Kapitel 21

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Als ich am nächsten Morgen erwachte, fiel mein Blick als erstes auf die weiße Decke. Mein Kopf fühlte sich an, wie als hätte jemand darauf eingeschlagen. Schwerfällig erhob ich mich, um mich zu strecken. Mein Blick ging zu Huaisang, der immer noch in seine Decke eingekuschelt war und gerade erst versuchte, gegen das Licht der Sonne anzublinzeln, die ihm direkt ins Gesicht schien. Lan Zhan schien schon nicht mehr in Haus 9 zu sein. Als ich mich aufrichtete spürte ich kurz, wie ich die Orientierung verlor und sackte wieder zurück in mein Kissen. Ich versuchte mich daran zu erinnern, was gestern Abend passiert war, doch ich fand nur eine Gedächtnislücke vor, ab dem Moment, wo Huaisang jemanden angesprungen war. Langsam bewegte ich mich aus meinem Bett und ging ins Bad, um mir Wasser ins Gesicht zu spritzen. Angenehm kühlte es mein Gesicht ab und weckte mich ein bisschen auf. Wieder versuchte ich mich an den Weg zurück zu erinnern, doch da war einfach nichts. Wie als wäre ich von jetzt auf gleich aus Gusu in meinem Bett gelandet. Vorsichtig schlurfte ich wieder zurück, nur um Huaisang aufrecht in seinem Bett sitzend vorzufinden. "Wei Ying?" Seine Tonlage war alarmierend und er sah mich panisch an. Schnell ging ich zu ihm und setzte mich neben ihn, während er mir sein Handy zeigte. Eine fremde Nummer hatte ihn angeschrieben und gefragt, ob er gut nach hause gekommen sei. "Wahrscheinlich ist das der Junge von gestern, den du so angeschmachtet hast." Stellte ich fest und sah nur in das geschockte Gesicht von ihm. Bei ihm schien der Alkohol einen noch größeren Filmriss verursacht haben, als bei mir. "Aber weißt du, wie wir hierher gekommen sind." Kurz überlegte er, um dann nur den Kopf zu schütteln. Wir ließen beide das Frühstück ausfallen, was nur dazu führte, dass Cheng uns besuchen kam und etwas mitbrachte, was er von der Essensausgabe gemopst hatte.

"Und ihr beide könnt euch an wirklich gar nichts erinnern?" Verwundert sah uns mein Bruder an. Gleichzeitig nickten wir. "Das sollte euch eine Lehre sein nicht so viel Alkohol zu trinken." Er gab uns beiden einen Klaps auf den Kopf, bevor er mich ansah und murmelte: "Wobei es wohl besser ist, wenn du dich nicht erinnerst." Erschrocken sah ich ihn an. "Was habe ich den getan?" Ein teuflisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "Das fragst du lieber Lan Zhan...am Ende ward ihr schließlich alleine." Sofort schoß mir wieder die Röte ins Gesicht. Wahrscheinlich erzählte Cheng nur irgendeinen Scheiß um mich zu ärgern - hoffentlich. "Wie geht es den anderen?" Erkundigte ich mich. "Yanli und Ning haben ja eh nichts getrunken, also dementsprechend gut und Wen Qing sah auch ziemlich gut aus, wenn man bedenkt, dass sie mehr als ihr beide getrunken hat."

Dicke Wolken versperrten den Blick zum Himmel, als ich vor die Tür trat. Die Luft war kalt und es roch nach Winter. Es war doch erst Ende Oktober und trotzdem war schon Schnee vorrausgesagt worden. Die weißen Kiesel knirschten unter meinen Füßen und ehe ich mich versah fand ich mich am Pfad zu der Quelle wieder. Unter dem Laub hörte man meine Schritte kaum noch und ich bewegte mich fast lautlos fort. Schließlich kam ich an den Bach mit der Brücke. Der Kälte trotzend sprudelte der Bach immer noch seinen Lauf entlang. Ich stützte mich auf dem Geländer ab und sah in den weißen Nebel, der sich über dem Wasser ausgebreitet hatte. Es bewegte etwas in mir und eine Szene bahnte sich ihren Weg durch meine Erinnerungen, wie als würde sie dazu gehören. Sie erinnerte mich an diese Träume, die mich seit meine Ankunft in Gusu heimsuchten, nur das sie sich jetzt mehr wie eine Erinnerung, als ein Traum anfühlten. Ich war hier schon öfter gewesen. In einer anderen Zeit, aber ich war hier definitiv schon öfter gewesen, als beim letzten Mal mit Lan Zhan. Die Erkenntnis überrumpelte mich und mir wurde weich in den Knien. Eine Hand legte sich um meine Schultern, als ich drohte in mich zusammenzusacken. "Was machst du hier?" Seine Stimme klang nicht vorwurfsvoll, sondern ehrlich interessiert. "Ich...ich wollte frische Luft schnappen." Stammelte ich vor mir her. Warum konnte ich keinen normalen Satz in seiner Gegenwart aussprechen? Vorsichtig entfernte er wieder seinen Arm und stellte ich neben mich. "Erinnerst du dich an gestern Abend?" Eine Gänsehaut zog sich über meinen Körper und meine Hände wurden schwitzig. "Nein, nicht wirklich." Murmelte ich leise. Ich spürte, wie mich sein Blick streifte. "Habe ich irgendwas unangenehmes gesagt oder getan?" Er schüttelte den Kopf. "Kommt darauf an, was du als unangenehm empfindest." Erschrocken sah ich ihn an. Was genau hatte ich gesagt? "Seit wann zeichnest du schon diese Symbole?" Ich wurde blass, als er mein best gehütetets Geheimnis ansprach.

until we meet again (modern AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt