Kapitel 24

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Die Luft war kalt und es bildeten sich kleine Wölkchen beim ausatmen. Ich kam gerade vom Schulgebäude, weil ich noch ein Gespräch mit unserer Mathelehrerin hatte, als ich Lan Zhan an einem Baum gelehnt sah. Lässig stand er dort und beobachtete, wie ich das Gebäude verließ. Nervös lief ich den Weg lang, da ich genau an ihm vorbei kommen würde. Ich wusste eigentlich in dem Moment, wo ich ihn gesehen hatte, dass er mich ansprechen würde und es ihm gegenüber nur fair wäre diesmal diesem Gespräch nicht auszuweichen. Doch da war immer noch dieser -wahrscheinlich logisch denkende - Teil meines Kopfes, der nicht mit diesem Gespräch konfrontiert werden wollte und sich nicht eingestehen wollte, dass ich eine Entscheidung gefällt hatte. Ich würde ihm vorerst glauben und dem ganzen eine Chance geben. Kurz vor ihm kam ich zum Stehen. Überrascht musterte er mich, da er wahrscheinlich selber nicht erwartete häte, dass ich dieses Gespräch freiwillig ansteuern würde. Naja wirklich freiwillig war es auch nicht. Mein Herz hatte sich hierfür entschieden, während mein Kopf sich noch streubte.

"Hey..." Brachte ich leise hervor. Doch er musterte mich nur. Verständlich, ich hatte ihn die ganze Zeit ignoriert und ihn kein einziges Mal seit dem ersten Schnee mehr angehört. "Ich-...es tut mir leid." Ein Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet und machte mir das Reden schwer. "Was tut dir leid?" Ich konnte kein Gefühl in seinem Gesicht lesen. Ich musste an diese Erinnerungen denken, in denen er lange Haare hatte und mich auch anfänglich so angesehen hatte. Sie hatten einen Teil von mir überzeugt es erstmal zu akzeptieren. "Es tut mir leid, dass....dass ich dir nicht mal ein Chance gegeben habe..." "Glaubst du mir jetzt etwa?" Intensiv musterte er mich, wie als würde auch er versuchen in meinem Gesicht zu lesen. "Ja, nein...ich bin mir nicht sicher...aber ich will dir glauben." Ein sanfter Ausdruck legte sich in seinen Blick, während sich ein lächeln auf seinen Lippen wiederspiegelte. "Ist es so lustig, dass ich erst nach einem Monat ankomme?" Fragte ich etwas aufgebrachter. "Nein. Ganz und gar nicht. Ich finde es nur amüsant, dass ich immer in der Lage war in deinem Gesicht, wie in einem Buch zu lesen, doch jetzt weiß ich nichtmal, ob es dir ernst ist oder du dich am Ende nur darüber lustig machen wirst. Ich bin mir nichtmal mehr sicher, ob du noch der Wei Ying bist, den ich damals gekannt habe." Seine Ehrlichkeit versetzte mir einen Stich in mein Herz. Ich wünschte, ich könnte ihm sagen, dass ich der gleiche war, wie in diesem anderen Leben, doch ich war mir selber nicht sicher. Auch wenn meine Seele wiedergeboren war mit dem gleichen Aussehen und dem gleichen Namen, unterschied sich mein Verhalten ein wenig von dem, was ich in meinen Träumen wahrgenommen hatte. "Würde es den etwas ändern, wenn ich anders wäre, als der Wei Ying, den du kanntest?" Meine Stimme zitterte. "Ich weiß nicht..." Schmerzhaft zog sich meine Brust zusammen. Warum musste er immer so verdammt ehrlich sein? Warum konnte er nicht einfach sagen, dass es nicht ändern würde, aber wahrscheinlich würde mich so eine Aussage am Ende viel mehr verletzten, wenn sie nicht der Wahrheit entsprach. Seufzend stieß er sich vom Baum ab, an dem er gelehnt hatte und ging einen Schritt auf mich zu. "Wollen wir es herrausfinden?"

until we meet again (modern AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt