Kapitel 6

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Ich lag in einem Bett und jemand spielte auf einem Zupfinstrument eine Melodie. Ich kannte die Melodie und plötzlich fiel mir auch der Name des Instruments ein. Guqin. Eine Griffbrettzither, die in der klassischen chinesischen Musik gespielt wird. Meine alte Musiklehrerin wäre stolz, dass ich dieses Wissen noch hervor kramen konnte. Ich lag in einem traditionellen Haus und...ich hatte schon wieder lange Haare. Ok, ich träumte definitiv. Selbst dieses Gefühl etwas in Traumform wiederzuerleben, was ich normalerweiße nur bei alten Erinnerungen hatte, machte sich in meiner Brust breit. Ich drehte meinen Kopf und sah jemandem am anderen Ende des Raumes sitzen. Nur verschwommen nahm ich wahr, dass die Person männlich sein musste...und auch er hatte lange Haare. Anscheinend war das so ein ganz neues Ding in meinen Träumen, von dem mein Gehirn extrem begeistert war und es deshalb in jedem Traum mit einbaute. Ich hatte etwas anderes von einem pubertierendem Gehirn in seinen besten Jahren erwartet, aber beschweren konnte ich mich auch nicht. Dieses Gefühl der Vertrautheit war hier allgegenwärtig. Der Mann am anderen Ende des Raumes spielte die Guqin. Seine schmalen Finger zupften über die Saiten. Wenn ich weiter diese Finger anstarre werd ich noch einen Fingerfetisch entwickeln. Um so länger ich die Melodie hörte, um so mehr fragte ich mich, woher ich sie kannte und warum sie so vertraut klang. Um mich herum wurde es schwarz, aber die Melodie blieb und gab mir ein Gefühl von Sicherheit.

Als ich aufwachte hörte ich immer noch die Melodie. Verwirrt setzte ich mich auf und sah, wie Lan Zhan auf dem Gegenüberliegendem Bett mit überkreuzten Beinen saß und etwas vor sich hersummte, während er auf seinem Handy rumtippte. Es war das selbe Lied wie in meinem Traum. Wahrscheinlich hatte ich seine Stimme nur mit eingebaut, versuchte ich mich davon zu überzeugen, ich hatte diese Melodie davor jedenfalls noch nie gehört. Aufeinmal blickte Lan Zhan auf und sah mich an. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich ihn die ganze Zeit angestarrt hatte. Mist, ich sollte mich echt zurückhalten. "Du bist wach?!" Seine Stimme war tief und hatte einen angenehmen klang. Perplex sah ich ihn an. Das war gefühlt der erste Satz den er mir gegenüber sprach und dann sowas? Schnell wand ich meinen Blick ab und guckte auf mein eigenes Handy. 07:04 Uhr. Mein Wecker sollte erst in 26 Minuten klingeln. Genervt schaute ich rüber zu Huaisang, der wie ein Baby in seine Decke eingerollt war. Ich würde ihm seinen Schlaf ganz sicher nicht gönnen, wenn ich schon geweckt wurde. Mit einem teuflischen Grinsen auf den Lippen schlich ich rüber. "Was machst du da?" Schnell bedeutete ich Zhan leise zu sein. Er würde noch mein Opfer aufwecken. Mit meinen ganzen Gewicht schmiss ich mich auf den schlafenden Jungen, der schreiend aufwachte und aus seinem Bett rollte. Es war schon der zweite Morgen, den ich in eine Decke gerollt mit Huaisang auf dem Boden landete. Irgendwie versuchte sich der Junge unter mir freizustrampeln, traf dabei aber nur meine Seite. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Lan Zhan gerade an uns vorbei wollte. Doch in dem Moment hatte mein Körper entschieden sich außer Reichweite von den Tritten zu bringen und so rollte ich gegen Lan Zhans Beine und riss im diese weg, sodass er mit uns hinflog. Ein überraschter Gesichtsausdruck amchte sich auf seinem Gesicht breit und ich lachte auf, als er zwischen Huaisang und mir landete. Während mein neuer Freund und ich vor lachen fast erstickten, versuchte sich unser Mitbewohner aufzurappeln und uns zu entkommen. Dioch wo er schonmal hier war konnte er auch gleich hier bleiben. Mit einem beherzten Griff zog ich ihn wieder zu Boden, sodass er zurück auf uns fiel. Ich bezweifelte, dass Huaisang überhaupt noch Luft bekam, weil sein Kopf schon hochrot war. Mein Blick ging zu Lan Zhan, der zwischen uns lag und mich musterte. In dem Moment, wo ich zu ihm guckte veränderte sich etwas in seinem Blick und er sah mich angenervt an. "Lass mich in Ruhe." Wow heute war er ja besonders gesprächig. PLötzlich war mir gar nicht mehr nach lachen zumute, deshalb erhob auch ich mich und ging zu meinem Schreibtisch. Von da aus beobachtete ich, wie Huaisang sich versuchte zu beruhigen und Zhan seine Sachen nahm und den Raum verließ.

"Sang sang-..." "Wie hast du mich gerade genannt?" Nie Huaisang sah mich aus weit geöffneten Augen an. "Sang sang?!" Wiederholte ich den Namen dem ich ihm gerade gegeben hatte. Schon wieder brach mein Mitbewohner in lachen aus. "Sang sang? Oh mein Gott, wie kommst du auf so einen absurden Namen. Aber ja was gibts, ying ying?" Bei der Nachahmung seines Spitznamens musste auch ich lachen. "Ich wollte wissen, ob du weißt, wo Lan Zhan immer morgens hingeht. Er ist schließlich schon vorm Frühstück weg. Du bist schon seit den Ferien hier..." "Ah ja, zufällig habe ich da ein paar Informationen." Wie als könnte man uns belauschen kam er näher zu mir. "Ich habe dir doch gestern vom alten Teil der Schule erzählt." "Der den nur die Familienmitglieder der Lan-Familie betreten dürfen?" Hastig nickte er, bevor er fortfuhr. "Dort soll sich eine Bibliothek befinden, wo er den ganzen Tag verbringt, wenn er nicht gerade Schule hat, etwas isst oder hier ist. Kein Schüler hat das Gelände je ohne einen der Lehrer oder einer speziellen Erlaubnis betreten. Er ist der einzige..." Überrascht sah ich ihn an. "Man darf es nicht betreten ohne spezielle Erlaubnis?" Geheimnisvoll nickte er. "Aber weißt du, was noch viel komischer ist?" Erwartungsvoll sah ich ihn an, als er seine Spannungspause einlegte. "Lan Zhan nimmt erst seit diesem Jahr teil am öffentlichen Unterricht. Die Gerüchte sagen, dass er davor privat Unterricht im alten Teil der Schule hatte und sich nur extrem selten gezeigt hat. Niemand weiß, warum er ausgerechnet dieses Jahr mit am öffentlichen Unterricht teilnimmt..."


until we meet again (modern AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt