Es ist immer noch komplett düster und ich sehe rein gar nichts. Mein Herz fängt an zu pochen. Ich möchte schreien, doch ich kriege keinen Ton raus. Plötzlich höre ich ein Lachen, genau wie in einem Horrorfilm. Wo zur Hölle bin ich? Ich war doch bei Noah und bin dort eingeschlafen. Oder bin ich immer noch in seinem Bett?
Ich versuche irgendetwas in der Dunkelheit zu erkennen. Doch außer der Gestalt nehme ich nichts wahr. Sie fasst in mein Gesicht und fängt an, es zu streicheln. Ich fange zu schreien an. Endlich kriege ich einen Ton raus. Ich schreie so laut ich kann um Hilfe, bis mein Mund zu gehalten wird.
Das Lachen fängt erneut an. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass dich jemand hört. Für so eine raffinierte Journalistin, hab ich dich für intelligenter gehalten.", raunt die Gestalt mit seiner eisernen Stimme. Ich kriege Gänsehaut.
Der Fall. Hat der Mörder etwa Notiz von mir gemacht? Bin ich zu entschlossen an die Recherche ran gegangen? Werde ich deshalb sterben? Und wo ist Noah? Etliche Fragen entstehen in meinen Gedanken.
Ich lasse dieses Arschloch mich nicht töten, also beiße ich in seine Hand, die immer noch auf meinem Mund liegt. Die Gestalt zuckt zusammen. Da ich meinen Körper nicht spüre und nicht aufstehen kann, nutze ich diese Gelegenheit um erneut nach Hilfe zu rufen. Ich schreie so laut, dass meine Lunge anfängt zu brennen.
Auf einmal kann ich gar nichts mehr sehen. Auch die Gestalt ist weg. Meine Augen, mein Hals, alles fängt an zu brennen. Plötzlich schüttelt mich jemand. Ich schaue mich um, doch sehe niemanden.
„Sky!" Ich höre Noahs Stimme. Ich versuche aufzustehen, bis ich aufgeben muss. Mein Körper fühlt sich wie gelähmt an. Als ich wieder versuche zu schreien, kommt kein Ton aus mir raus. Ich fühle mich leer. Tränen fangen an, mein Gesicht langsam runter zu laufen.
„Sky! Du musst aufwachen! Es ist bloß ein Traum!", raunt Noah mir erneut zu.
Ich erschrecke. Es ist nur ein Traum, denke ich erleichtert. Langsam komme ich zu mir und sehe Noah über mich gebeugt, als ich meine Augen öffne.
Ich spüre, dass mein Gesicht feucht ist und auch meine Lunge brennt immer noch. Ich muss also in Wirklichkeit auch geschrien und geweint haben.
Noah schaut mich besorgt an. „Alles wird gut, Sky.", flüstert er, während er wie in meinem Traum die Gestalt, mein Gesicht streichelt. Ich zucke zusammen. Ich stehe immer noch total unter Schock.
Als ich einigermaßen zu mir komme, nehme ich Noah in den Arm. Ich bin unfassbar dankbar, dass ich gerade nicht alleine sein muss. „Danke Noah, dass du immer für mich da bist.", murmele ich. „Ist doch selbstverständlich.", äußert Noah daraufhin hilfsbereit und hält mich weiterhin in seinen Armen.
Als Noah wahrscheinlich denkt, dass ich eingeschlafen bin, will er gerade aufstehen, bis ich ihn aufhalte. „Kannst du nicht hier schlafen? Ich fühl mich im Moment nicht wirklich danach, alleine zu sein.", erläutere ich verlegen.
Noah ist einverstanden und macht es sich mit mir im Arm gemütlich. Es herrscht Stille bis Noah schließlich einschläft und leise anfängt zu schnarchen. Mich stört es nicht. Im Gegenteil, ich finde es sehr beruhigend, denn dadurch weiß ich, dass ich nicht alleine bin.
Auch im Schlaf hält Noah mich fest in seinen Armen. Ich fühle mich so geborgen in seiner Umgebung, wie lange nicht mehr. Ob ich mich gerade dabei bin mich in Noah zu verlieben? Oder sollte es vielleicht doch lieber nur bei Freundschaft bleiben? Ich denke immer mehr über Noah und mich nach, bis auch endlich meine Augen zufallen.
Am nächsten Morgen wache ich alleine in Noahs Bett auf. Ich bleibe noch etwas liegen, bis ich mich schließlich auf die Suche nach Noah mache.
Schon im Flur riecht es verführerisch nach Bacon. Ich gehe in die Küche. Dort steht Noah pfeifend, nur in seiner Boxershorts und bereitet Rührei und den Bacon zu. „Guten Morgen", flötet Noah fröhlich, als er mich sieht. „Sag nicht, du bist einer dieser Morgen Menschen, die direkt schon motiviert in den Tag starten.", murmele ich verschlafen. Es ist nämlich noch sehr früh und er ist schon so gut gelaunt. Echt erstaunlich.
„Tja Sky, es ist halt nicht jeder Mensch so ein Morgenmuffel wie du." Noah grinst.
„Ich verstehe einfach nicht, wie man schon so früh, so motiviert sein kann.", erwidere ich störrisch, muss aber auch lachen.Ich setze mich an den Küchentresen und beobachte Noah beim kochen. Er reicht mir einen Kaffee.
