I. Zwiespalt

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Das ist falsch. Sowas von falsch. Ich darf seine Berührungen nicht genießen, sie nicht so fühlen, wie ich sie nun mal fühle. Ich sollte sagen: „Tetsurou, lass das! Wir sollten das nicht machen!"

Stattdessen sage ich: „Tetsurou! Ich will mich auf dein Gesicht setzen!"

Wirklich jetzt? Ich spüre, wie mir die Hitze ins Gesicht schießt. Die Hoffnung, er könnte meine verlegene Mimik nicht erkennen, wird durch das hereinfallende Licht einer Straßenlaterne zunichte gemacht.

Sein leises Lachen schmeichelt meinen Gehörgängen. Im nächsten Moment tanzt seine Zunge über die nackte Haut meines Dekolletés. Sein schwarzes Haar fühlt sich weich unter meinen Fingern an. Ich wünschte, ich könnte ihn von mir stoßen, ihn zurechtweisen und an seine feste Freundin erinnern. Aber ich kann es nicht.

Seine Handballen graben sich rechts und links von meinem Gesicht in das Polster. Das flüssige Gold seiner Augen funkelt.

„Zu dir kann ich nicht Nein sagen", seine Stimme klingt so viel dunkler als sonst, ich erkenne sie kaum wieder und ich kenne sie wirklich lange.

„Hast du die Tür abgeschlossen?" Zitternd, zum Teil vor Erregung, zum Teil vor Angst, liege ich unter ihm. Er grinst hinterhältig.

„Was glaubst du denn?" Neckisch leckt er über meine Halsschlagader. Die Freude an diesem Spiel ist ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Es ist verboten gut, etwas, was wir nicht machen sollten, aber nicht verhindern können.

„Bitte sag mir, dass du sie abgeschlossen hast..."

Er knabbert an meinem Ohrläppchen und entlockt mir ein Seufzen. Seine Hand schiebt sich unter mein Kleid. Er fährt die dunkelblaue Spitze meines BHs nach.
„Darin liegt doch der Reiz, oder?" Sein warmer Atem in meinen Haaren treibt mir Schauer über den Körper. Vergessen ist die Angst, dass jederzeit jemand hereinplatzen könnte.

Der typische, holzig warme, Geruch seines Parfums steigt in meine Nase. Ich kenne den Namen, weiß wie der Flakon aussieht, wo es in seinem Zimmer steht, aber noch nie hatte ich es so wahrgenommen, wie ich es heute wahrnehme. Das muss am Alkohol liegen. Ganz bestimmt. Wäre ich bei Sinnen, würde ich niemals mit meinem besten Freund - vergebenen, besten Freund, wohlgemerkt- schlafen.

Tetsurou schiebt sein Knie zwischen meine Beine. Ob er das Pulsieren spürt, welches von meiner Mitte ausgeht? Mit den Fingerspitzen erforsche ich seinen Oberkörper, die Muskelstränge die sich deutlich hervorheben. Die Hitze gefällt mir. Sein Körper fühlt sich gut an.

Erst jetzt bemerke ich, dass ich ihn anstarre und er mich dabei beobachtet. Bitte lass mich nicht gesabbert haben.

In dem Gold seiner Iriden blitzt es schelmisch. Ich warte auf einen seiner Sprüche, wie er es bei jedem anderen Mädchen machen würde, aber es kommt nichts. Kein Ton.

Stattdessen beugt er sich zu mir herunter, seine Oberarme wölben sich unter der Anstrengung. Tetsurous Lippen wandern von meiner Wange langsam hinab. Aufmerksam fixiert er mich. Mein kleines Herz droht zu zerspringen.

Ich komme mir vor, wie ein Pyromane und Tetsurou ist mein Feuer. Ich will es lodern sehen, schütte Benzin in die dunkelrote Glut. Es soll brennen, kilometerweit, bis hoch in den Himmel.

Er streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht, beißt sich auf die Unterlippe. Seine Anziehungskraft multipliziert sich ums hundertfache.

Und doch piekst mich mein schlechtes Gewissen. Unaufhörlich bohrt es sich wie ein Stachel in mein Bewusstsein. Tetsurou hat eine Freundin. Zusätzlich riskieren wir hier auch unsere Freundschaft.

„Tetsurou... Wir sollten das nicht..." Versuche ich es, komme jedoch nicht weit. Warm und fordernd legt er seinen Mund auf meinen. Er will es nicht hören und ich will nicht wahrhaben wie perfekt unsere Körper sich einander anpassen. Ich kann meinen Puls rauschen hören, mein Herz scheint in meinem Kopf zu schlagen. Benzin fließt durch meine Venen.

Kuroomanie (Kuroo x OC) | Haikyuu Fanfiction | LaufendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt