Klappernd kicke ich eine Coca-Cola Dose vor mir her. Ich hasse es, dass mir sofort der prickelnde Geschmack in den Sinn kommt und der zischende Laut, den sie von sich gibt, wenn man den Verschlussring abzieht. Das Geräusch, das sie auf dem Asphalt erzeugt, hasse ich auch. Ganz besonders hasse ich jedoch die Farbe. Rot. Wie die Trikots unseres Volleyball-Teams.
„Warum bist du so aggressiv?" Kenma mustert mich. Abwartend steckt er seine Hände in die Hosentaschen.
Das Aluminium rollt geräuschvoll über die Gitterstäbe eines Abflusses. Es dreht sich noch ein paar Mal ehe es in die Dunkelheit unter unseren Füßen verschwindet.
Aggressiv? Ich?
Verletzt vielleicht, genervt auch, aber aggressiv?
Tetsurou läuft mit Nanabe Hand in Hand in einigem Abstand vor uns. Eifersucht lodert in mir auf.
„Ich bin nicht aggressiv." Na ja gut. Bin ich doch. Kenma neben mir zuckt mit den Schultern. Tanji neben ihm lacht ironisch. Ich werfe ihr einen vielsagenden Blick zu, der sie verstummen lässt.
Die letzten paar Tage war ich damit beschäftigt gewesen, meinem besten Freund aus dem Weg zu gehen und mir selbst bewusst zu werden, was ich wirklich will. Diese Wut in mir, jedes Mal, wenn ich die Beiden zusammen sehe, spricht klar dafür, wie sehr ich mir wünsche, ich wäre sie. Mein Verstand weigert sich jedoch. Er ist mein bester Freund, schon so lange, das kann und will ich nicht riskieren.
Nach dem heutigen Spiel – Nekoma gegen Karasuno – welches das Team meiner Schule mit einigem Punkteabstand gewonnen hatte, hatten wir uns, wie abgemacht auf den Weg zu dem Haus meines besten Freundes gemacht. Tetsurou hatte mir jedoch verschwiegen, dass seine Freundin ebenfalls an Bord sein würde. Mutig. Das Wochenende ist für mich bereits vermiest, bevor es angefangen hat.
Ich muss mit ansehen, wie sich die Blonde bei ihm unterhakt und an ihm klebt wie eine Klette. Sie ist so fröhlich und wirkt so verliebt. Sie scheint nicht zu wissen, geschweige denn zu ahnen, was letztes Wochenende passiert ist. Mein werter Herr bester Freund hat es wohl auch nicht eilig, sie darüber aufzuklären. Was ein Arsch!
In Gedanken male ich mir den Abend aus, bereits in meiner Fantasie fühle ich mich wie das fünfte Rad am Wagen.
„Ich glaube, ich gehe heim."
Sowohl Kenma wie auch Tanji sehen mich entgeistert an.
„Spinnst du?"
Schulterzuckend streiche ich eine Haarsträhne hinter mein Ohr. „Ich halte das heute nicht aus."
Kenma runzelt die Stirn und sieht von dem Pärchen vor uns zu mir. „Was ist eigentlich zwischen euch vorgefallen?"
„Nichts." Mein Interesse mit Kenma über unseren gemeinsamen besten Freund zu sprechen ist, um es genau zu nehmen, nicht vorhanden.
„Na dann, zick' nicht rum und komm mit."
Schnaubend rolle ich mit den Augen. In einiger Entfernung vor uns schaltet die Ampel auf Rot. Tetsurou und Nanabe bleiben stehen und umarmen sich, die Hände meines besten Freundes verschränken sich hinter ihrem Rücken.
Die Zornesröte zieht über mein Gesicht. Eifersucht ist ein widerliches Gefühl. Es macht dich kaputt und lässt dich an dir selbst zweifeln, während dir bewusst wird, wie sehr du etwas möchtest.
„Nein, wisst ihr was, ich pack's jetzt. Sagt den Beiden da vorne liebe Grüße. Wir sehen uns am Montag in der Schule."
Ich wirble auf dem Absatz herum. Bevor die Anderen etwas zu meinem Vorhaben sagen können, tauche ich in der Menschenmenge hinter uns unter. Mit langen Schritten entferne ich mich von ihnen und verschwinde um eine Ecke.
Das Vibrieren meines Handys lässt mich für eine Sekunde hoffen, es wäre Tetsurou. Wie dumm, ist er doch gerade mit seiner Freundin beschäftigt. Fast etwas enttäuscht nehme ich den Anruf an.
„Bist du bescheuert? Du kannst mich doch nicht alleine lassen?"
„Tanji, du wolltest doch Zeit mit Kenma verbringen. Here You Go. Ich wünsche euch viel Spaß, aber dieses Pärchen Getue bringt mich um den Verstand."
„Ich verstehe ja, dass du eifersüchtig bist, aber dann sprich endlich mit ihm, du blödes Kind!" Sie ist wütend. Genauso wütend bin ich über mich selbst.
„Ich habe jetzt keine Lust mit ihm zu reden, erst recht nicht, wenn die dumme Bitch bei ihm ist."
„Wenn hier jemand eine Bitch ist, dann du."
Schnaubend starre ich auf die Glasfront vor mir. Mein Gesicht ist eine einzige Grimasse. Hasserfüllt. Wutverzerrt. Angeekelt. Tanji ist die Einzige, die mir sowas an den Kopf werfen darf, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen.
„Ich hasse es."
Tanji klingt besänftigter. „Was denn?"
„Dass er noch nicht mit ihr Schluss gemacht hat."
„Hör auf, alles ihm in die Schuhe schieben zu wollen. Beweg deinen Arsch und sprich mit ihm. Selbst ist die Frau."
Seufzend lege ich den Kopf in den Nacken und sehe dem Himmel entgegen. Sie hat recht. Ich bin ihm ausgewichen, aus Angst, wie wir aufeinander reagieren würden, dass er anders empfinden würde als ich und mir so das Herz bricht.
„Ich rede am Montag mit ihm, aber bitte nimm es mir nicht böse, dass ich jetzt nur noch nach Hause will. Den Abend heute würde irgendjemand nicht überleben."
„Tzzzhoa! Warte kurz..."
In der Leitung knackt es, sehr leise dringt die Diskussion zwischen Tanji und Kenma zu mir durch.
„Kann Kenma mitkommen?"
„Wohin?"
„Na, zu dir. Blödkopf."
Verwundert hebe ich eine Augenbraue. Ich hatte mit vielen gerechnet, aber nicht damit. Kenma zieht also Tanji Tetsurou vor. Den Tag muss ich mir im Kalender anstreichen.
„Klar."
„Wir treffen uns bei dir." Ein Grinsen versteckt sich in dem Unterton ihrer Stimme. Immerhin ist sie glücklich.
Das monotone Piepen teilt mir mit, dass Tanji aufgelegt hat. Seufzend stoße ich mich von der Wand ab und mache mich auf den Weg. Ich nutze die Zeit um meine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Zumindest versuche ich es. Penetrant über allem steht die Eifersucht. Sie lässt sich nicht beiseiteschieben oder ignorieren. Ich bin unfähig zu akzeptieren, dass aus dieser platonischen Liebe weit mehr gewachsen ist und sie sich in eine Richtung entwickelt, mit der ich nicht gerechnet habe.
Tetsurou hatte über die Woche immer wieder die Gelegenheit ergriffen mit mir zu reden. Er hat es versucht und ich habe ihn entweder abgewimmelt oder bin nicht darauf eingegangen. Wie dumm kann man bitte sein? Wieso brauche ich erst einen Tritt in den Allerwertesten, um mir über solche Dinge bewusst zu werden?
Am Montag werde ich mit ihm sprechen. Bis dahin habe ich noch genug Zeit, um mich innerlich darauf vorzubereiten und eine kleine Schutzmauer um mein Herz zu bauen, sollte er doch anders reagieren, als ich es mir erhoffe.
DU LIEST GERADE
Kuroomanie (Kuroo x OC) | Haikyuu Fanfiction | Laufend
FanfictionTetsurou zieht mich an sich. „Du weißt, dass wir darüber reden müssen oder?" Muss er ausgerechnet jetzt auf Erwachsen machen? „Ja, aber nicht jetzt. Bitte nicht jetzt." „Ok." Schauer jagen meinen Rücken hinab. Er ist mir so nah. Seine Körperwärme ge...