„Ähh Sky?" Noah klingt verunsichert. „Ja?", frage ich daraufhin belustigt. „Habe ich eigentlich geschnarcht?" Er guckt mich dabei so ernst an, dass ich laut los lachen muss. „Das ist eine ganz normale Frage.", betont er verärgert.
„Nur ein bisschen. Aber ich finde es echt nicht schlimm." , versichere ich ihn. Noah guckt mich skeptisch an. „Wirklich. Durch dein Schnarchen wusste ich stets, dass ich nicht alleine bin", erkläre ich ihn lachend, woraufhin er ebenfalls lachen muss.Nach dem Frühstück machte ich mich fertig und verabschiedete mich von Noah. Ich war nämlich mit den Mädels verabredet, um ihnen das mit Lola zu erzählen. Nachdem ich kurz Zuhause war, um zu duschen, machte ich mich direkt auf dem Weg zu Maya, wo auch die anderen hinkommen sollen.
Maya und ich haben Emily, Claire, Mary und Lola beim Yoga kennengelernt. Wir verstanden uns auf Anhieb richtig gut und erstellten zuerst nur eine gemeinsame WhatsApp Gruppe um ab und zu zusammen feiern zu gehen. Doch weil wir uns alle so gut ergänzten, trafen wir uns immer öfter.
Als ich bei Maya angekommen bin, waren Emily und Claire schon da. Typisch, dass Mary mal wieder als letzte kommt.
„Was ist denn so dringend, dass wir uns alle so spontan treffen mussten?", fragt Claire mich gespannt. „Lasst uns noch auf Mary warten.", schlage ich vor. „Bestimmt möchte sie uns erzählen, dass sie jetzt mit Noah zusammen ist. Ich meine sie hat doch auch die letzte Nacht bei ihm verbracht.", flötet Maya grinsend. „Ach Noah ist doch der Neue bei NYT, oder?", fragt Emily daraufhin. „Ja, er ist der Neue und nein, wir sind nicht zusammen, wir sind nur Freunde.", versuche ich meinen Freunden und auch mir selber einzureden.
DING DONG
Als Mary sich zu uns setzte, wurde es ernst. Alle warten gespannt, was ich ihnen zu sagen habe, doch ich zögere. „Sag einfach direkt was Sache ist. Kurz und schmerzlos.", bittet Mary neugierig. „Es geht um Lola.", erläutere ich kurz und knapp. „Stimmt, ich hatte mich schon gefragt, wo sie sich rumtreibt.", erwidert Emily.
„Sie ist tot."
Alle gucken mich geschockt an. Es herrscht Stille. Mary fängt an zu weinen.„Wenn das ein Scherz sein soll, ist das nicht witzig Sky.", schnaubt Maya. Mir schießen Tränen in die Augen. Jetzt schaut mich Maya nur noch traurig an.
Emily nimmt Mary in den Arm.„Ich sollte gestern früh zu einem Tatort fahren um für den Fall zu recherchieren.", fange ich langsam an zu erzählen. „Ich hatte keine Details bekommen, sondern Noah. Im Auto sagte er mir dann, dass das Opfer Lola Martínez heißt." Ich schlucke.
„Sie wurde ermordet?!", fragt Maya fassungslos. Ich nicke langsam.
„Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, fuhren wir zu ihrem Apartment. Doch die Beamten fanden rein gar nichts.", fahre ich fort. „Da war gar nichts??", fragt Emily fassungslos. Ich nicke erneut. Das mit dem Knopf behalte ich lieber für mich.
„Wieso kamst du nicht zu mir?", schnauft Maya nach einer Weile. „Noah hat darauf bestanden, dass ich bei ihm bleibe. Er hatte gesehen, wie fertig ich war.", erkläre ich. Maya nickt nur.
Wir saßen noch eine ganze Weile trauernd da, bis Maya aufstand. „Kommt Mädels wir gehen in eine Bar und besaufen uns." „Hast du sie noch alle? Du willst feiern gehen, nachdem du von Lolas Tod erfahren hast?", fragt Emily ungläubig.
„Ja, will ich. Lola würde das wollen. Sie ist sich immer besaufen gegangen, als es ihr nicht gut ging. Sie würde nicht wollen, dass wir hier wie Trauerklöße rumsitzen. Wir gehen was trinken und denken an all die schönen Momente mit ihr zurück."
„Ich finde das eine super Idee!", äußert Claire. Mary und ich stimmen ihr zu. Emily bleibt skeptisch. Dann stimmt sie aber doch noch zu: „Okay, ich komme mit, aber ich fahre uns und werde dementsprechend auch kein Alkohol trinken." Wir sind alle einverstanden.
„Dann los Mädels, gehen wir uns fertig machen!", ruft Maya und läuft zu ihrem Kleiderschrank.

DU LIEST GERADE
Dark Side
Mystery / Thriller-ZWEI TYPEN & EIN MÖRDER- Sky Johnson ist Journalistin in New York und hat kein einfaches Leben. Neben der Tatsache, dass ein Serienmörder sein Unwesen in New York treibt, muss sie auch noch Noah den süßen Neuen bei der Zeitung einarbeiten. Gleichze...