Kapitel 26

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"Ich… ich glaube das weiss ich selber nicht.", raunte Gally so leise, dass ich es nicht gehört hätte, hätte ich nicht so brennend darauf gewartet. Er sah mich nicht an, sondern starrte nur auf das Heft vor ihm auf dem Schreibtisch, als würde er tatsächlich Hausaufgaben machen. Tat er aber nicht.

Er sah ziemlich fertig aus. Als würden seine Gedanken rasen, als wüsste er nicht, was er mir antworten sollte. Ich merkte, dass er mich nicht ansehen wollte.

Ich wünschte mir, ich hätte das gar nicht gesagt, denn ich hatte ihn damit überrumpelt. Wahrscheinlich konnte er mit meinen Gefühlen gar nichts anfangen und wenn er jetzt irgendwas nettes sagen sollte, dann wohl nur aus Mitleid.

Nein, lieber war mir, er würde mir ins Gesicht schreien, dass ich ihn nicht interessierte, dass er mich nicht mochte und er mich nicht mehr wieder sehen wollte. Dann wüsste ich wenigstens wo ich stand.

Aber tief in meinem Inneren rief mir eine kleine Stimme zu, dass er das nicht tun würde. Es würde keinen Sinn machen, dass Gally sich so verhält, wenn er mich hassen würde.

"Du machst es mir nicht gerade leicht, wenn du mich so anstarrst", murmelte Gally halb verärgert, halb nervös.

"Ich starre überhaupt nicht", empörte ich mich laut, doch ich musste wegschauen.

"Es tut mir leid, dass ich dich so verwirrt hab." Langsam trat er zu mir heran. Er hockte sich vor mich, dann schob er sanft eine lose Strähne meiner kurzen Haare zurück, doch sie wollte nicht hinter dem Ohr halten bleiben. Sie war einfach zu kurz. Pah, so romantisch hatte er sich das vorgestellt? Nein, das ging mit mir nicht.

Ich zog meinen Kopf von seinen Händen weg, schaute ihn nicht an.
Er seufzte. "Ich… will dir eine Erklärung dafür geben, aber dazu musst du mir Zeit lassen. Ich weiss nicht recht, wie ich das sagen soll."

"Willst du so lange warten, bis ich wieder fortgeschickt werde? Beim letzten Mal hast du mir schließlich auch nicht Tschüss gesagt" Ich starrte in sein Gesicht und sah… Verzweiflung. Traurig schaute er mich an, so verletzlich, wie ich ihn noch nie gesehen habe.

"Robin, bitte. Nein. Ich habs nicht geschafft okay. Ich dachte du willst es gar nicht." Seine Stimme brach und er  wendete den Blick ab. Weinte er jetzt? Ich konnte ihn so nicht sehen. Verdammt, dabei wollte ich es doch so gerne wissen.

"Newt wird sowieso bald reinkommen", antwortete ich daher leise. Ich hatte den Drang ihn zu berühren, so wie es bei mir getan hatte. Ich wollte sein Gesicht in meine Richtung zu lenken, damit er mich ansah, doch ich wagte es nicht.

Zum Glück schaute er in diesem Moment auf und Dankbarkeit stand in seinem Blick. Ich konnte mich nicht darüber freuen. Was war, wenn er morgen mit dem gleichen Klonk weiter machte?

"Morgen", raunte er mit tiefer Stimme. "Versprochen"

In diesem Moment trat Newt ein. Seine Haare waren noch nass vom Duschen. "Wow", sagte er, als er uns beide so an seinem Bett sah. "Was macht ihr beiden Strünke denn? Bin ich in irgendwas reingeplatzt?"

"Nein", sagte Gally ganz ruhig und richtete sich auf. In seinem Blick war keine Spur mehr seiner aufgewühlten Gefühle zu sehen. Hatte ich mir das tatsächlich nur eingebildet?

"Ich hab Robin nur ein wenig beruhigt, dass sie sich keine Gedanken wegen Alby machen soll"
Na danke auch.

"Richtig.", antwortete Newt, immer noch ein wenig verwirrt, doch er ging darauf ein. Langsam schloss er die Tür hinter sich, überlegte, ob er es tatsächlich sagen sollte und fing dann einfach an. "Ich hab mal auf die Uhr geschaut. Entweder kommt Alby zu spät oder er lässt den Rundgang heute ausfallen." Seine Miene wechselte von nachdenklich zu entschuldigend. Er trat einen Schritt in meine Richtung. "Ich glaube, er weiß schon längst dass du hier bist, Robin"

Wer bist du wirklich? (Maze Runner FF / Gally) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt