"Herrgott", murmelte ich am nächsten Tag zu Kain, als er Notizen zu der kürzlichen Durchsuchung eins nahen gelegenen Dorfes machte. "Du hättest sie nicht aus den Häusern zerren müssen."
Kain sah offensichtlich erschöpft, gestresst und verärgert zu mir hoch. Vielleicht war es eine schlechte Idee von mir gewesen, ihm zu sagen, dass er sich falsch benommen hatte, aber auch ich war müde und gestresst. Unsere Bemühungen Hannibal aufzuspüren, sorgte dafür, dass die Unterwelt in Panik geriet. Die Leute kämpften darum, um die Unterwelt zu verlassen, aber Cerberus schreckte sie bloß von den Torem weg. Sie hatten das Gefühl, dass ihre Rechte verletzt wurden.
Und wisst ihr was das Beste ist? Dies hier ist die verdammte Unterwelt und kein Land in der Welt der Sterblichen.
Hier hatte niemand Rechte.
Zumindest niemand, in dessen Adern kein Götterblut floss. Zur Hölle, selbst meine Brüder und ich, die Götterblut in uns trugen, hatten hier unten nichts zu melden. Wir hatten versucht, Hades wegen dieses ganzen Chaos zu kontaktieren, aber er weigerte sich, auch nur einen von uns zu empfangen und hatte sich selbst zurückgezogen. Wir haben sogar Noe darum gebeten, sich mit Apollo in Verbindung zu setzen, aber Apollo hatte dicht gemacht und wollte nichts mit uns zu tun haben.
Weil wir versuchten, die Welt zu retten, indem wir Hannibal, Prometheus und Rara aufzuspüren versuchten, waren wir nun die Bösen, und niemand wollte auch nur in unserer Nähe sein. Aber am Ärgerlichsten ist es, dass die Leute einfach nicht begreifen wollten, dass wir sie zu retten versuchten. Sie stellten immer wieder dumme Behauptungen auf, dass sie von ihrer Regierung verletzt und missbraucht werden.
Regierung?
Ist denn noch keinem aufgefallen, dass wir keine Regierung haben? Hades traf alle Entscheidungen. Wenn er nicht da war, dann tat es Persephone. Zur Hölle, selbst wenn er da war, hatte Persephone eine Menge Einfluss auf ihn. Hierarchisch kamen als nächstes die Halbgötter, aber selbst wir hatten nicht so viel Macht.
Ich seufzte frustriert, als ich mich in einem der Stühle gegenüber von Kains Schreibtisch zurücklehnte und mir den Nasenrücken massierte.
"Entschuldige", sagte ich schließlich. Als ich aufsah, stellte ich fest, dass er mich mit gerunzelter Stirn ansah. "Ich fühle mich bei dem Ganzen einfach nicht wohl. Ich habe das Gefühl, dass wir vielleicht mehr Ärger verursacht haben, als es vorher gab." Kain blieb einen Moment still, bevor er aufstand und langsam auf mich zu ging. Er lehnte sich an die Rückenlehne meines Stuhls an, nahm mein Gesicht in beide Hände und hob meinen Kopf an, so dass ich zu ihm aufblickte. Er studierte mein Gesicht und beugte sich dann vor, um meine Nase mit seiner zu streicheln.
"Es wird bald enden", versicherte er mit einem verspielten Lächeln, das mein Herz erwärmte, weil ich dieses Lächeln endlich wiedersehen konnte. "Und wenn es soweit ist, können wir anfangen, unser gemeinsames Leben zu planen." Ich blinzelte und legte meinen Kopf schief.
"Wie meinst du das?" fragte ich. Jetzt sah mich Kain neugierig an.
"Du kannst dauerhaft bei mir leben. Ich kann mein Zimmer erweitern und wir können dir neue Klamotten besorgen. Auch wenn ich den Anblick deines Arsches in Leder durchaus genieße, möchte ich dir schöne neue Klamotten zum Anziehen kaufen, in denen dein Arsch noch besser aussehen wird." fügte er hinzu und klang entzückt. Ich zwang mich zu einem Lächeln und er akzeptierte es und küsste mich erneut, bevor er wieder zur Arbeit ging.
Das bereitete mir allerdings Sorgen. Er hatte damals fast genau dasselbe gesagt, als er zum ersten Mal in die Unterwelt kam und ich ihm zum ersten Mal vergeben hatte. Er hatte mich mit Kleidern überschüttet und mich so eingekleidet, wie er es mochte. Er hörte mir nie zu, wenn ich ihm sagte, dass ich mich darin unwohl fühlte. Ich schluckte und wollte Kain am liebsten sagen, dass ich viel lieber mit Jahlia einkaufen gehen wollte. Jahlia wusste, welche Art von Kleidung ich mochte.
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Verrat in Elysium [malexmale] (Übersetzung)
Fantasy[Buch 4] Abels Leben lag in Trümmern. Nach einem Leben voller Verrat und Qualen hatte er beschlossen, sich nichts mehr aus Beziehungen zu machen. Außerdem, wer hätte schon Zeit dafür, wenn die Titanen in Anmarsch waren? Und doch schmerzte sein Herz...