Viele Leute fragen mich, ob ich mich nicht einsam fühle. „Du bist doch ganz alleine in New York..." Ich kann es echt nicht mehr hören. Ja, ich habe meine Familie in Deutschland verlassen, als ich 18 Jahre alt war und bin nach New York gegangen um Journalistin zu werden.
Und nein, ich bereue es ganz und gar nicht, denn es war die beste Entscheidung die ich je treffen konnte. Ich habe es tatsächlich geschafft mich hochzuarbeiten und in einer der bekanntesten Zeitungen New Yorks eingestellt zu werden, nämlich in der New York Times.
Außerdem bin ich nicht alleine. Ich habe zwar in den fünf Jahren, in denen ich bis jetzt in New York lebe, nicht all zu viele Freundschaften geschlossen, habe jedoch die beste Freundin die man sich vorstellen kann, Maya.
Maya habe ich auf der Arbeit kennengelernt, denn sie schreibt ebenfalls bei NYT. Auch wenn sie drei Jahre älter ist als ich, verstehen wir uns wie Schwestern. Noch besser als Schwestern sogar. Auf jeden Fall bin ich unglaublich dankbar für sie. Vor allem wenn sie wie jetzt gerade auch, mit zwei Starbucks Bechern in der Hand angelaufen kommt.
„Maya, du weißt ich liebe dich, wenn du mir Kaffee bringst, aber wir sind mal wieder echt spät dran", sage ich als sie mir einen köstlichen, nach Karamell duftenden, Kaffee überreicht. „Sky, die lieben uns dort. Da können wir uns das echt mal erlauben ein paar Minuten zu spät zu kommen" Sie lieben uns wirklich, diese Zeitung ist meine zweite Familie hier in New York geworden. Trotzdem möchte ich keine schlechten Eindrücke hinterlassen, ich will jeden Tag zeigen, wie wichtig mir dieser Job ist. Maya sieht alles immer ziemlich gelassen, das ist wahrscheinlich der Grund weshalb sie mir so gut tut.
Im Aufzug des riesigen Gebäudes in dem sich die Zeitung befindet, tauschen wir uns über alles aktuelle aus, obwohl wir uns jeden Tag sehen. „Bis Später Süße!", ruft Maya mir noch hinterher, als ich dann schließlich in mein Büro einbiege.
Als ich meinen Computer hochfahre und den Fall sehe, den ich aktuell bearbeite, muss ich schlucken. Schon fünf Frauen wurden innerhalb von zwei Wochen misshandelt und anschließend getötet. Diese Frauen wurden kaltblütig ermordet und ich soll eine Story daraus machen... „Tja das ist dein Job Sky", denke ich mir, aber auch wenn ich nicht all zu sehr helfen kann, helfen die Artikel vielleicht dabei den Täter ausfindig zu machen.
Als ich gerade dabei bin, konzentriert und auch motiviert den dritten Artikel über diese Vorfälle anzufangen, klopft es an der Tür, aus der anschließend ein fremder Mann in mein Büro herein poltert. „Hi, ich bin Noah. Sie müssen die berühmte Sky Johnson sein.", sagt er mit einem Grinsen im Gesicht. Noah? Ich kenne keinen Noah. Und wieso starrt er mich so an? „Hör zu Noah, ich weiß nicht wer du bist, aber ich hab gerade echt viel zu tun." Er guckt mich erstaunt an, „Sie wissen nicht Bescheid? Hat ihnen denn keiner etwas gesagt? Ich fange hier neu als Journalist an und sie sollen mich einarbeiten und mir alles zeigen."
Shiiit, das habe ich komplett vergessen. Wie kann Mr. Wilson mir das auch antun? Er weiß ganz genau wie wichtig mir dieser Fall ist und wie sehr ich mich dafür konzentrieren muss.
„Das tut mir wirklich leid, aber wäre es für Sie in Ordnung, wenn das jemand anderes übernehmen würde? Ich bin gerade echt an etwas wichtigen dran.", sage ich kritisch. Er sieht ein bisschen enttäuscht aus, versucht aber mich umzustimmen: „Sie arbeiten im Moment am Fall des Serienvergewaltigers und Mörders, richtig? Ich habe ihre ersten beiden Artikel gelesen und war sehr beeindruckt. Das ist auch der Grund warum ich unbedingt in ihre Arbeit Einblicken wollte.", gibt Noah verlegen zu.
Ich gebe mir einen Ruck. „Na schön... Sie dürfen mich bei meiner Arbeit begleiten, Sie verhalten sich aber komplett still, so als wären Sie nicht hier. Fragen stellen Sie mir bloß in der Pause und da werde ich Ihnen auch alles zeigen. Verstanden?", frage ich ihn streng. „Alles klar!", antwortet er zufrieden.
Vier Stunden hab ich durchgeschrieben. Wow, so produktiv war ich noch nie am Stück. Und das trotz Noah, der mir die ganze Zeit über meine Schulter geschaut hat. Er hat sich tatsächlich an die Abmachung gehalten und kein Wort gesagt. „So das wars, wir haben nun Mittagspause. Dann führ ich dich jetzt mal herum und zeige dir hier alles.", versuche ich so freundlich zu sagen, wie ich nur kann, nachdem ich vorher so unfreundlich zu Noah war. „Das wäre wirklich toll.", antwortet er mit einem Lächeln.

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Dark Side
Misterio / Suspenso-ZWEI TYPEN & EIN MÖRDER- Sky Johnson ist Journalistin in New York und hat kein einfaches Leben. Neben der Tatsache, dass ein Serienmörder sein Unwesen in New York treibt, muss sie auch noch Noah den süßen Neuen bei der Zeitung einarbeiten. Gleichze...