XXIII. Visionen

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„Schau mich nicht so an!", schimpfe ich Tanji, nachdem sie sich bäuchlings auf mein Bett geworfen hat, die Hände unter dem Kinn. Sie ist die Erwartung höchstpersönlich.

„Habe ich dich richtig verstanden, dass du definitiv am Freitag mit auf die Hausparty gehst?", versichert sie sich.

Ein Seufzen verlässt meine Lippen. „Ja. Ja, das hast du."

„Genial! Dann können wir zusammen die Jungs unter den Tisch saufen!"

„Du spinnst doch. Erstens ..." Ich strecke einen Finger in die Luft. „Bin ich nicht sauffest. Und zweitens ..." Ich halte den Mittelfinger hoch, ein liebliches Lächeln auf den Lippen. „Hast du dir das ganz alleine eingebrockt."

Meine beste Freundin versucht nach meiner erhobenen Hand zu schlagen. Das Einzige, was sie trifft, ist jedoch Luft.

„Außerdem halte ich es für schlauer nüchtern zu bleiben. Als ich das letzte Mal betrunken war, bin ich mit Tetsurou auf dem Schreibtisch gelandet."

Voller Unverständnis zieht Tanji die Stirn kraus. „Hör mal zu, Mäuschen. Das war der perfekteste Fehler, den du hättest machen können. Ihr habt euch selbst angelogen und der Alkohol, den du so verteufelst, hat euch beiden die Augen geöffnet." Beherrschter setzt sie nach: „Außerdem, was soll schon passieren? Kuroo ist da, ich bin da. Kenma natürlich auch. Bestimmt auch noch ein paar aus der Schule."

„Mein werter Ex-Freund wird auch da sein. Ich weiß noch nicht mal, wie ich reagiere, wenn ich nüchtern bin."

„Ich glaube, du machst dir mehr Gedanken, als du dir machen müsstest. Er wird dich bestimmt keines Blickes würdigen. Zumindest würde ich ihm das raten. Wenn du magst, hau' ich ihm eine rein? Ich kann es wie einen Unfall aussehen lassen."

Die Vorstellung entlockt mir ein Lachen. Mir gefällt die Bereitschaft, mit der sowohl Tetsu als auch Tanji den Racheengel für mich spielen würden.

„Für den Anfang wäre ich mit ignorieren fein. Bestimmt hast du ohnehin recht und wir werden aneinander vorbeigehen wie Fremde. Ich versuche mich einfach auf Kotaro zu freuen. Auf das Spiel und natürlich die Party."

Zufrieden grinst meine beste Freundin. „Gut so. So gefällst du mir gleich viel besser. Schläfst du danach eigentlich bei deinem Schatzi?"

Bei dem Wort ‚Schatzi' stellen sich sämtliche Härchen auf. Dieses Kosewort passt einfach nicht zu ihm. „Bitte. Sag das nicht. Wenn Tetsu etwas nicht ist, dann ist es mein Schatzi."

„Oh, zu unschuldig?", zieht Tanji mich auf.

Schnaubend pfeffere ich eines der Kissen nach ihr. Bei meinem Geschick werfe ich es über sie hinweg. Sie muss nicht mal den Kopf einziehen.

„Tetsu ist einfach Tetsu. Mein Herz hat sich schon lange damit abgefunden, dass wir zusammen sind, aber in meinem Kopf klingt es immer noch verkehrt. Versteh mich nicht falsch. Ich bin glücklich mit ihm, wie ich es mit keinem anderen sein könnte. Aber manchmal ertappe ich mich selbst dabei, wie ich noch von ihm denke als ‚mein bester Freund'. Was er auch noch ist. Er ist jetzt einfach mehr für mich. Er ist mein bester Freund, ein Läster-Bruder, meine Sex-Begierde und eben auch mein Freund. Auf keinen Fall möchte ich ihm aber einen Kosenamen verpassen. Kosenamen sind süß und niedlich und wenn Tetsu etwas nicht ist, dann süß und niedlich."

Hatte ich erwartet, Tanji würde auf meine Ansage lachen, täusche ich mich diesmal. Nachdenklich kaut sie an ihrem Daumennagel.

„Ich denke, ich verstehe, wie du es meinst. Ich habe nie so richtig darüber nachgedacht, aber aus diesem Aspekt heraus gesehen, haben Kozume und ich es viel einfacher. Bei uns war das viel klarer. Wir haben uns kennengelernt und uns gut verstanden. Wir haben gedatet und sind jetzt zusammen. Diese geordnete Reihenfolge hattet ihr nicht. Aber es ist alles so gekommen, wie es kommen musste." Mit einem verschlagenen Augenzwinkern ergänzt sie: „Wenn ihr irgendwann heiratet, ist es für dich auch einfacher, dann kannst du nämlich von ‚deinem Mann' sprechen."

Kuroomanie (Kuroo x OC) | Haikyuu Fanfiction | LaufendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt