerin platzierte mich auf den letzten freien Platz neben Gally. Ausgerechnet!

Ich war mir noch nicht sicher, ob er mir jetzt gut gewandt war oder immer noch Groll auf mich hegte, wie eigentlich auf jeden anderen auch.

Als er mich sah, grinste er schief und seine Augen funkelten. Es war nicht dieses Grinsen, wenn er sich über jemanden abfällig lustig machte, das merkte ich sofort.

"Schönes T-Shirt", flüsterte er mir zu, als ich mich gesetzt hatte. Das war es also.

Ja okay, es war nunmal das einzige saubere, das ich im Moment hatte. Ich würde später Newt fragen, ob die Jungs noch irgendwelche Sachen für mich übrig hatten.

Ich schaute noch einmal zu Gally, der immer noch grinste. Es sah sogar irgendwie süß aus. Ich schnaubte und schob ihn belustigt von mir weg.

Oder ich fragte Gally später nochmal. War ja schließlich auch eine Möglichkeit.

Der Tag verging quälend langsam. Ich kam nicht in jedem Fach ganz mit, da ich einfach ins Thema rein geworfen wurde und auch, weil ich in meinem alten Unterricht, der die meiste Zeit im Heim stattgefunden hatte, nicht besonders gerne zugehört hatte. Ich war mir sowieso sicher, dass sie dort nur Klonk erzählt hatten.

Ha! Ich hatte mir tatsächlich jetzt schon nach einigen Stunden, die ulkige Sprache der Lichter, wie sie sich selbst gern nannten, übernommen. Dabei wunderte ich mich immer noch, warum sie so komische Wörter benutzten.

"Tag eins Frischling. Auf geht's! ", forderte mich Gally auf, sobald der Unterricht vorbei war und er mich in meinem Raum gefunden hatte.

Waren Frischlinge nicht die Jungen von Wildschweinen? Warum verglich er mich mit Schweinen? "Was soll der dumme Spitzname?", fragte ich ihn deshalb fordernd.

Gally musterte mich verwirrt und zuckte dann bloß gleichgültig mit den Schultern. "Du bist eben die Neue hier. So nennen wir die nunmal hier"
Das hieß er nannte sie so. Keiner der anderen hatte mich bis jetzt so genannt.

"Lass es bitte", sagte ich nur knapp und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ha! Sonst was?", fragte Gally, doch er wartete nicht mal meine Antwort ab, sondern ging einfach weiter.

Seufzend folgte ich ihm. Ich wusste, dass ich hier gegen eine Wand reden würde.

Zufällig fiel mein Blick auf ein Fenster und ich sah, dass es in Strömen regnete. Ach Klonk! Das konnte doch jetzt nicht wahr sein.

"Du willst ernsthaft bei diesem Wetter raus gehen?", beschwerte ich mich und stellte fest, dass meine Stimme sich viel quengeliger anhörte, als ich es beabsichtigt hatte.

"Warum nicht?" Gally zuckte nur mit den Schultern. "Du bist doch keine Memme"

Das waren mal wieder ganz nette Worte.

"Natürlich nicht. Ich hab schließlich für 'ne ganze Weile im Wald überlebt, falls dus noch nicht mitbekommen hast", hörte ich mich sagen. Klonk! Warum musste ich auch immer so eine große Klappe haben? Das würde mir nicht dabei helfen, nicht raus zu müssen. Außerdem hatte es in den letzten paar Tagen, in denen ich unterwegs gewesen war, nicht einmal geregnet. Doch ich konnte diese Gemeinheit nicht einfach so auf mir sitzen lassen, oder?

"Und wo ist dann das Problem?", fragte Gally nun schelmisch.

"Das Problem ist..." Jetzt musste ich mir schnell was einfallen lassen. "dass es unfair ist. Die anderen Jungs gehen nicht raus."

"Die anderen Jungs haben auch keine Schulden bei mir." Damit hatte er leider recht. Ich konnte ihm nichts mehr entgegen bringen, weshalb ich ihm nur missmutig hinterherstapfte.