Kapitel 4

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Als ich mich in Noahs Auto neben ihn setzte, bemerkte ich seinen Blick. „Habe ich irgendwas im Gesicht?", frage ich verwirrt. „Nein.", erwidert er lächelnd. „Die Frisur steht dir einfach nur unfassbar gut." Ich merke wie ich rot werde. Auch wenn ich mir heute keine besondere Frisur gemacht habe, sondern einfach nur meine natur Wellen offen trage, freue ich mich über Noahs Kompliment und bedanke mich verlegen.

„Mr. Wilson sagte, er hat dir alle wichtigen Infos gegeben.", sagte ich nach einer Weile, um das Gespräch auf die Arbeit zu lenken. „Ja, genau. Das Opfer heißt Lola Martínez und war 25 Jahre alt." erwidert Noah daraufhin. Ich erstarre. „Ihr Apartment ist-" „Fahr rechts ran!", schreie ich und unterbreche ihn. Tränen schießen mir in die Augen.
Ich muss sofort aus diesem Auto.
Ich habe das Gefühl ich kann nicht atmen.
Noah schaut mich verwirrt an, fährt aber an den Rand.

Ich springe aus dem Auto und muss mich direkt übergeben. Noah rennt besorgt zu mir und hält meine Haare nach hinten.
Lola ist Tod. Warum? Warum sterben Leute die mir wichtig sind?
Wieso sie und nicht ich?
Meine Gedanken kreisen sich. Irgendwann lassen meine Beine nach und ich sinke auf den dreckigen Boden.

Noah sagt kein Wort. Er ist einfach da und nimmt meine Hand, als er sich neben mich setzt. Ich fange lautstark an zu weinen und zu schreien. „WARUM STERBEN ALLE DIE MiR AM HERZEN LIEGEN?!" Ich lasse all meinen Frust raus.
Noah nimmt mich in seine starken Arme und hält mich fest.

15 Minuten später habe ich mich etwas beruhigt.
„Lola war in meinem Yoga Kurs.",sage ich leise und muss schlucken. „Vor drei Jahren haben wir uns kennengelernt und irgendwann gehörte sie zu meinem engsten Freundeskreis." erläutere ich und schniefe. „Sky-" Noah bricht ab und schaut mir in die Augen. „Das tut mir so Leid." Er drückt meine Hand erneut. „Wenn du reden willst, bin ich da!"

Irgendwann nehme ich all meinen Mut zusammen und fange an zu erzählen:
„Mein Freund James ist vor zwei Jahren gestorben." Ich mache eine lange Pause. „Wir haben uns auf einer Party kennengelernt, als ich neu hier war." Ich schlucke. „Er war nicht nur meine große Liebe, sondern auch mein bester Freund, bis-" Ich atme langsam ein und wieder aus. „Bis er beim Autofahren von einem Geisterfahrer erwischt wurde.", vollende ich den Satz.

„Ich konnte mich noch nicht mal von ihm verabschieden." Ich sah Noah an. Er hat Tränen in den Augen. „Ich ruf Mr. Wilson an und sage das Treffen am Tatort ab.", erwidert Noah ruhig.
„Nein, wir fahren." sage ich entschlossen. Ich wische mir meine Tränen weg und stehe auf. „WAS?", fragt Noah fassungslos. „Ich will das Schwein kriegen, das Lola das angetan hat.", äußere ich und ziehe ihn hoch. Wir setzten uns schweigend ins Auto und fahren los.

Die Autofahrt verlief weiterhin still. Ich glaube Noah will einfach respektvoll sein oder nichts falsches sagen.

Vor dem Hochhaus angekommen, atme ich noch einmal langsam ein und aus und laufe mit Noah los. Den ganzen Weg bis zu Lolas Apartment hält Noah meine Hand. Er ist so aufrichtig, richtig süß von ihm.

Im Apartment angekommen, begrüßten uns einige Ermittler die gerade am arbeiten waren. Ich sah mich um. Überall hängen Bilder von Lola, teilweise mit Freunden, teilweise auch mit mir. Ich verkneife mir meine Tränen.

Als wir mit den Ermittlern gesprochen hatten, stellte sich heraus, dass wir praktisch umsonst gekommen sind. Es wurde rein gar nichts gefunden, keine Hinweise, keine Fingerabdrücke, keine Einbruchsspuren. Nichts! Sie erzählten uns nur, dass Lola mit einem Küchenmesser im Bett erstochen wurde. Ich schloss meine Augen und dachte einfach nur an all die schönen Momente die ich mit ihr verbracht habe.

Als wir gerade das Apartment verlassen wollten, bemerke ich einen grünen Knopf auf dem Boden. Ohne Nachzudenken hebe ich ihn auf und stecke ihn heimlich in meine Hosentasche, nachdem ich so getan habe, als würde ich meinen Stiefel zu schnüren. „Sky, du musst diesen Knopf an die Ermittler überreichen.", meldet sich die gute Stimme in meinem Kopf. Ich weiß, dass ich das melden muss, aber ich kann nicht.
Vielleicht ist der Knopf ja auch komplett irrelevant und hat rein gar nichts mit dem Fall zu tun, denke ich zuversichtlich.

Als Noah und ich wieder im Auto sitzen, überschlagen sich alle Ereignisse und ich fange erneut an zu weinen. Noah schließt mich wieder in seine Arme. „Ich war vorher noch nie in ihrem Apartment. Wir waren meistens nur draußen gemeinsam mit den anderen Mädels unterwegs oder bei Maya Zuhause.", schilderte ich schniefend. „Das war gerade einfach zu viel, all ihre Sachen und Bilder zu sehen.", fuhr ich fort und dachte auch an den Knopf.

„Alles wird gut.", flüstert Noah in meine Haare und lässt mich langsam los, um los zu fahren.
Als er nach längerer Fahrt anhält, will ich mich gerade verabschieden und aussteigen, bis ich merke, dass er gar nicht zu meinem Apartment gefahren ist. Ich schaue ihn verwirrt an.

„Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dich heute Nacht alleine lasse. Du brauchst Gesellschaft und bleibst deshalb heute bei mir." „Aber Noah"- setzte ich an, doch Noah unterbricht mich. „Kein 'Aber', Sky. Wenn du willst schlafe ich auf der Couch und du bekommst Klamotten von mir zum schlafen. Du kriegst was du willst, aber ich lasse dich heute Abend nicht alleine.", betont er und steigt aus dem Auto.

Mein Herz fängt an zu rasen. Ich soll bei Noah schlafen? Ich zögere bevor ich aus dem Auto steige. Dann denke ich allerdings, wie lieb es von ihm ist, sich so sehr um mich zu kümmern, obwohl wir uns gestern erst kennengelernt haben. Ich steige aus und folge ihm in das große Gebäude.

In Noahs Apartment angekommen, muss ich staunen. Überall sind Bücherregale und die Möbel wirken etwas älter. Die riesigen Fenster mit einer wunderschönen Sicht auf New York lassen alles aber insgesamt sehr modern aussehen.

„Magst du es?", fragt Noah mich grinsend, als er meine staunenden Blicke wahrnimmt. „Ich liebe es!", stelle ich ehrlich fest. Noah schaut mir daraufhin tief in die Augen. Ich schmelze innerlich aufgrund seiner Blicke. Aber ich schaue schnell weg, damit ich gleich nichts tue, was ich im Nachhinein bereue.

„Ich bestell uns etwas zu essen. Worauf hast du Lust?", fragt er mich daraufhin fürsorglich. „Noah, ich habe gerade keinen wirklichen Appetit.", erwidere ich vorsichtig. „Nein, Sky. Du musst etwas essen.", äußert er zuerst streng, fragt mich dann aber mit einem Lächeln ob ich Sushi mag.

Omg er mag Sushi? Niemand von meinen Freunden mag es, aber ich liebe Sushi. Genauso sage ich ihn das auch. Er freut sich über meine Antwort. Wir entscheiden uns für eine große gemischte Platte, die Noah dann auch direkt bestellt.

„Ist es okay, wenn ich kurz unter die Dusche springe? Das Essen kommt eh erst in 30 Minuten.", wendet er ein.

Unsere Blicke treffen sich wieder und auf einmal stelle ich mir Noah unter der Dusche vor. Atmen Sky, sage ich mir im Kopf. „D-duschen?", fange ich plötzlich an zu stottern. Er schaut mich nur verlegen an und sieht wie ich rot werde.
Ich versuche mich zu fangen. „Klar, gar kein Problem."
„Fühl dich einfach wie Zuhause.", meint Noah noch, als er mit einem Grinsen im Badezimmer verschwindet.

Ich lasse mich auf sein großes Sofa nieder. „Wie peinlich war das denn gerade.", sage ich zu mir selber. Das gelingt dir ja super, keine Gefühle für ihn aufzubauen, Sky, denke ich mir. Ich stöhne auf.

Ich hole mein Handy aus meiner Hose und schreibe Maya, die sich schon Sorgen gemacht hat und mich mit Nachrichten bombardiert hat. Ich überlege ob ich ihr das von Lola am Telefon erzählen soll. Aber dann denke ich, dass ich ihr das lieber persönlich erzähle und schreibe ihr nur wo ich bin und dass es mir gut geht.

Als ich nach einem Wasserglas suche und die Badezimmer Tür höre, beschließe ich Noah fragen zu gehen. Ich höre Schritte im Flur und sehe eine Tür die angelehnt ist. Das muss sein Schlafzimmer sein, nehme ich an.
„Noah?", rufe ich. Als er antwortet, gehe ich in den Raum aus dem seine Stimme kam.

Plötzlich steht Noah bloß in einem Handtuch bekleidet vor mir. Er lächelt verlegen. „Omg Noah, sorry. Ich dachte du hättest dich im Bad schon umgezogen.", murmelte ich. Ich will gerade gehen, als Noah mich am Arm festhält. „Sky, ist doch kein Problem. Was wolltest du denn?", fragt er cool.

Als ich mich zu ihm umdrehen will, um ihn nach einem Glas zu fragen, stolpere ich plötzlich über seinen Teppich und falle auf Noah. Weil er so plötzlich sein Gleichgewicht nicht halten kann, fallen wir zu Boden und ich lande mit meinem Gesicht auf seinem nackten Oberkörper.

Dark SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt