Kapitel 14

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Schweißgebadet und mit Tränenüberströmten Gesicht wachte ich auf.

Verschwommen sah ich das besorgte Gesicht von Cheng vor mir. "Alles okay?" Seine Hände lagen an meinen Schultern, wie als hätte er versucht mich aufzuwecken. "Ja...war nur ein Traum." Aber dieser Traum hatte sich viel zu real angefühlt. Selbst jetzt schmerzte mein Körper noch und die dröhnenden Kopfschmerzen wollten nur langsam nachlassen, sodass ich alles wie durch einen Schleier mitbekam. Immer wieder erinnerte mich mein Gehirn an Lan Zhans Worte aus meinem Traum, wie als hätten sie ein Bedeutung. Er würde warten. Worauf und warum träumte ich sowas? Erschöpft setzte ich mich auf und sah über den türkiesenen See auf dem der blöde Pfau und Yanli noch waren. Zusammen mit Cheng kehrte ich zurück zum Lotus Pier. Während wir über die grünen Hügel von Yunmeng liefen, fing eine Melodie in meinem Kopf an Form anzunehmen. Es war die gleiche, wie ich sie in einen meiner Träume in Gusu mal gehört hatte, in einer der ersten Nächte. Als ich aufgewacht war hatte Lan Zhan diese Melodie gesummt. Warum fiel mir genau jetzt dieses Lied ein? 

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Es war diie letzte Nacht der Ferien, die wir in Yunmeng verbrachten und der Todestag meiner Eltern. Es war schon tief in der Nacht, als ich aus einem Albtraum hochschreckte und mich in dem dunklen Raum umsah. Das ganze Haus lag ruhig da und erinnerte mich an diese Nacht, woich auch der einzige gewesen war, der wach war. An sich ähnelte nichts in diesem Zimmer meinem alten Kinderzimmer und doch kam mir diese Situation so vertraut vor. Mein Vorhänge waren nicht zugezogen und so konnte man direkt durch das Fenster in den klaren Sternenhimmel blicken, der hell in dieser kühlen Nacht strahlte. Ich spürte wie sich ein unerwarteter Druck in meiner Brust ausbreitete, als sich wieder einzelne Ausschnitte dieser einen Nacht von vor zehn Jahren vor meinem Inneren Auge abspielten. Eine nicht definierbare Angst schnürte mir den Hals zu und ich rang nach Luft. Mit verschwitzten Händen umfasste ich mein Beine und zog sie näher an mich ran, während ich meinen Kopf einzog und in die Fötushaltung ging, wo ich vor- und zurückwiegte. Die Bilder dieser Nacht brannten sich durch meinen Kopf und ich hatte das Gefühl meine Umgebung nur noch verschwommen wahr zu nehmen. Ein Wimmern entfuhr mir, bevor das bedrückende Gefühl langsam nachließ und mich kraftlos zurück ließ. Tränenströmten über mein Gesicht, bei der Erinnerung an meine Eltern. Mir wurde mal wieder bewusst, dass ich nicht mehr wusste wie ihre Stimmen klangen, dass ich ihren Geruch nicht mehr zuordnen konnte und ohne die Bilderalben mir nicht mal mehr ihre Gesichter vor Augen rufen könnte. Ein Zittern fuhr durch meinen Körper und ich drückte meine Beine noch näher an mich ran. Das einzige von dieser Nacht, was wirklich in meinem Kopf geblieben war, war der Moment, als ich dieses Symbol zeichnete mit dem alles begonnen hatte. Ich blieb die ganze Nacht wach, da ich kein Auge mehr zu bekam und versuchte die Erinnerungen zu unterdrücken, was nicht ganz so gut klappte, wie erhofft.

Am nächsten Morgen war ich vollkommen übermüdet und sah dazu noch scheiße von der letzten Nacht aus. Mir dröhnte immer noch der Schädel und ich nahm es schon fast als ein Wunder wahr, dass ich es ins Auto geschafft hatte ohne umzukippen, weil so fühlte ich mich. Zwischen Cheng und mich hatte sich Zixuan gequetscht. Genervt legte ich meinen Kopf gegen die kühle Scheibe und hoffte darauf spätestens in Gusu keine Kopfschmerzen mehr zu haben und davor noch ein Portion Schlaf abzubekommen. Normalerweise mochte ich Autofahrten, weil man so gut einschlafen konnte, während die Landschaft vorbeizieht, doch heute wurde mir nur übel und ein beklemmendes Atemgefühl breitete sich in meiner Lunge aus. Die Nachwirkungen dieser Nacht. Irgendwann döste ich endlich ein und tauchte sofort wieder in meine Traumwelt.

Ich lief über saftiggrüne Hügel - Hügel wie es sie nur in Yunmeng gibt. Der Wind pustete angenehm über mein Gesicht und spielte mit meinem Haar. Die Luft war anders, als ich sie in Erinnerung hatte, irgendwie frischer. Ich überwand einen der Hügel und vor mir öffente sich der blick auf die Weite, türkiesene Seelandschaft von Yunmeng und dazwischen stand eine weiße Gestalt. Sein schwarzes Haar wehte im Wind und dazwischen die Enden eines weißen Stirnbands. Ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus, als ich diese vertraute Gestalt erblickte, die dort auf mich wartete. Sein elfenhaftes Gesicht wurde warm von der Sonne angestrahlt und hatte etwas noch unwirklicheres, als so schon. "Wei Ying!" Seine tiefe Stimme wurde vom Wind zu mir geweht, als ich anfing zu rennen. Mit flatternden Röcken erreichte ich Lan Zhan und kam kurz vor ihm zum stehen. Ein sanfter Gesichtsausdruck war auf seinem Gesicht wiederzufinden, der mein Herz höher schlagen ließ, als ich bemerkte, dass er mich so beobachtete. "Lass uns gehen."

until we meet again (modern AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt