Wenn er mich nicht will, wo soll ich dann hin?

682 43 8
                                    

Ohne es zu wollen, begann ich zu zittern.

Meine Hand, die gerade eben noch auf ihrer gelegen hatte, rutsche davon runter und ich fiel.

Während diesem elend, langen, tiefen Fallen breitete sich die Dunkelheit aus. Ich hieß sie Willkommen. Empfang sie mit offenen Armen und ruhte friedlich in der schwarzen Hölle meines eigenen Verstandes.


– Loki P.o.V. –

Serafillia war fort.

Vor langer Zeit hatte sie mich schon verlassen, war weg gerannt, hatte mir alles genommen und jetzt. Ja, jetzt war sie erneut gegangen. Hatte das Leben vollkommen hinter sich gelassen.

Auch wenn ich es nicht wollte, traf mich ihr Tod hart. Ich hatte ihr damals mein Herz geöffnet. Sie war die Einzige, die mich jemals so gesehen hatte, wie ich wirklich war. Doch sie war geflohen. Geflohen vor mir.

All die Jahre war ich wütend und verletzt. Ich wollte es jetzt auch, wütend sein, aber es ging nicht. Ich war traurig. Sie war endgültig fort. Ich würde meine Fehler niemals wieder gut machen können. Niemals.

Aber ich wusste, dass ich jetzt eine neue Aufgabe hatte. Eine viel wichtigere. Denn ich hatte eine Tochter.

Als meine Gedanken zurück zu dem Zimmer kamen, in dem wir standen, starrte ich auf den leblosen Körper der Liebe meines Lebens.

Selbst der Tod konnte von ihrer Schönheit nicht einen kleinsten Schimmer nehmen. Doch den Glanz aus ihren Augen, den konnte er wahrlich rauben und die Tatsache, dass eben das geschehen war, ließ mein Herz sich zusammen ziehen.

Die Trauer war im Raum zum Greifen nahe. Schmerz, Verzweiflung dicht gefolgt.

Mein Blick fiel auf die kleine Gestalt, die vor Serafillia kniete. Sie tat mir so unbeschreiblich leid.

Mein armes, kleines Kind. So viel Schmerz hätte sie niemals fühlen sollen. Sie hatte es einfach nicht verdient gehabt, ihre Mutter zu verlieren.

Sie saß mit dem Rücken zu mir, aber ich konnte ihren Schmerz fast selbst spüren.

Oder war es doch nur mein eigener?

Ihre Hand rutschte über die ihrer Mutter und ohne zu zögern, nahm ich einige große Schritte und fing sie auf, als sie gerade dabei war umzukippen.

Ich hielt sie fest in meinen Armen, griff unter ihre Knie und hob sie hoch. Ihren Kopf legte sie automatisch an meine Brust und für einen Moment fühlte ich eine tiefe Verbundenheit.

Sie war mein Kind. Mein Fleisch und Blut. Sie würde an meiner Seite stehen und mit mir zusammen diese Welt beherrschen.

Das hoffte ich zumindest. Ich hoffte es wirklich inständig.

Ein letzter, schmerzvoller Blick zu Serafillia und ich trug das Mädchen aus dem Raum, verschloss die Tür und ging den kleinen Flur entlang.

Ohne groß nachzudenken ging ich in ein Zimmer, von dem ich dachte, es sei ihres.

Ein großes Bett stand rechts in dem Raum vor dem Fenster und ich ging darauf zu. So vorsichtig wie nur möglich legte ich sie auf die Matratze und deckte sie zu.

Ich setzte mich zu ihr auf das Bett und beobachtete sie.

Sie war hübsch. Ihre schwarzen Haare, die sie auch ganz klar von mir hatte, lagen in einzelnen Strähnen in ihrem Gesicht. Ihre Gesichtszüge, die Wangenknochen und das Kinn erinnerten mich so sehr an ihre Mutter.

Trotz dem bewusstlosen Zustand konnte ich ihre Trauer gut erkennen. Sie stand auf ihrem Gesicht und je länger ich darauf schaute und hoffte, es würde verschwinden, desto mehr schien es Besitz von ihr zu ergreifen.

Daughter of a GodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt