Als ich am Samstagmorgen aufwachte, war Huaisang schon auf den Beinen und von Lan Zhan war nichts zu sehen. "Morgen." Rief mir Huaisang zu, während er sein Bett machte. Verwirrt sah ich ihn aus halbgeschlossenen Augen an. "Was machst du da?" "Mein Bett!" "Das sehe ich, aber seit wann machst du dein Bett?" Entrüstet sah er mich an. "Wenn ich schon zwei Wochen nicht da bin, dann kann ich es auch ein bisschen ordentlich hinterlassen, schließlich bleibt Lan Zhan hier und muss weiterhin hier leben." "Hast du gestern gelauscht? Achja und ich denke, dass er mit 'hier' den alten Teil der Schule meinte, wo er davor gelebt hat." "Kann sein." Langsam wälzte ich mich aus meinem Bett und ließ mich sofort wieder auf den Boden fallen. Ich fühlte mich, wie als wäre ich direkt aus einem Koma erwacht und nicht aus meinem 12-stündigen Schönheitsschlaf. "Wo ist Lan Zhan eigentlich?", fragte ich Huaisang verwundert, dass ich ihn nicht sah. "Keine Ahnung. Er ist gerade als ich aufgewacht bin mit seinen Büchern verschwunden."
Beim Frühstück waren wir schon zwei weniger, da die Wen-geschwister früher aufgebrochen waren. Der Weg nach Qishan war schließlich der längste. Auch Lan Zhan schien sich schon nicht mehr auf dem Schulgelände aufzuhalten. Zusammen mit Huaisang und meinen Geschwister betraten wir nach dem Frühstück den Wolkenpfad. Wie bei unserer Ankunft hatten wir kein Gepäck, da immer alles Vor- oder Nachgeschickt wurde.
Die Luft war kalt und frisch, als wir den Pfad schweigend, im Gänsemarsch, lang liefen. Bei jedem Schritt hörte man, wie das Laub unter den Füßen raschelte und sich einzelne Kiesel in Bewegung setzten. Ich hatte mich oft gefragt, wie das Wolkennest zu seinem Namen gekommen war, doch gerade jetzt am morgen, wo noch der Nebel zwischen den Bergen waberte, sah die Schule aus, wie als würde sie auf Wolken schweben. Ich blieb stehen, um mich nocheinmal umzublicken. Von hier aus konnte man sogar den Kiefernwald und das Hauptgebäude des historischen Teils der Schule sehen. Dahinter erstreckte sich mächtig der Berg, der zum Wolkennest gehörte. Durch die Laubfärbung sah es eigentlich mehr aus, wie als würde diese in Wolken schwebende Schule in Flammen schweben. "Wei Ying, worauf wartest du?" Chengs verägerte Stimme, dass ich stehen geblieben war schallte zu mir hoch. "Ich komme." Noch einen letzten Blick warf ich zu dem Kiefernwald, bevor ich den letzten Teil des Weges zurück legte und zu den beiden ins Auto stieg. Irgendetwas tief in meinem Herzen zog mich zu diesem Wald und dem alten Teil der Schule.
Als wir in Yunmeng ankamen wurden wir freudig von Jiang Fengmian erwartet, der uns auch sofort über das Wolkennest ausquetschte. Yu Ziyuan dagegen bat uns einfach nur zum Essen. Es schien ihr nicht wirklich etwas auszumachen das ihre Kinder und ihr Adoptivsohn mehrere Wochen weg gewesen waren. Kaltherzig wie immer. "Ich habe etwas euch etwas zu sagen." Verkündete meine Adoptivmutter beim Essen. Jiang Fengmian schien sich unwohl zu fühlen, bei dem was sie uns sagen wollte, was nicht gerade beruhigend war bei ihrem Temperament. "In vier Tagen werden meine Freundin und ihr Sohn uns für den Rest der Ferien besuchen kommen. Ihr Sohn geht auch in die Klasse von A-Cheng und Wei Ying. Demnach hoffe ich für euch, dass ihr Jin Zixuan auch gut behandlt." Genervt stöhnte ich auf und Cheng sah auch nicht gerade begeistert aus. Yanli dagegen schien sich sogar zu freuen. "Wei Ying, auch von dir erwarte ich, dass du dich ihm gegenüber anständig benimmst." Ich nickte, damit sie mir nicht gleich wieder eine Moralpredigt halten konnte.
Die erste Woche der Ferien verging und der blöde Pfau kam mit seiner Mutter zu Besuch. Ziemich schnell war eigentlich klar, dass die beiden Mütter eigentlich nur die beiden ältesten im Sinn hatten und die beiden verkuppelten wollten. Zusammen mit Cheng saß ich auf einem der Stege, während wir Madam Yu und Madam Jin beobachteten, die wiederum von einem der Pavillons Yanli und Zixuan stalkten. Sie hatten ihnen heute morgen aufgetragen, dass sie doch mal ein Picknick machen sollten und jetzt saßen die beiden zusammen auf einem Boot.
"Wow...Yanli schuftet sich einen ab, damit er nicht ganz so arschig zu ihr ist und er sieht nicht mal, dass er mit ihr den Jackpot hat.", murmelte Cheng. "Mmh.." Ich legte mich auf den Steg und starrte in den blassblauen Himmel, der dem in Gusu irgendwie gar nicht ähnelte. Yanli hatte etwas besseres als diesen arroganten Arsch verdient, der sie komplett ignorierte. "Mir ist es ein Rätsel, warum Madam Yu überhaupt zu lässt, dass er Yanli so behandelt, aber wahrscheinlich haben beide Frauen einfach nur diese Traumvorstellung, dass ihre Kinder zusammenkommen." Wir ließen uns noch ein bisschen über die vier aus, bevor sich Cheng auch neben mich legte und jeder seinen eigenen Gedanken nachging. Es war nervig mit Zixuan im Haus. Man konnte nichts unkommentiert machen und dann kam noch dazu, dass er dachte, dass er nur weil er der Gast war alles und jeden rumkommandieren könnte. Ich spürte wie meine Gedanken anfingen ins Leere zugehen und mich die Müdigkeit übermannte.
Ich stand in einer leeren Stadt. Neben mir war wieder der langhaarige Lan Zhan. Worauf warteten wir? Darauf, dass wir den ersten zu Gesicht bekommen, antwortete mein Traum-ich sofort. Wen? Doch mir musste die Frage gar nicht mehr beantwortet werden, denn eine dunkle Gestalt huschte über die Dächer und erregte die Aufmerksamkeit von Lan Zhan und mir. Ich spürte, wie ich eine Flöte, Chen Qing, an die Lippen hob und anfing zu spielen. Es war eine beruhigende Melodie, die die aufgewühlten Geister in Schach halten sollte, doch der Klang von Chen Qing lockte sie nur noch mehr aus ihren Löchern. Sie waren schnell und huschten von einem Schatten zum nächsten. Unabläsig umkreisten sie uns. "Wei Ying, hör auf zu spielen." Lan Zhans Stimme klang fest, doch ich hörte den leicht besorgten Unterton herraus. Mein Spiel versetzte sie in Aufruhr, wie wir zu spät festgestellt hatten. Mit einer eleganten Bewegung holte Lan Zhan Wang Ji, seine Guqin, hervor. Wir hatten einen rauslocken wollen, um in Erfahrung zu bringen, was sie in Aufruhr versetzt hatte, doch in dem sich anbahnenden Chaos war das unmöglich. Lan Zhan spielte die ersten Töne auf der Guqin und schickte somit blaue Energiewellen los. Doch auch sein Spiel schien nur vereinzelte Geister beruhigen zu können. Ein eisiger Wind fegte durch die leeren Straßen und erfasste mein Haar. Ein ungutes Gefühl hatte sich in meiner Brust ausgebreit und bahnte sich seinen Weg durch meinen Körper. "Lan Zhan, denkst du, du kannst auch so die Anfrage spielen?" Zögernd nickte er, während er abwägend über die Saiten der Guqin strich, bevor er auf meine erste Frage wartete. "Frag sie, was sie hier wollen?" Ich konnte richtig mit ansehen, wie er blass wurde. "Und was haben sie geantwortet?" "Dich. Sie wollen Wei WuXian." Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das ganze nicht nervös machte. Lan Zhan hatte mittlerweile seine Hand an Bichen gelegt, doch wir beide wussten, dass wenn nichtmal Wang Ji und Chenqing in der Lag gewesen waren diese Geister in Schach zu halten, das niemand es konnte. Ich sah, wie sich ein verzweifelter Ausdruck auf Lan Zhans Gesicht breit machte. Zärtlich drehte ich in zu mir und strich ihm über die Stelle zwischen seinen Augenbrauen, wo sich eine Sorgenfalte gebildet hatte. "Hey, alles wird gut." Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit, als er nach meiner Hand griff und sie mit seiner kurz drückte. Doch ich merke, dass er mit den Gedanken schon nicht mehr hier war. Er suchte nach einem Ausweg, doch wir saßen schon viel zu tief im Schlamassel, als das es jetzt noch einen Ausweg gegeben hätte. Ein schwarzer Kreis aus Geistern hatte sich mittlerweile um uns gezogen, der immer enger wurde. Lan Zhan versuchte mich wegzureißen, als der erste Geist auf mich zuraste, doch er war zu langsam. Ich spürte, wie er mich in Arm zog und mit seinen Körper schützen wollte, doch wir wussten beide, dass es sinnlos war. Die Geister derer die durch das Yin-Eisen gestorben sind suchten mich heim und wollten Vergeltung. Als erstes war da gar nichts und dann aufeinmal fühlte sich mein Körper an, wie als würde er in Flammen stehen. Mit jedem der schwarzen Gestalten, die durch mich durch rasten hatte ich das Gefühl, mir wurde ein Schwert durch den Bauch gerammt. Meine Beine gaben nach und ich fiel in Lan Zhans Arme. Ich spürte, wie mir heißes Blut aus Mund, Ohren, Nase und Augen floss. Wie durch einen roten Filter nahm ich Lan Zhan wahr und wie er sich stark zitternd über ich beugte. Kühlende Tränen trafen auf mien Gesicht und ich bekam meine Hand unter Schmerzen gerade so gehoben. "La-lan...Zhan" Selbst das reden fiel mir schwer. "Wei Ying." Seine Stimme klang brüchig. "Ich-...ich werde...wiederkommen." Ich spürte, wie er meinen Kopf vosichtig in seine Armbeuge legte, sodass er mich ansehen konnte. "Ich werde warten." Mein Herz. Es tat so unendlich weh und ich wusste nicht, ob es wegen des bevorstehenden Abschieds war oder wegen der Schmerzen, die so schon meinen Körper durchfuhren. Meine Gedanken wurden immer wirrer und am Ende war da nur noch die Stimme von Lan Zhan und sein Versprechen, dass er warten würde. Dann war da nichts mehr.
Schweißgebadet und mit Tränenüberströmten Gesicht wachte ich auf.
DU LIEST GERADE
until we meet again (modern AU)
Fanfic[abgeschlossen] Wei Ying wechselt zusammen mit seinen Geschwistern, Jiang Cheng und Jiang Yanli, in ein Internat voller Regeln. Doch schon beim ersten betreten des Geländes taucht etwas in Wei Yings Erinnerungen auf, was er nicht zuordnen kann...daz...