Kapitel 42

260 8 6
                                    

Und dann ist es soweit.
Ich höre den Schuss.

Ich kneife meine Augen zusammen.
Doch ich spüre nichts.
Es ist, als hätte mich gar nichts getroffen.
Ich habe keine Schmerzen.
Ist das normal?

Ich mache meine Augen langsam wieder auf.
Jule liegt blutend am Boden, nicht ich.
Sie wurde angeschossen, nicht ich.
Was ist bitte passiert?

Doch dann stürmt die Polizei rein und mir wird klar was passiert ist. Aidan muss sie angerufen haben und sie sind gekommen und haben mein Leben gerettet.

Erleichtert atme ich auf.
„Miss Johnson, alles in Ordnung bei Ihnen," fragt einer der Polizisten und ich nicke.
„Dank Ihnen, ja. Sie kamen genau rechtzeitig," seufze ich. Ich stehe immer noch komplett unter Schock.

Ich lasse mich auf die kalten Fliesen sinken und schaue dabei zu, wie Dylan befreit wird.

„Dylan, geht es dir gut??" Besorgt beobachte ich, wie sie den Knebel gerade rausmachen.  

„Du hattest einfach mit allem Recht, Sky und ich dachte du bist verrückt. Es tut mir unendlich leid."
Dylan sieht echt fertig aus. In seiner Haut will man auch nicht unbedingt stecken. Er ist immerhin der Freund einer Serienmörderin gewesen.

Endlich befreit steigt Dylan aus der Wanne und wir fallen uns in die Arme.

„Es ist vorbei," flüstert Dylan unter Tränen und da ist es auch bei mir vorbei. Wir Beide fangen an fürchterlich zu weinen, aber es fühlt sich unglaublich gut an.

Plötzlich höre ich jemanden meinen Namen rufen.
Mein Herz fängt an schneller zu schlagen und mir wird plötzlich ganz warm.
Diesen Effekt hat nur eine Person auf mich.
Aidan ist hier!

Ich löse mich von Dylan und gehe aus dem Badezimmer raus. Im Flur steht Aidan und schaut mich erleichtert an. „Dir geht es gut." Er seufzt.
Mit schnellen Schritten laufe ich auf ihn zu und falle ihm in seine Arme.

„Es ist vorbei, Aidan. Endlich ist alles vorbei," schluchze ich.
Er zieht mich näher an sich und hält mich einfach fest. Seine großen Hände streicheln liebevoll über meinen Kopf.
Dann bringt er jedoch wieder etwas Abstand zwischen uns, um mir in die Augen zu schauen.

„Was hast du dir nur dabei gedacht?? Du hättest drauf gehen können," schimpft er mit mir.
„Ich konnte das alles einfach nicht mehr. Es war sehr knapp, ich weiß und ich dachte am Ende auch, dass ich jetzt sterbe, aber dann wäre ich wenigstens für euch gestorben. Ihr wärt endlich frei gewesen." Meine Stimme wird zum Ende hin immer leiser.

Aidan packt mich plötzlich an meinen Schultern. Seine Augen sehen glasig aus. „Sag sowas nie wieder. Ich wüsste nicht was ich machen sollte wenn du-" Er schluckt und tatsächlich läuft ihm eine einzelne Träne die Wange herunter.

„Lass uns nicht darüber nachdenken, was wäre wenn. Dank dir ist ja alles gut gegangen," seufze ich und schmiege mein Gesicht wieder an Aidans Brust.

Wir verharren so einen Moment, bis die Polizisten zu uns kommen.
„Was ist mit Jule?," frage ich sofort.
„Sie ist tot."
Ich nicke nur. Keine Ahnung ob ich mich freuen oder traurig sein soll. Sie hat mir und den Anderen so viel Leid zugefügt, trotzdem gehörte sie, vor allem damals, zu den wichtigsten Menschen meines Lebens.

„Wir haben aber keine Beweise, dass sie wirklich die Mörderin war, so wie sie behaupten," holt mich der Polizist aus meinen Gedanken.
Ich höre wie Aidan seufzt und muss automatisch grinsen.

„Was grinst du denn jetzt so?," fragt er mich.
„Was wäre ich denn für eine Journalistin, wenn ich mich nicht absichern würde? Bevor ich hierher kam, habe ich mich natürlich verkabelt. Ich habe also Jules komplettes Geständnis aufgezeichnet," berichte ich stolz und ernte staunende Gesichter.

„Das ist großartig," sagt dann irgendwann der ältere Kommissar. „Wäre ganz gut, wenn Sie Beide später auf die Wache kommen könnten."
Aidan und ich nicken.

„Aufs erste würden wir Sie darum bitten, Ihre Wohnung zu verlassen," bittet mich der Polizist und ich nicke sofort. Ich würde eh nicht hier bleiben wollen.

„Sollen wir ins Krankenhaus? Alex' OP ist gut verlaufen und mittlerweile müsste er auch schon wach sein," erzählt mir Aidan erleichtert und mir fällt ein Stein von Herzen. Natürlich stimme ich zu.

„Dylan, was ist mit dir? Möchtest du mit uns kommen?"
Er schüttelt den Kopf.
„Ich fliege heute Abend zurück nach Hause. Ich will einfach nur noch nach Deutschland. Vorher muss ich eh noch mit zur Polizei und eine Aussage machen," äußert er bedrückt.
Wir umarmen uns noch zum Abschied.
„Wenn irgendwas ist, du kannst dich immer bei mir melden," lächle ich.
„Danke."

Auf dem Weg ins Krankenhaus, starre ich aus dem Fenster. Ich fasse es nicht, dass der Spuk endlich ein Ende hat. Dass Jule das alles ganz alleine geplant und umgesetzt hat, ist einfach nur verrückt. Ich hoffe jetzt wird endlich wieder alles normal.
Aidans Hand streichelt immer wieder über mein Bein, was mich total beruhigt. Ich bin so froh, ihn an meiner Seite zu haben.

Am Empfang des Krankenhauses lassen wir uns die Zimmer Nummer sagen und begeben uns auf direktem Weg dorthin.

Aidan klopft kräftig gegen die Tür, woraufhin Alex' Stimme uns herein bittet. Aidan grinst mich an und wir treten ein.

Jamie und Maya sitzen Beide mit Teddy neben dem Bett, in dem Alex liegt. Obwohl er schwach wirkt, lächelt er uns an.

Aidan geht sofort zu seinem besten Freund, während Maya und Jamie sich auf mich stürzen.

Nachdem auch ich Alex begrüßt habe, setzen wir uns alle um ihn herum, wobei Teddy auf mein Schoß klettert und ich dann erzähle, was in den letzten zwei Stunden passiert ist.

...

Nach ca 2 Stunden die wir mit unseren Freunden im Krankenhaus verbracht haben, sind Aidan und ich zur Polizei gefahren. Auf dem Weg haben wir Jamie noch nach Hause gefahren, wobei Maya bei Alex im Krankenhaus geblieben ist.

Auf der Polizeiwache habe ich den Polizisten die Aufnahmen mit Jules Geständnis übergeben, nochmal alles ausführlich erzählt und alle Fragen beantwortet.

Danach sind wir mit Teddy eine kurze Runde um den Block gegangen, bevor wir wieder ins Auto steigen.

„Dann gehts wohl endlich wieder nach Hause." Aidan schnallt sich an und lächelt.
„Aidan, jetzt darf ich ja eh noch nicht wieder in mein Apartment, aber ich will da niemals wieder wohnen. Dort sind so viele schreckliche Dinge passiert. Ich glaube ich muss mir in der Nächsten Zeit was Neues suchen. Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich noch etwas bei dir bleibe," viel zu schnell plappere ich vor mich hin. Aidan fängt an zu lachen.

„Hast du mir denn gar nicht zugehört? Ich habe gesagt wir fahren nach Hause. Unser Zuhause. Ich dachte für dich wäre das auch klar, aber wenn du unbedingt willst, frage ich dich jetzt ganz offiziell. -Sky Johnson, würdest du mir die Ehre erweisen und bei mir einziehen?"

Warte was? War ich ernsthaft so dumm und habe nicht gecheckt, dass Aidan und ich praktisch die ganze Zeit schon zusammen gewohnt haben?!
Ich muss ziemlich verwirrt aussehen, denn Aidan fängt an zu schmunzeln.

„Äh ich- Ja! Natürlich will ich bei dir einziehen," rufe ich ganz aufgeregt, woraufhin Aidan von einem Ohr zum anderen grinst und mich dann zu sich zieht und küsst.

Der Kuss wird viel zu intensiv dafür, dass wir uns in einem Auto auf einem öffentlichen Parkplatz befinden, also lösen wir uns schweren Herzens wieder voneinander.

„Ab nach Hause," grinst Aidan und startet den Motor.

Dark SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt