Kapitel 38

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Die restliche Autofahrt verläuft komplett still und die Stimmung ist irgendwie angespannt.
Ist Aidan jetzt wirklich sauer auf mich, weil ich eine neue Vermutung bezüglich des Mörders habe? Oder es ist gerade einfach alles zu viel für ihn, was vollkommen verständlich wäre, ich meine Alex ist sein bester Freund.

Obwohl Aidan seine Hand schon längst von meiner runtergenommen hat, liegt meine immer noch auf seinem Bein. Er soll wissen, dass ich trotzdem für ihn da bin. Und ich hab das Gefühl, das beruhigt ihn tatsächlich ein bisschen.

Endlich angekommen, stürmen wir in das große Gebäude, wo wir auch direkt Maya in der Empfangshalle sichten.
Sie sieht ziemlich fertig aus, so wie sie da sitzt.
„Maya!" Sofort stürze ich mich auf sie und ziehe sie in meine Arme.

„Endlich seid ihr da," schluchzt sie leise und lässt sich auch von Aidan in den Arm nehmen.
„Was genau ist passiert?," erkundigt er sich vorsichtig, als wir uns neben sie setzen.

„Ich wollte Alex auf der Arbeit Gesellschaft leisten. Es ist wieder so viel Personal in der Bar ausgefallen, weshalb er einspringen musste. Als ich gerade ankam lag er vor dem Tresen auf dem Boden. Es standen ganz viele Leute um ihn herum und überall-" Schniefend bricht sie ab.
Ich reiche ihr ein Taschentuch was sie dankend annimmt.

Maya putzt sich die Nase und fährt immer noch schluchzend fort: „Überall war Blut... Ich war komplett überfordert. Sarah, eine der Kellnerinnen hat mich als erstes gesehen und mich sofort in den Arm genommen. Sie hat geweint und meinte nur dass der Krankenwagen gleich kommt. Sie wollte mich wieder raus bringen, damit ich Alex nicht so sehe, aber ich musste zu ihm, weshalb ich mich von Sarah losriss." Sie macht eine kurze Pause. Ich merke wie sehr sie das alles belastet.

„Ich hab mich dann durch die ganzen Menschen bis zu Alex durchgekämpft und da wusste ich wieso ich das nicht sehen sollte... Er hat so viel Blut verloren, alles war voll. Alex war wach, aber er war überhaupt nicht ansprechbar, sondern murmelte nur wirres Zeug. Zac der Barkeeper, übte Druck auf die Wunde und erzählte mir dann auch grob was geschehen ist.
Es ist wohl eine maskierte Person einfach in die Bar gestürmt und ist direkt auf Alex losgegangen und hat ein Messer in seine Brust gerammt. Das schlimme war, dass er es auch direkt wieder rausgezogen hat, so dass Alex ohne Zac sofort verblutet wäre," beendet Maya ihre Erzählung und atmet fast schon erleichtert auf.

„Aber es wurde nichts geklaut? Der Maskierte hat Alex angegriffen und ist sofort wieder abgehauen?," fragt Aidan ungläubig, woraufhin Maya nickt.
„Zac hatte sich sofort um Alex gekümmert und konnte ihn also nicht aufhalten zu flüchten. Somit konnte er ungehindert abhauen."

„Maya das tut mir so unendlich leid." Ich seufze.
Doch Maya schüttelt den Kopf. „Du sollst dich nicht ständig für alles entschuldigen, Sky." Sie greift nach meiner Hand. „Er schafft das, er ist stark."
„Natürlich schafft er das, es ist Alex!," verstärkt Aidan sie. Ich nicke zustimmend und bevor ich was sagen kann, steht eine Krankenschwester vor uns.

„Guten Abend, seid ihr Angehörige von Alexander Thomsen?," fragt sie höflich, worauf Aidan mit einem Nicken antwortet. „So in etwa."
Die Krankenschwester, welche sich als Jessi vorgestellt hat, hebt eine Augenbraue.
„Na schön, er ist mein bester Freund, aber er ist wie ein Bruder für mich," gibt Aidan schließlich zu. „Und das ist meine Freundin Sky und Alex' Freundin Maya." Er deutet erst auf mich und dann auf Maya.

„Eigentlich dürften wir euch keine Auskunft geben, aber da nähere Angehörige von Alexander in einem anderen Staat wohnen, machen wir eine Ausnahme."
Jessi lächelt uns aufmunternd an.

„Also... die gute Nachricht ist, Alexanders Zustand ist mittlerweile wieder stabil. Die Aorta wurde durch den Einstich zwar verletzt, konnte aber durch die OP geflickt werden, genau wie die Blutung erfolgreich gestoppt wurden konnte."
Maya atmet erleichtert auf und ich bin mir ziemlich sicher, dass uns allen ein ziemlicher Stein vom Herzen fällt.
„Er ist jetzt im Aufwachraum und könnte jeden Moment wach werden."

Maya steht langsam auf. „Könnte ich dann vielleicht zu ihm?" Die Krankenschwester nickt. „Eine Person ist kein Problem. Du kannst auch gerne jetzt schon mitkommen, dann bist du direkt da, sobald dein Freund wach wird," meint sie noch, was Maya leicht lächeln lässt.
„Wünsch Alex von uns gute Besserung," sage ich noch, bevor Maya mit Jessi verschwindet.

Vorsichtig gucke ich zu Aidan rüber, doch er starrt nur runter auf seine Füße. Seit der Autofahrt hierher ist es komisch zwischen uns, kommt aber sicherlich nur von dem ganzen Stress, dass unsere Nerven so mit uns durchgehen.

„Es tut mir-" Ich will mich gerade entschuldigen, doch Aidan lässt mich nicht aussprechen.
„Hör auf dich wieder zu entschuldigen," seufzt er.
„Mir tut es leid, wie ich reagiert habe. Und du hast vielleicht Recht mit Jule."
Überrascht schaue ich auf, so dass unsere Blicke uns treffen. Durch seine blauen Augen sieht er mich ernst an.

„Beim Essen vorhin haben wir Alex und seine Bar erwähnt. Ihr Beide streitet euch, Jule verschwindet spurlos und genau in dieser Zeit wird Alex fast erstochen?!" Aidan schnaubt.
Und wow da ist echt was dran. Das wäre schon ein sehr großer Zufall, wenn Jule nichts mit alldem zutun hat.

„Hat Dylan eigentlich schon auf deine Sprachmemo geantwortet?," fragt er noch, was ich bejahen kann.
„Ja. Er meinte, er wird versuchen alle genauen Daten rauszusuchen, aber er weiß nicht wie lange das dauern wird."
Aidan nickt. „Wenn da wirklich was dran sein sollte, dann tut mir Dylan wirklich-" Aidan wird von meinem Handy unterbrochen, auf dem eine neue Nachricht von Dylan angezeigt wird. „Ging doch wohl schneller als erwartet," kommentiere ich leise.

Gespannt öffne ich seine Nachricht und überfliege die Daten.
Scheiße.
Ich umklammere fest mein Handy und bin einfach in Schockstarre.
„Und?," fragt Aidan, woraufhin ich ihm wortlos mein Handy übergebe.

„Fuck, Sky. Ich- Ich weiß gar nicht was ich sagen soll," seufzt Aidan.
Ich räuspere mich. „Jedes Mal, jedes verfickte Mal, als irgendwas passiert ist, war Jule in New York," flüstere ich. Ich bin immer noch komplett geschockt. Klar, ich hatte sie irgendwie verdächtigt. Jedoch hätte ich mir in meinen wildesten Träumen nicht ausmalen können, dass Jule tatsächlich dazu fähig ist.

Ich weiß gar nicht wie lange Aidan und ich sprachlos in der Empfangshalle des Krankenhauses sitzen. Es fühlt sich jedenfalls wie eine Ewigkeit an. Diese Stille hält auch an, bis Maya wieder zurück kommt. Sie strahlt von einem Ohr zum anderen.

„Was sitzt ihr hier denn wie Trauerklöße? Alex ist wieder wach und es geht ihm gut. Naja, den Umständen entsprechend geht es ihm gut, aber er lebt und er schwebt nicht mehr in Lebensgefahr!"
Maya freut sich so sehr, weshalb ich versuche wenigstens ein bisschen zu lächeln und ihre Freude zu teilen. „Das freut uns wirklich sehr, Maya," versuche ich so glücklich wie möglich zu sagen.
Und auch Aidan steht auf und nimmt Maya erleichtert in den Arm.

Zu dritt schlendern wir zur Tiefgarage des Krankenhauses, wobei Aidan und ich versuchen, uns nichts anmerken zu lassen, bis Maya sich verabschieden und in ihr Auto steigen will.

„Du kommst mit uns mit," äußert Aidan ernst. „Und wir bleiben die nächsten Tage in einem Hotel, wovon wir niemanden erzählen werden. Unterwegs sammeln wir noch Jamie ein."

Maya guckt sichtlich verwirrt, während ihr Blick abwechselnd immer wieder von mir, zu Aidan wandert.

„Was ist passiert??"

Dark SideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt