Die aus dem nichts zu kommen schien und einfach nicht mehr gehen wollte

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An diesem Morgen wurde ich von meinem eigenen Schrei geweckt. Jetzt saß ich aufrecht in meinem Bett, mein Kopf glühte und der Schweiß stand mir auf der Stirn. Gleichzeitig flogen meine Zimmertüren auf und zwei Wachen mit gezogenen Schwertern kamen herein gestürmt. Suchend blickten sie hastig durch den Raum. Ihr Blick blieb an mir hängen. Abwehrend hob ich die Hände.

„War nur ein Traum", erklärte ich schwer atmend. Die goldenen Soldaten nickten und verschwanden wieder hinter den von ihnen geschlossenen Türen. Sie waren das schon von mir gewohnt, aber dennoch kamen sie jedes Mal wieder.

Heute hatte mich wieder einer dieser fiesen Träume aus meinem Schlaf gerissen. Im Großen und Ganze träumte ich schon seit Wochen immer das selbe. Der Bifröst, schreiende Menschen, eine Person, grünes Feuer, rotes Feuer, der Tesserakt, diesen Helm, kämpfende Soldaten und seit einigen Tagen mischten sich auch noch Berge aus Müll, ein seltsam gekleideter Mann, Bruce Banner und Thor mit hinein. Es war, als wollte mir mein Unterbewusstsein etwas zeigen, doch ich war zu abgelenkt, um mich voll darauf zu konzentrieren und es zu verstehen. Andererseits wollte ich mich auch gar nicht darauf einlassen. Um ehrlich zu sein, machten mir diese Träume, von denen ich hoffte sie würden keine Visionen sein, echt Angst. Immer wieder sah ich Menschen in Gefahr oder gar sterben, ich fühlte ihre Angst, ihre Hoffnungslosigkeit, meine eigene Hoffnungslosigkeit und das war einfach nur beängstigend. Ich sah nur Ausschnitte, Teile des Ganzen, aber nie alles und das machte es umso schwerer für mich. Was würde noch alles passieren? Was hatte das zu bedeuten?

Mit meinem Handrücken strich ich über meine heiße Stirn und versuchte mein Herz ein wenig zu beruhigen. Mein Blick schweifte durch den dunklen Raum. Es war mitten in der Nacht, der Mond stand halb am Himmel, Wolken verdeckten die Sterne, wenig Licht fiel in das Zimmer und keine Kerze brannte mehr.

Heute war wieder einer der Tage, an denen ich auf dem Balkon zusammen mit Diama eingeschlafen war, aber in meinem Bett aufwachte. Zuvor hatten wir Bücher aus der riesigen Bibliothek gelesen, meins handelte von Geschichten aus Asgard. Es war wirklich interessant gewesen.

Seit dem Abend, an dem ich auf dem Dach des Soldaten bis Sonnenaufgang gesessen hatte, hatten wir nicht mehr über Livia gesprochen, aber das war auch okay. Er brauchte Zeit, Zeit für sich und die würde ich ihm geben.

Ich schwang meine Beine vom Bett, da ich jetzt ohnehin nicht mehr schlafen konnte, ging ins Bad und duschte. Das heiße Wasser half aber auch nicht die schrecklichen Bilder aus meinen Träumen zu vergessen. Danach zog ich mir ein ganz besonderes Kleid an. Sif hatte es mir vor ein paar Wochen geschenkt. Es hatte einen hohen, engen Kragen, war eng um die Schultern, den Oberkörper bis über die Taille. Oberhalb sah es ein wenig aus wie eine Rüstung, denn das Material war hart, eng und mit blau glitzernden Mustern übersät sowie vereinzelten goldenen Schimmern. Über der Brust von den Seiten spitz zulaufend bis kurz vor den Hals verlief eine silberne Halterung. Die blau, glitzernde Spitze zog sich bis in den dünnen Tüllstoff unterhalb der Taille, der sich dort ausbreitete und zu Boden fiel. Über den Armen lag ein dünner, fast durchsichtiger Stoff, mit leichtem, blauem Schimmer und an den Handgelenken waren die selben Muster wie auf dem Oberkörper aufgenäht. Das Kleid hatte einen Schlitz am rechten Bein, der deutlich zu erkennen war, wenn ich lief. Ich zog meine blau, schwarzen Boots mit kleinem Absatz darunter. Ein silberner, feiner Ring zierte meinen rechten Mittelfinger und kleine Perlenohrringe steckten in meinen Ohren. Heute würde etwas geschehen, ich spürte es. Ich wusste nicht, was es war, doch dieses Gefühl ließ mich nicht los, also sollte ich vorbereitet sein, deshalb hatte ich auch genau dieses Kleid ausgewählt. Sif wäre nicht Sif, wenn sie mir ein einfaches Kleid schenken würde. Nein, dieses gute Stück war zum Kämpfen gemacht worden. Die Brustpartien waren mit Stahl von innen verstärkt und schützen so meinen ganzen Oberkörper und Rücken. Der Rock bat genug Bewegungsfreiheit und konnte zur Not auch auf Knielänge gekürzt werden. Meine Boots hatten ebenfalls verstärkte Spitzen, zum Treten und auch die Haarnadel, die ich mir ins Haar steckte, war scharf wie ein Dolch. Ich band meine schwarze Mähne zu einem hohen Pferdeschwanz und steckte die Nadel hinein. Sie war unscheinbar, wirkte wie ein normales Accessoire.

Daughter of a GodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt