Kapitel 33

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"Das hats ja richtig gebracht hier her zukommen." Lachte ich, während ich neben Lan Zhan herlief. Er hatte vorgeschlagen, dass wir in der Bibliothek des Wolkennestes lernen könnten und deshalb hatten wir uns entschieden wieder zurück zu gehen. "Warum hast du eigentlich nicht von vorne herein vorgeschlagen, dass wir in der Bibliothek lernen könnten?" "Es sollen eigentlich keine unbefugten Leute aufs eigentliche Gelände des Wolkennests, aber da du schon öfters während deines Aufenthalt hier warst wird das kein Problem darstellen." "Auch nicht wenn uns dein Onkel erwischt?" Kurz hielt er Inne. "Dann vielleicht doch." Ich musste lachen. "Also brichst du jetzt auch regeln?" Er zuckte daraufhin nur mit den Schultern. "Wie kommt es eigentlich, dass du kein Geräusch beim laufen machst?" Mit einem leichten Grinsen betrachtete er mich. "Passiert einfach." Wortlos lief ich weiter neben ihm her, weiter darüber grübelnd, wie er es schaffte kein Geräusch von sich zu geben. "Denkst du immer noch darüber nach?" In seiner Stimme klang ein belustigter Unterton mit. "Mmh. Ich versteh einfach nicht wie es gehen soll, dass man so läuft." Eine Gänsehaut zog sich über meinen Körper, als er laut auflachte. "Ich erklärs dir wann anders mal." Versprach er mir.

Schneller als gedacht hatten wir das Schulgelände erreicht und befanden uns nun bei dem Pfad der zum älteren Teil des Wolkennests gehörte. Auch hier war alles ganz in weiß getaucht und immer wieder fiel Schnee aus den Ästen, wenn der Wind durch den Wald fuhr. Schweigend liefen wir eng nebeneinanderher. Ich spürte die Wärme, die von seinem Körper ausging, so nah lief er neben mir. Als wir das Gelände des alten Wolkennestes betraten fiel mir auf, wie Lan Zhans Schritte sich verschnellerten und er wachsamer war. Anscheinend war es wirklich nicht so ganz erlaubt, dass ich mich hier aufhielt, selbst wenn er es gestattete. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und ich ließ mich ein wenig zurückfallen. "Wei Ying, komm!" Er hatte sich zu mir gedreht, da ich nicht mehr direkt hinter ihm gewesen war. Provokativ langsam ging ich zu ihm. Genugtuend grinste ich ihn an und bemerkte, wie sich langsam ungeduld in seinem Gesicht wiederspiegelte. Mit zwei großen Schritten erreichte er mich und zog mich an meiner Hand weiter. "Ach komm Lan Zhan, warum bist du denn so in Eile." Er antwortete mir nicht sondern schob mich in die Bibliothek. Auch wenn ich noch verschwommene Erinnerungen aus meinem vergangenen Leben hatte dann kamen sie nicht an das Bild heran was sich mir nun zeigte. Sie war größer, als in meinen Erinnerungen un dnoch zugestopfter mit Büchern und Schriftrollen. Der Raum war erfüllt mit dem Geruch von beschriebenen und bedrucktem Papier und einer leichten Unternote von Räucherstäbchen, die zur Vertreibung von Motten dienten, damit die Schriften nicht zerstört wurden. Keine Ahnung woher ich das wusste, aber mein Gehirn nahm es als eine selbstverständliche Tatsache wahr. Lan Zhan schien meinen Blick bewundernden Blick bemerkt zu haben, schließlich erhob er seine Stimme. "Wir haben in den Jahren angebaut, weil uns der Platz ausgegangen ist. Selbst die geheime Bibliothek wurde auf zwei Untergeschosse ausgebaut und ein drittes ist in Planung." Entspannt schlenderte er zu einem hinteren Teil der Bibliothek, der nicht wirklich einzusehen war vom Eingang. Dort war ein niedrieger Tisch auf einer erhöhung, wo er sich niederließ. "Komm, wir sind schließlich zum lernen hergekommen." Stimmt, da war ja was. Seufzend platzierte ich mich gegenüber von ihm. "Worum wird es in der Leistungskontrolle überhaupt gehen?" Er lachte auf, während er unser Lehrbuch auf der entsprechenden Seite aufschlug.

Wir lernten jetzt schon seit gefühlten Stunden und ich hatte langsam auch einen leichten Schimmer worum es gehen würde und was ich wissen sollte. Wie lange das in meinem Gehirn verweilen würde war eine andere Frage. Das geräusch von sich öffnenden Türen ließ uns hochfahren. Irgendwer hatte die Bibliothek betreten. Unbewusst hatte ich den Atem angehalten und schaute nun fragend zu Lan Zhan, der nachdenklich in Richtung Eingang blickte. Dann erhob er sich in einer fließenden Bewegung und bedeutete mir ihm zu folgen. Auf Zehenspitzen folgte ich ihm im Schatten der Bücherregale. Vor uns tat sich eine Sackgasse zwischen den Regalen auf, doch Lan Zhan steuerte das letzte Ende an. Vorsichtig zog er mich zu dem Spalt zwischen Wand und Regal und buggsierte mich rein. Dann nahm er sich ein Buch aus dem Regal und stellte sich vor den Spalt, sodass ich verdeckt war. Ich hörte, wie die Schritte der Person näher kamen und wollte am liebsten einfach unsichtbar werden. Mein Herz klopfte wie verrückt in meiner Brust und ich hatte das Gefühl das ich kaum noch atmen konnte. "Wangji?" Eine mir bekannte Stimme ertönte und ich sah, wie sich Lan Zhans Kopf ein wenig drehte. Anscheinend war die Person nun auch in dem Gang wo wir uns befanden. Bitte fangt jetzt einfach kein Gespräch an, versuchte ich die beiden zu beschwören.

until we meet again (modern AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt