Ich war doch nur ein junges Mädchen

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Das Monster hinter mir schob mich unsanft in einen kleinen Raum. Die Wände waren aus glänzendem Metall und nur eine schmale, wacklige Liege stand in der einen Ecke. Es gab weder Fenster noch sonstiges Mobiliar.

Die Maschine in der wir gelandet waren, war groß und dennoch irgendwie schmal. Die Gänge und Räume waren nur wenig belichtet gewesen. Genau wie das Zimmer, in dem ich jetzt stand.

Die Kreatur schlug hinter mir die Tür zu und ich zuckte zusammen. Ich hatte Angst. Dieses Mal aber nicht um meine Familie, sondern um mich selbst. Ich war hier gefangen. Es gab kein Entkommen. Oder?

Ich war verzweifelt und tat das einzige, was mir half, mich ein wenig abzulenken. Hektisch lief ich also in dem kleinen Raum umher, betastete die Wände, suchte nach einer Möglichkeit heraus zu kommen. Die Tür war aus noch dickerem Metall als die Wände und unmöglich zu öffnen ohne den Schlüssel. Würde ich das Schloss knacken können? Mit einer Haarnadel vielleicht? Ich wusste, dass ich einige noch in meiner Frisur stecken hatte, aber würde es mir gelingen unbemerkt hier raus zu schleichen? Und was würden sie mit mir machen, wenn ich scheitern würde?

Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus und die Panik stieg.

Was, wenn ich hier niemals wieder heraus kommen würde? Wenn niemand kam, um mich zu retten? Aber nein, Thor und Odin, sie würden kommen, sie würden mich hier raus holen, mich retten und zurück nach Hause bringen. Frigga würde mich trösten – Nein, würde sie nicht. Sie war tot. Die Dunkelheit hatte sie verschlungen und mit sich gezogen. Ich hatte es gewusst und nichts gesagt. Ich hätte sie vielleicht retten können, beschützen können. Sie wäre vielleicht noch am Leben, wenn ich doch nur etwas gesagt hätte. Odin hätte Wachen zu ihrem Schutz aufstellen lassen und diese hätten Malekith und das Monster getötet. Frigga wäre so noch hier. Es war meine Schuld. Ganz allein meine Schuld, dass meine Großmutter nun tot war. Ich hatte ihr das Leben genommen, meinetwegen verlor mein Vater und mein Onkel ihre Mutter, mein Großvater seine Frau und Asgard seine Königin.

In diesem Moment hasste ich mich selbst mehr als alles andere. Nicht einmal Malekith oder das Monster waren so schlimm wie ich. Ich hätte etwas ändern können. Ich hätte Asgard warnen können vor ihrem Untergang, vor den Dunkelelfen.

Kraftlos sackte ich zu Boden. Ich machte mir nicht Mal die Mühe zu der Liege zu gehen. Ich hatte es nicht verdient auf etwas weichem zu sitzen. Der harte Stahl unter meinen Gliedern tat meinem Körper nicht gut, aber das war mir egal.

Ich war ausgelaugt und müde. So schlief ich ein, doch nicht lange.

Unzählige Male schreckte ich hoch. Bilder, Erinnerungen, sie verfolgten mich, ließen mir keine Stunde Ruhe. Ich sah Asgard in Flammen, dann war ich wieder in New York, hörte die Menschen schreien und rennen, dann sah ich Loki, wie er in Ketten gelegt wurde, darauf erschienen Thor und Jane, sie wandten sich von mir ab für das, was ich getan hatte, Odin tauchte auf und sah mich abwertend und enttäuscht an, ich hatte ihm alles genommen, seine große Liebe, sein Leben, seine Königin. Dann sah ich Frigga. Sie wurde vor mir erstochen. Immer und immer wieder ließen mich diese Bilder aufschrecken. Von mal zu Mal tat es mehr weh, aber ich schlief wieder und wieder ein.

Würde Frigga noch leben, wenn ich ihr und Odin von den Visionen erzählt hätte?

Hätten mehr Wachen etwas ausrichten können oder würden sie jetzt ebenfalls tot sein?

Wenn ich aufmerksamer gewesen wäre und nicht so überstürzt, hätte ich Malekith aufhalten können bevor er meine Großmutter umbringen ließ?

Fragen, die mich quälten, denn ich fand keine Antwort.

Ich war nach weniger Zeit Schlaf wieder wach und traute mich nicht, meine Augen erneut zu schließen. Mein Körper tat weh von dem harten Boden, aber das war nur die Strafe für die Schuld, die mich zu verschlingen drohte. Von Minute zu Minute wuchs sie stetig weiter. Die Fragen wurden mehr, häuften sich und brannten sich in meinen Kopf, mein Herz und meine Seele.

Daughter of a GodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt