Kapitel 31

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Ich wurde vom Klingeln meines Weckers geweckt. Verschlafen richtete ich mich auf und streckte mich ausgiebig. Huaisang hatte es mal wieder geschafft im Schlaf den Boden zu besuchen und lag in seine Decke gewickelt vor seinem Bett. Das Bett von Lan Zhan war wie jeden Morgen leer. Meine Gedanken schweiften wieder zu dem vergangenen Abend. Ein Glücksgefühl breitete sich in meiner Brust aus, während ich mich vom Bett runterschwang. Vorsichtig hockte ich mich neben Huaisang hin und rüttelte an seiner Schulter. "Sang-sang, steh auf." Irgendetwas unverständliches murmelnd drehte er sich wieder zur anderen Seite. "Huaisang wir kommen zu spät, wenn du jetzt nicht aufstehst." Wir hatten uns angewöhnt den Wecker für die spät möglichste Zeit zu stellen, um länger schlafen zu können, was zur Folge hatte, dass wir öfters zu spät kamen weil einer von uns verschlief. "Huaisang!" Diesmal rüttelte ich mit mehr nachdruck an ihm. Verschlafen blinzelte er mich an. "Nur noch ganz kurz..." Aus einem ganz kurz wurde dann doch etwas länger, weil ich auch nochmal wegnickte. Pünktlich zum Unterrichtsbeginn wachte ich wieder auf und schaute auf mein Handy. Fluchend hievte ich Huaisang hoch. "Was hab ich gesagt...wir sind schon wieder zu spät." Dieser Satz bekam ihn dann auch endlich wach. Hastig machten wir uns fertig und eilten zum Schulgebäude. In den Gängen hallten unsere Schritte nach, als wir vor dem Klassenraum zum stehen kamen. Vorsichtig klopfte ich an, nur um kurz darauf fast die Tür vorn Kopf zu bekommen, weil unsere Geschichtslehrerin sie so schwungvoll aufriss.

"Na wen haben wir denn da!? Warum seid ihr zu spät?" Sie hatte eine unangenehm hohe Stimme, die sich leicht überschlug, sobald sie aufgebracht war. "Tut uns leid, wir haben verschlafen." "Aber ihr wohnt doch mit Lan Zhan zusammen. Wie kommt es dann, dass er pünktlich war?" "Er war schon bevor wir eigentlich aufstehen wollten weg." Gab Huaisang kleinlaut von sich. "Setzt euch auf eure Plätze." Sie hatte es mittlerweile aufgegeben uns Standpauken zu halten. Als ich nach hinten, zu meinem Platz, ging, kam ich an Lan Zhans Tisch vorbei. Kurz hatten wir Augenkontakt und die Erinnerung an die Umarmung überschwemmten mich wieder, zusammen mit einem Tsunami aus anderen Erinnerungen. Gestern hatte ich mich an mein vorheriges Leben erinnert. Auch wenn ich vieles noch nicht ganz zuordenen konnte, so hatte ich trotzdem aufeinmal ein ziemlich genaues Bild davon gehabt, wie mein Leben gewesen sein musste. Nachdenklich setzte ich mich auf meinen Platz. Ich fragte mich, ob ich irgendwann die Ereignisses meines vorherigen Lebens sicher einordnen und Traum von Realität unterscheiden könnte.

Sobald die Klingel zum Unterrichtsende ertönte sprang ich auf. Da wir kein Frühstück gegessen hatten war ich komplett ausgehungert und Huaisang schien es ähnlich zugehen. "Lan Zhan." Er lief im Gang vor mir und drehte sich um, als ich ihn rief. "Willst du bei uns sitzen?" Er musste es doch auch satt haben die ganze Zeit bei den Lehrern zu sitzen. Auch wenn er technisch gesehen älter als die meisten von ihnen war, stellte ich es mir langweilig vor. Er wartete, dass ich neben ihm herlaufen konnte, bevor er nickte. Ein wohliges Kribbeln durchfuhr meinen Körper als sich unsere Hände beim laufen streiften. Zusammen erreichten wir mit unsern Essenstablets den Tisch, wo sofort alle aufguckten, als sich auch Lan Zhan neben mich setzte. Skeptisch musterte Cheng Lan Zhan, während Yanli ihn sofort begrüßte. Seine schon fast gesprächige Art, die er im Umgang mit Huaisang und mir entwickelt hatte war wie weggeblasen und zurück blieb ein schweigender Lan Zhan, so wie ich ihn hier kennengelernt hatte. Ich musste schmunzeln, als ich ihn so von der Seite beobachtete, wie er leise sein Essen aß. "Ahh bald sind Ferien.", gab Huaisang von sich. Die Weihnachts-Ferien waren nur noch ein einhalb Wochen entfernt und man merkte richtig, wie die Anspannung nachließ, wegen der Vorfreude auf die bevorstehende Freizeit. "Aber ihr habt doch mit dem alten Lan - nichts für ungut Lan Zhan - unterricht. Der wird euch sicherlich noch eine Leistungskontrolle auf Halsen." Lachte Wen Qing schadenfreudig. Genervt seuftzten wir auf. Das klang tatsächlich nach etwas, was der Onkel von Lan Zhan tuen würde. "Nächsten Montag." Überrascht sahen wir Lan Zhan an. "Was?" "Er hat für nächsten Montag eine angesagt." "Wann das denn?" Beschwerten sich Huaisang und ich. "Naja, wenn man schläft dann kann man auch schwer etwas vom Unterricht mitbekommen.", kam es von Cheng. Verärgert sah ich ihn. Ja ok wir schliefen ab und zu im Unterricht aber normalerweise war ich in der Lage Termine aufzunehmen und mir diese halbwegszumerken, wie lange sie dann auch in meinem Gehirn blieben war eine andere Sache. Wir diskutierten noch weiter über die bevorstehende Leistungskontrolle, wobei mir wieder auffiel, wie still Lan Zhan dasaß. "Alles gut?" So leise, dass nur er es verstehen konnte hatte ich es ihm zugeflüstert. Mit einem sanften lächeln bedachte er mich. "Ja." Wow das war ja mal wieder richtig aussagekräftig. "Warum sagst du dann nichts?" "Was sollte ich sagen?" Er hatte sich mir so zugewandt, dass unsere Gesicht nur wenige Zentimeter trennten. Ruckartig fuhr ich zurück und guckte weg. Ein leises tiefes lachen kam von ihm und lenkte die Aufmerksamkeit auf uns. "Worüber tuschelt ihr?" Wollte Huaisang sofort wissen. "Nichts nichts..." Brachte ich hastig raus und erhaschte aus dem Augenwinkel das schmunzeln von Lan Zhan. Ich konnte gerade so den Drang, mich zu ihm zu drehen und dieses Lächeln zu betrachten, unterdrücken.


Ich habe gerade ein Meeting für die nächsten 4 Stunden und es ist so anders unnötig, weil niemand mit macht und keiner wirklich weiß, warum wir das überhaupt machen. Uns wird gerade ein Vortrag über Industrie 4.0 gehalten und ich versteh nicht, was dass mit Berufsvorbereitender Orientierung zu tun hat...ihr werdet also heute noch mehr Kapitel wahrscheinlich bekommen, weil ich nebenbei weiterschreibe.

until we meet again (modern AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt