Tetsurou starrt mich an. Tanji ebenfalls. Kenma nicht, immerhin, der starrt weiter auf die Konsole in seiner Hand. Wir sitzen in meinem Zimmer. Einige Tage nach Tetsurous Geburtstag. Eigentlich beschäftigen wir uns mit dem Schreiben von Bewerbungen. Es ist einer der wenigen Momente, die zwischen den Trainings geblieben sind, um uns unserer beruflichen Zukunft zu widmen.
„Krass. Wieso fragt er dich zuerst, ob wir nochmal einen Dreier wollen?" Tetsurou reibt sich den Nacken. Anfangs hatte ich mit mir gehadert, es zu erzählen, schlussendlich musste ich es tun. Es wäre nicht fair, das Gespräch zwischen Kotaro und mir für mich zu behalten. Die Entscheidung, die ich nicht nur für mich, sondern auch für Tetsurou getroffen habe.
Der Zeitpunkt ist günstig, nicht nur Tanji, sondern – wichtiger - auch Tetsu darüber in Kenntnis zu setzen Mit den beiden spreche ich über fast alles, also kann ich es auch nur einmal erzählen. Kenma hin oder her.
„Vielleicht weil ich die größere Hürde bin?", überlege ich laut. „Was hättest du denn geantwortet?"
Seine goldenen Iriden treffen meine. Er grinst. „Dass ich zuerst mit dir reden muss."
Tanji mustert meinen Freund, der mit einem grauen Hoodie auf dem Bett sitzt. „Hättest du genauso entschieden wie Hana?"
„Was Hana sagt, ist Gesetz. Wenn sie will, ok. Wenn sie nicht will, auch ok."
Ein Lächeln zuckt um meine Mundwinkel. Die letzten Tage und Wochen waren nervenaufreibend. Stressig. Die Zeit mit Tetsu genieße ich immer noch. Die Beziehung, die wir haben ist unerschütterlich. Vertrauen. Liebe. Die Fähigkeit, miteinander zu lachen.
„Gilt das auch in anderen Lebenslagen?", will ich von ihm wissen.
„Für dich? Immer." Seine Zähne blitzen beim Grinsen.
„Ihr Zwei seid so süß, dass es fast widerlich ist." Tanji kaut auf dem Kugelschreiber herum. Ihr Blick streift Kenma, der im selben Moment von der Konsole aufsieht. Sie scheinen sich stumm auszutauschen und lächeln schließlich.
„Brauchst du gerade sagen." Ich werfe sie mit einem Stift ab.
„Ey!"
„Zurück zu den Bewerbungen. Wir sind abgeschweift, aber das ist wichtig."
Eine Weile hört man nichts außer das Tippen auf unsere Laptoptasten. Tetsurou und ich haben uns entschieden, in Tokio zu bleiben und hier einen gemeinsamen Anfang zu machen. Während ich nach Jobs rund um die Tierpflege suche, schaut er nach Arbeit im Sportsektor-Bereich. Tanji hingegen möchte studieren. Psychologie. Sie hat sich in die Vorstellung verliebt, Menschen zu analysieren und ihnen bei Problemen zu helfen. Hoffentlich kommt sie nie auf die Idee, mich therapieren zu wollen.
„Schaut ihr morgen eigentlich beim Spiel zu?" Tetsurous Frage durchbricht die Eintönigkeit. Nachdem die Nekoma das erste Spiel in den Nationalen Meisterschaften für sich entscheiden konnte, würden sie als Nächstes gegen die Sarukawa Tech spielen.
„Haben wir jemals ein Spiel verpasst?", zieht Tanji ihn auf.
„Natürlich sind wir da", antworte ich und ersticke den aufkommenden Schlagabtausch zwischen den beiden, bevor er entbranden kann.
„Wenn wir und die Karasuno das Spiel morgen gewinnen, steht dem Spiel auf dem Müllplatz nichts mehr entgegen", sagt Kenma plötzlich. Seine katzenähnlichen Augen sehen von dem Bildschirm auf. Dieser Ausdruck in seinem Gesicht verursacht bei mir Gänsehaut. So aufmerksam und offensichtlich anwesend erlebe ich ihn selten.
„Ich kann es kaum erwarten." Tetsurou trifft seinen Blick. Beide beginnen zu grinsen.
„Was ist so besonders daran?" Tanji beobachtet genauso wie ich unsere Freunde. Nur zu gerne holt Tetsu ein weiteres Mal aus und erzählt ihr von der Rivalität zwischen den Schulen. In der Zwischenzeit ändere und sende ich zwei Bewerbungen.
Ein Stift trifft meinen Oberarm und reißt mich aus der Konzentration.
„Hast du gehört, Hana?" Tanji sieht mich erwartungsvoll an.
„Was denn?"
„Wir dürfen morgen die Physik-Prüfung nicht versemmeln! Mannomann, du bist gerade nicht unter uns, oder? Wo steckst du mit deinen Gedanken?"
Ich drehe meinen Laptop, damit sie auf den Bildschirm sehen kann. Auf dem Display leuchtet ihr die Stelle bei einem Tierarzt entgegen. Sie beugt sich vor, den Hintern in die Höhe gereckt, und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich Kenmas Blick sehe. Von dem bekommt meine beste Freundin jedoch nichts mit.
Auch mein Herzmensch beugt sich vor, um die Stellenausschreibung durchzulesen.
„Klingt doch gut, hast du schon eine Bewerbung hingeschickt?"
„Noch nicht, mache ich jetzt noch. Danach werde ich mir nochmal die Physik-Unterlagen ansehen."
„Du hast doch mehr mitbekommen, als ich gedacht hatte." Tanji lässt sich wieder zurückfallen.
Schulterzuckend antworte ich ihr: „Ich bekomme mit, was ich mitbekommen möchte."
Nach wenigen Minuten ist die Bewerbung verschickt und das Physikbuch gezückt. Zusammen gehen wir die Formeln durch. Tetsu mault zwar immer wieder, wie unfair es doch sei, während des Turniers Prüfungen schreiben zu müssen, aber wir lassen uns davon nicht aus der Ruhe bringen. Ohnehin braucht er sich nicht zu beschweren. Seine Noten sind ausgezeichnet und er kann uns sogar noch bei einigen Lösungsansätzen helfen.
Irgendwann, die Sonne ist bereits untergegangen, ist es an der Zeit, unsere Lerngruppe aufzulösen. Kenma und Tanji verabschieden sich zuerst. Er bringt sie noch nach Hause.
Tetsurou beugt sich zu mir herunter, küsst mich.
„Wir sehen uns Morgen."
Bevor er über die Schwelle tritt, ziehe ich ihn zurück und hole mir einen weiteren Kuss ab. Länger und fordernder diesmal.
„Bis Morgen."
Am Gartentor hebt er seine Hand ein letztes Mal und verschwindet dann. Ich bin alleine mit meinen Gedanken, die um meine – nein, um unsere Zukunft kreisen. In ein paar Monaten werden wir zurückblicken und uns danach sehnen, nochmal einen Tag an der Highschool verbringen zu dürfen. Unsere einzige Sorge, nicht bei einem Physiktest zu verkacken. Schließlich rückt die Zukunft unaufhaltsam näher, während wir gerade noch an der Gegenwart festhalten.
DU LIEST GERADE
Kuroomanie (Kuroo x OC) | Haikyuu Fanfiction | Laufend
FanfictionTetsurou zieht mich an sich. „Du weißt, dass wir darüber reden müssen oder?" Muss er ausgerechnet jetzt auf Erwachsen machen? „Ja, aber nicht jetzt. Bitte nicht jetzt." „Ok." Schauer jagen meinen Rücken hinab. Er ist mir so nah. Seine Körperwärme ge...