Kapitel 3

118 6 0
                                    

Die Jungs führten mich also rein in die große Eingangshalle. Die Decke war hoch, doch anders als angenommen, war sie nicht prunkvoll in Purpur und Gold eingerichtet. Nein, eher schlicht, mit viel Holz und cremigen Weiß. Aber so gefiel es mir auch viel besser. Ich bestaunte die Halle mit den hoch führenden Treppen. 

"Hübsch, nicht?", fragte mich Newt, der neben mir lief. 

"Ganz nett", murmelte ich. Natürlich war ich noch nie in solch einem schönen Haus gewesen, aber das mussten die Jungs nicht unbedingt wissen. 

Wir durchquerten die halbe Halle zu einem Gang, an dessen Ende eine Tür war, auf die wir nun hin steuerten. Thomas klopfte höflich an und wartete, bis wir ein "Herein" von innen hörten. Ich betrachtete seine erdigen Hände und die einfache Kleidung, die er trug. Es passte kaum hier herein. 

Thomas warf mir einen Blick zu. "Brauchst nicht aufgeregt zu sein", beschwichtige er. Doch genau als er es sagte, überkam mich plötzlich die Panik. Worauf hatte ich mich nur hier eingelassen? 

Im Inneren saß ein dunkelhäutiger Mann an einem Schreibtisch. Seine Schultern waren beeindruckend breit und auch seine kurz geschnittenen Haare, verliehen ihm einen mächtigen Eindruck. 

Zuerst schien er erstaunt, als er von seinen Blättern aufsah und mich in der Mitte der Jungs entdeckte. Doch dann lächelte er und machte tatsächlich einen freundlichen Eindruck. "Nun?", fragte er einfach so. Und in dem Wort standen so viele Fragen gleichzeitig. Ich versuchte sein Alter zu schätzen, doch mehr als 'in seinen besten Jahren' viel mir nicht ein. Er schien sowohl frisch als auch weise zu sein. 

"Das ist Robin", plapperte Thomas geradewegs heraus und ich nickte schüchtern. 

"Wir haben ihn bei den Werkzeugen gefunden.", ergänzte Newt. 

Der Mann nickte dazu nur. 

"Er hat sich dort anscheinend ein Nachtlager aufgebaut", fügte Gally aus der Ecke feindselig hinzu. 

"Ich bin Alby Rooks", stellte sich der Mann vor, ohne weiter auf Gallys Kommentar einzugehen. "Ich bin der Leiter dieses Jungeninternats. Gut Lichtungsstein" Er deutete mit einer ausladenden Bewegung auf das Büro, in dem wir alle standen. 

"Nun erzähl, was führt dich hierher" Er war aufgestanden und kam jetzt mit verschränkten Armen und einem musternden Blick auf mich zu. Direkt vor mir blieb er stehen. 

Ich schluckte. Ich konnte ihm doch nicht meine ganze Geschichte erzählen. Panisch schaute ich nach oben und entschied mich für einen Teil der Wahrheit. "Ich weiss nicht. Ich wollte nur einen Unterschlupf für die Nacht und dann wieder gehen. Wirklich." Ich merkte, wie ängstlich ich mich anhörte. Ich hatte mich rechtfertigen wollen! Doch zu spät. Am liebsten hätte ich den Blick gesenkt, doch da ich wusste, dass mich alle Jungs anschauten, musste ich weiterhin zu Mister Brook aufschauen. 

Dieser nickte und fuhr sich gedankenverloren übers Kinn. "Vielleicht wirst du mir mehr anvertrauen können, wenn du doch erstmal hier eingelebt hast", flüsterte er so leise, dass niemand anderes außer ich es verstehen könnte. Hoffte ich jedenfalls. "Es sei denn, du willst wieder fort" Er schaute mich eindringlich an. 

"Ich weiß nicht", murmelte ich. Wie blöd sich das anhörte. Ich überlege. Mich vermisste niemand, ich hatte niemand und hier würde es ein warmes Plätzchen geben. Ich schaute mir die anderen Jungs noch einmal genauer an. Sie schienen sehr zufrieden hier zu sein. "Ich denke nicht", gab ich dann etwas lauter zurück. 

"Gut das", sagte Mister Brook und legte mir kurz die Hand auf die Schulter und drückte sie. "Ich würde dir gerne selbst eine Führung durchs Haus geben, aber ich kann nicht. Newt soll es für mich tun" Er nickte dem blonden Jungen zu. Dieser trat neben mich und schenkte mir ein ehrliches Lächeln. 

"Und ihr andern geht wieder an die Arbeit!", befahl Mister Brook mit sanfter Strenge. Ein mürrisches Gemurmel ging durch die Reihen, doch schließlich verließen alle den Raum und Newt und ich folgten ihnen. Man konnte den anderen förmlich ansehen, dass sie gerne Newts Aufgabe übernommen hätten, anstatt wieder im Garten zu arbeiten. 

Ich fühlte mich ein wenig beengt, so im Mittelpunkt zu stehen. Für sie war es etwas Besonderes, dass ich hier einfach auftauchte. Und für mich? Es fühlte sich nur seltsam an.

Wer bist du wirklich? (Maze Runner FF / Gally) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt