Es war warm und gemütlich, als ich aufwachte.
So hatte ich mich schon so lange nicht mehr gefühlt. Ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal so gefühlt hatte. Dieses Gefühl von Sicherheit, wenn du morgens aufwachst, jemand seinen Arm um dich liegen hat und du dich sauber und erfrischt fühlst. Ich konnte Kains Herzschlag fühlen und hören. Wir schliefen fest ineinander verschlungen unter Kains dicken dunklen Decken, in seinem Zimmer. Es war fast Nachmittag. Zumindest hatte ich das Gefühl, dass es bereits Nachmittag war.
"Hör auf dich zu bewegen", grummelte Kain, verstärkte seinen Griff um mich und vergrub sein Gesicht in meinen Nacken. "Du zerquetscht mir noch die Nüsse." Ich sagte nichts dazu. Fast hätte ich ihm deswegen ausgelacht, fing mich dann aber, als dieser eine Satz die Erinnerung an das auslöste, was Hannibal mir angetan hatte. Ich hielt den Atem an und rührte mich nicht mehr, als die Erinnerungen an den Gestrigen Tag hochkamen.
Hannibal hatte... Und dann kam Kain herein, tötete ihn und ließ seine Leiche im Thronsaal zurück. Einerseits wollte ich Kain fragen, was er jetzt mit Hannibal vor hatte, aber andererseits wusste ich es besser. Er würde mich wahrscheinlich töten, wenn ich ihm diese Frage stellte, oder mir einfach eine mysteriöse vage Antwort geben. Ich seufzte, schloss die Augen und hielt still, damit Kain damit aufhörte, sein knie gegen meinen Hintern zu drücken und etwas davon zu murmeln, dass ich ihm auf die Eier gehe.
Ich fühlte mich noch immer nicht gut. Ein Teil von mir fragte sich, ob es an Hannibals Tat lag. Nein, ich wusste, dass dieses Unwohlsein daher rührte, das Hannibal mir das angetan hat. Ich hatte so etwas noch nie zuvor erlebt. Selbst Kain, der mich jahrhundertelang gequält hatte, war noch nie so tief gesunken, als dass er mir so etwas angetan hätte. Es war schwierig, all die Emotionen zu sortieren, die in meinem Schädel herumschwirrten.
Wieso ist meine Reaktion nicht anders ausgefallen? Ich hatte zugelassen, dass Kain mich vom Thronsaal wegführte und sich anschließend um mich kümmerte. Und ja, ich hatte es genossen. Es war ein wunderbares Gefühl gewesen, Kains Arme wieder um mich zu spüren und seinen Herzschlag und seinen heißen Atem auf meiner Haut zu fühlen. Zu sehen, dass er meinetwegen litt. Zuzulassen, dass er sich um mich kümmerte, wie es vor Äonen getan hatte.
Aber hätte ich mich ihm nicht, nach alldem was Kain mir angetan hatte, widersetzen müssen?
Nein, weil Kain mich gerettet hat. Er war vielleicht ein paar Minuten zu spät da gewesen, aber er kam und hielt Hannibal auf, bevor es noch schlimmer hätte werden können. Er hatte seinen eigenen Stellvertreter für mich getötet. Dann hat er mich von dort weggetragen und sich um mich gekümmert. Und er liebte mich wieder, so wie er es früher getan hat.
Und dennoch hatte ich so ein ungutes Gefühl.
Und ich wusste nicht, wieso.
Meine Augen fielen langsam zu und ich wollte gerade wieder einschlafen, als mir wieder etwas einfiel. Das goldene Seil, das Hannibal benutzt hatte. Es hatte Alexion gehört, dem Gottkiller. Kronos hatte Alexion dazu gezwungen, diese Fesseln zu kreieren, um damit Götter und Alexion selbst unschädlich zu machen. Hannibal hatte sie von Alexion, daran bestand kein Zweifel.
"Kain." Befahl ich, wälzte mich zu meinem Bruder und stützte mich auf beiden Ellbogen ab. Kain zog sich stöhnen die Decken über seinen Kopf. Ich verdrehte die Augen und riss ihm die Decke vom Kopf, wobei ich ihm dabei die Haare zerzauste. Kain blickte mit müden blauen Augen, finster zu mir hoch.
"Ich mochte dich, als du noch ruhig geschlafen hast." grummelte er. Ich verdrehte die Augen.
"Ja, weißt du, ich kann besser schlafen, wenn wir nicht mehr in Gefahr sind", antwortete ich trocken und Kain sah neugierig auf. "Diese Fesseln die Hannibal benutzt hat. Es waren nicht seine. Sie gehören Alexion. Diese Fesseln hatte Alexion an mir benutzt, um meine Kräfte zu versiegeln. Sie sind speziell für jene hergestellt worden, in denen göttliches Blut fließt." Für einen Moment sah mich Kain verwirrt an, bis sich dann seine Augen langsam weiteten und er sich aufsetzte.
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Verrat in Elysium [malexmale] (Übersetzung)
Fantasía[Buch 4] Abels Leben lag in Trümmern. Nach einem Leben voller Verrat und Qualen hatte er beschlossen, sich nichts mehr aus Beziehungen zu machen. Außerdem, wer hätte schon Zeit dafür, wenn die Titanen in Anmarsch waren? Und doch schmerzte sein Herz...