"Soll ich es dir wirklich jetzt nochmal sagen?" Zaghaft nickte ich.
Mein Herz klopfte wie verrückt und ich spürte, wie meine Hände feucht geworden waren. Er war immer noch über den Tisch gebeugt und seine Fingerspitzen fuhren die Form meines Kiefers nach, während er mich betrachtete. "Kannst du es dir nicht schon denken?" Seine Stimme war leicht rau. Ich hielt meinen Mund geschlossen, weil ich wusste, dass ich jetzt nur irgendeinen Schrott rumstottern würde. Mit einem sanften lächeln seuftzte er, bevor er sich wieder hinsetzte. "Bist du fertig? Dann können wir gehen." Verwirrt, wegen des plötzlichen Themawechsels nickte ich. Schweigend folgte ich ihm ins Erdgeschoss, wo er wortlos bezahlte, bevor wir gingen.
Schon beim ersten Schritt aus dem warmen Raum ins freie schlug mir die eisige Kälte entgegen und ich zog die Schultern höher. Ohne das wir es bemerkt hatten war es dunkel geworden. Das Schneegestöber hatte aufgehört und nun tanzten dicke Flocken durch die Luft. Hohe Schneeberge waren in den Straßen, sodass man schwierigkeiten hatte schnell vorwärts zukommen, doch wir hatten es auch nicht eilig. Warmes Licht strahlte aus den Fenstern der Häuser auf die Straße, doch das eigentlich Licht kam von den Straßenlaternen, die alle paar Meter da standen und den Schnee mit ihrem Licht zum Glitzern brachten. Schweigend liefen wir nebeneinander her. Mal wieder verfluchte ich meine Wahl, als ich meine Winterjacke gekauft hatte. Ihre Taschen waren nicht gefüttert und so hatte man das Gefühl, dass es noch kälter in den Taschen als an der Luft war. Ich spürte meine Hände kaum noch. Ich wagte es nicht mal sie anzugucken, schon wissend, dass sie wahrscheinlich total rot gefroren waren. Eine warme Hand schloss sich um meine linke. Erschrocken sah ich zu Lan Zhan, nur um festzustellen, dass er weiter neben mir herlief und so tat, wie als würde er nicht gerade meine Hand in seine genommen haben und nun in seine Tasche stecken. Eine angenehme Wärme umschloss meine durchfrorene Hand verbunden mit einem leichten Kribbeln, was einerseits durch die Berührung von Lan Zhans Hand aber auch dem Temperaturumschwung kam. Ungefähr auf der Hälfte des Weges ließ Lan Zhan wortlos meine Hand los und wechselte die Seite, nur um meine andere Hand in seine zu nehmen und in seine Tasche reinzustecken. Ich fragte mich, ob ihm überhaupt klar war, was er gerade tat oder ob das irgendein instinktives Handeln war, weil es so wortlos und selbstverständlich geschah.
Der Wolkenpfad lag dunkel da, doch meine Füße erkannten den Weg und liefen ohne zu stolpern weiter. Anders als auf dem Hinweg war nun eine angenehme Stille ausgebrochen und ich hatte das Gefühl, dass jeder von uns einfach die Anwesenheit und Wärme des anderen genoß. Vor Haus 9 blieb Lan Zhan stehen und hielt mich zurück. Huaisang schien noch wach zu sein, da das Licht an wahr. Fragend wand ich mich zu Lan Zhan. Wir standen im Licht einer Laterne und es fühlte sich an, wie in einem der Dramen, die ich so gerne guckte, wo die Hauptcharaktere kurz davor waren sich zu küssen. Bei dem Gedanken schoss mir sofort wieder die Röte ins Gesicht, doch da dieses eh schon von der Kälte gerötete waren, sollte es nicht wirklich auffallen. Lan Zhans warmer Atem strich sanft über mein kaltes Gesicht und ich merkte, wie ich mich entspannte, als er einen Schritt näher kam. "Was bin ich für dich?" Die Frage kam mir so vertraut vor. Dann erinnerte ich mich. Er hatte mir diese Frage schonmal gestellt und ich hatte darauf geantwortet, dass ich ihn mal als meinen Seelenverwandten gesehen hatte und er hatte darauf geantwortet, dass er es immer noch ist. Ich merkte, wie sich meine Mundwinkel hochzogen, sowie seine Augenbrauen, als er mein Grinsen sah. Mit einem Grinsen im Gesicht stellte ich die Gegenfrage, die er damals gestellt hatte. "Was bin ich für dich?" Endlich schien auch er sich zu erinnern und schmunzelte mich an. "Ich hoffe immer noch dein Seelenverwandter zu sein." Mein Herz machte einen Freudensprung, nur um dann auszusetzten, als er sich mir näherte. Sein Blick suchte nach Widerstand, als er mir seine Hände auf die Taille legte. Ich spürte die Wärme, die sein Körper ausstrahlte und noch viel intensiver seine Hände auf meinem Körper. Sie fühlten sich so seltsam vertraut an. Diese einfache Berührung genießend schloss ich meine Augen. Dann zog er mich näher an sich und schlang sanft seine Arme um mich. Mein Gehirn blendete alles außer seine Berühung aus und ich hatte das Gefühl, dass ich jeden Moment vor Glücksgefühlen explodieren könnte. Vorsichtig legte ich auch meine Arme um ihn und schmiegte mich an ihn. Er roch nach Kiefern und...einfach ihm. Bis jetzt war mir gar nicht bewusst gewesen, dass ich mich die ganze Zeit in diese einfache Umarmung gewünscht hatte, aber jetzt wo ich in seinem Arm lag hatte ich das Gefühl endlich angekommen zu sein.
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until we meet again (modern AU)
Fanfiction[abgeschlossen] Wei Ying wechselt zusammen mit seinen Geschwistern, Jiang Cheng und Jiang Yanli, in ein Internat voller Regeln. Doch schon beim ersten betreten des Geländes taucht etwas in Wei Yings Erinnerungen auf, was er nicht zuordnen kann...daz...