XXII. Erinnern

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„So groß bist du schon! Ihr werdet einfach viel zu schnell erwachsen, das erinnert uns gerne daran, wie alt wir eigentlich schon sind", scherzt Tetsus Oma. Die kleine Frau nimmt mein Gesicht zwischen ihre Hände, während sie mich mit zusammengekniffenen Augen begutachtet. „Sieh sie nur an, Yoshio, schön wie eine Kiku-Blüte."

„Emiko, lass die beiden doch erstmal reinkommen", rügt Opa Kuroo seine Ehefrau. Er schenkt uns ein einladendes Lächeln. „Tee?", fragt er, wir stimmen zu und folgen Emiko ins Wohnzimmer.

„Es ist so schön, euch zu sehen. Tetsurou erzählt so viel von dir und Kozume-San. Ich weiß noch ganz genau, wie wir früher mit euch Sugoroko gespielt haben. Yoshio hat stets versucht, euch zu prellen. Der alte Schlingel. Schau hier, das Bild von euch haben wir uns einrahmen lassen. So nett!" Mir wird ein Bilderrahmen in die Hand gedrückt. Es ist dasselbe Bild, welches auch Tetsu im Zimmer stehen hat. Alleine die Erkenntnis, dass Tetsus Großeltern ein Foto von ihm und seinen Freunden aufgestellt haben, zeigt mir, dass es die richtige Entscheidung war, bei ihnen vorbeizusehen.

Aus der Küche ist das gegeneinander Schlagen von Tassen zu hören. „Ich schau' mal kurz nach Opa", teilt der Vorzeige-Enkel mit und lässt mich mit seiner Oma zurück.

„Weißt du ..." Verschwörerisch neigt sich Emiko zu mir herüber, die Wärme ihrer Hand legt sich über meine Finger. „Tetsurou war schon damals hin und weg von dir. Er wollte mit keinem anderen Mädchen spielen, nur mit dir. Umso mehr freut es mich, dass ihr bis heute das Verhältnis habt, welches ihr habt. Du bist ein wundervolles Mädchen." Sie korrigiert sich. „Nein, eine wundervolle junge Frau. Alleine wie du ihn ansiehst, zeigt mir, dass ihr nichts als tiefe Zuneigung füreinander übrig habt. Mich als Oma macht das sehr glücklich, weißt du?"

Ihre Worte rühren mich. Nur mit purer Willenskraft schaffe ich es, die Tränen, die meinen Augen den verräterischen Glanz geben wollen, zu unterdrücken. Ich drücke ihre Hand. „Wissen Sie, er macht mich auch glücklich. Er ist einer von den Guten."

„Ja, das ist er, unser Tetsurou." In ihren Ton höre ich nur Liebe.

Die Männer kehren zurück. Tetsu trägt ein Tablett mit Tassen, einer Teekanne und einem Teller mit Wagashi. Er stellt es in die Mitte des runden Tisches und lässt sich zurück auf den Stuhl neben mir fallen.

„Jetzt erzähl erstmal, wie ergeht es dir, meine Liebe?", erkundigt sich Opa Kuroo nach meinem Wohlbefinden. Mit den beiden zu reden fällt erstaunlich einfach. Ich lasse sie an meinem Schul-Alltag teilhaben und meinen Bedenken bezüglich der Jobwahl.

„Bei uns früher war das ganz einfach. Wir haben den Beruf ausgeübt, indem Leute gebraucht wurden. Aber euch jungen Leuten steht die Welt offen", sinniert Yoshio.

„Du wirst bestimmt etwas finden, worin du aufgehen wirst. Ich weiß noch, damals, da wollte Tetsurou Moderator für Volleyball-Sendungen werden. Niedlich, oder? Wenn man bedenkt, wie gut er spielt." Enkel und Oma lächeln sich an. „Und du", fügt Emiko an mich gewandt zu. „Du wolltest Tierpflegerin im Zoo werden. ‚Um die Zebras zu streicheln', hast du immer gesagt."

Sie hat recht. Ein Teil einer Erinnerung durchzieht meine Gedanken. Es war vergessen, bis sie es wiederbelebt hat.

„Tierpflegerin", spreche ich den Beruf laut aus. Das klingt gar nicht übel.

„Schön, dass dir erst meine Großeltern sagen müssen, dass du etwas mit Tieren machen könntest, bevor du mir glaubst", zieht Tetsu mich auf und spielt damit auf das Essen mit meinen Eltern an. Ein Wagashi findet den Weg in seinen Mund.

„Ich glaube, das könnte ein erster Ansatz sein", spinne ich den Gedanken weiter. „Danke!" Mit einem Grinsen schicke ich hinterher: „Das gilt natürlich auch dir, Mr Ich-habs-dir-ja-gesagt." Alle am Tisch lachen über die kleine Neckerei zwischen uns beiden.

Kuroomanie (Kuroo x OC) | Haikyuu Fanfiction | LaufendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt