Kapitel 13

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Jetzt wusste ich, wie sich ein Hund fühlte, der von seinem Besitzer allein gelassen wurde.

Mir war furchtbar langweilig. Selbst nachdem ich mich endlich von diesen seltsamen unsichtbaren Fesseln befreit hatte, die er beschworen hatte, fand ich in Kains Zimmer keine Beschäftigung, um der Langeweile zu entkommen. Den Fesseln konnte ich irgendwie entkommen, aber als ich versucht hatte, die Tür zu öffnen, war sie nicht nur verschlossen, sondern auch mit einer Barriere versehen, die mich hier gefangen hielt.

Mich überkam eine solche Wut, und um meinen Ärger Luft zu machen, zerstörte ich einfach alles in Kains Zimmer. Ja, ich weiß, dass das ziemlich fies von mir war und äußerst kindisch noch dazu, aber mich in seinem Zimmer einzusperren, war es auch! Ich riss die Vorhänge von den Fenstern und dem Himmelbett und warf sie auf dem Boden, riss alle Schubladen in seiner Kommode auf und verstreute seine Kleidung in seinem ganzen Zimmer.

Ich betrat seinen begehbaren Kleiderschrank, um dort alles auseinander zu nehmen, und hielt dann inne, als ich sah, wie ordentlich alles war. Das ist mir vorher gar nicht aufgefallen. Es war irgendwie komisch, wie viel Wert Kain auf Ordnung legte. Wenn ich Kleidung auf dem Boden liegen lassen würde, würde er einen Anfall bekommen und mich dazu bringen, es aufzuräumen. Ein Teil von mir fragte sich, ob er eine ausgeprägte Zwangsstörung hatte.

Ich betrat den begehbaren Kleiderschrank und nahm mir ein Outfit bestehend aus einem sehr knappen rot-schwarzen Korsett, die passenden Strumpfgürtel mit einem seltsamen Spitzenstring dazu und ein paar passende rote Absätze, von dem ich mir sicher war, dass er das Outfit niemals tragen würde. Und nach der Größe zu urteilen, gehörten sie ihm nicht einmal. Ein Anflug von Verärgerung zeigte sich auf meinem Gesicht, als ich meine Kräfte dazu verwendete, das Material zu zerkleinern, bevor ich es beiseite warf und das nächste Kleidungsstück von der Kleiderstange riss.

Ich ging die Sachen auf der Kleiderstange durch und warf die nuttigen und billigen Klamotten beiseite, die er trug, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Diese Aufmerksamkeitsbedürftige Hure. Dann zog ich ein schlichtes schwarzes Korsett heraus, an dessen unteren Saum Schädel baumelten, die mit einer Lederhose verbunden waren. Ich hielt inne, drehte mich zum Spiegel am Ende des Schranks um, hielt das Outfit vor mich hin und verzog das Gesicht angesichts der Tatsache, dass es mir definitiv passen würde.

Leider hatte ich auch noch vergessen, meine Haarfarbe wieder in Marineblau zu ändern, weshalb ich noch meinen natürlichen Braunton hatte. Ich machte Anstalt mir die Haare wieder zu färben, als ich mich dann doch dagegen entschied. Ich war das Marineblau sowieso leid. Und was, wenn Hannibal zufällig hereinkam? Vielleicht könnte ich vorgeben, Kain zu sein, um hier herauszukommen.

Nein, Hannibal steht jetzt schon seit Jahren auf Kain. Zweifellos würde er den Unterschied zwischen uns erkennen können.

Als ich an seinen kleinen Ausrutscher in der Gasse zurückdachte, erschauderte ich und warf die Kleidung auf dem Boden, um mich darauf zu stellen und über die Kleiderstangen auf die Regale zugreifen zu können, auf denen sich haufenweise Kisten mit Schuhen befanden, die er überhaupt nicht brauchte. Aber jetzt Mal im Ernst, Hannibal war ein versauter Widerling.

Das war auch so eine Sache die mir als Zwilling gewaltig stank. Aus irgendeinem Grund glaubten die Leute, dass Zwillinge immer sexuell involviert waren... was Kain und ich zwar waren, aber jetzt nicht mehr. Und wir taten es nicht, weil es heiß oder verboten war oder weil es Spaß machte, jemanden zu ficken, der so aussah wie man selbst, sondern weil wir uns als Individuen sahen. Als selbstständige Individuen. Das gleiche Aussehen war bloß ein Bonus und manchmal etwas unheimlich, besonders wenn du derjenige bist, der fickt. Ich meine, ernsthaft? Wie seltsam ist es, wenn du auf dich herabschaust, während du dich fickst?

Verrat in Elysium [malexmale] (Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt