XVIII. Realisation

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Kibas flauschiger Schwanz zuckt hin und her. Er ist irgendwie aufgewühlt. Ob er meine Stimmung spüren kann? Bestimmt. Katzen sollen sehr feinfühlig sein.

Wenn mich jemand fragen würde, wie es mir geht, könnte ich es nicht sagen. Auf eine bestimmte Weise bin ich traurig. Traurig, weil ich mich falsch verhalten und mit meiner Art Nanabe verletzt habe. Ich bin aber auch sauer, weil ich meine Begierde nicht im Griff hatte. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, kommt es mir so lächerlich vor. Auf der anderen Seite bin ich auch noch verletzt. Tetsurou ist – ohne lange nachzudenken – seiner Exfreundin hinterhergelaufen. Er hat sie getröstet und im Arm gehalten. Alleine der Gedanke versetzt mir einen Schlag in die Magengegend.

Seine Art, diese blöde, mitfühlende Charaktereigenschaft von ihm. Wie kann etwas eine Stärke und gleichzeitig eine Macke sein?

Die Vibration meines Handys schreckt mich und Kiba auf. Tanji.

Mein Kater stürzt sich auf meine Hand, als ich das Smartphone umdrehe.

„Hey, hör auf", tadle ich ihn. Vorwurfsvoll sehen seine großen Augen mich an. Er will spielen. Ich nicht. Mir ist gerade nicht nach spielen, oder essen, oder reden. Ich möchte mich zwischen meinen Kissen begraben und die nächsten paar Jahre an mir vorbeiziehen lassen.

Der Tag heute hat meinen zuckersüßen, frisch gewonnenen Gefühlen einen Dämpfer verpasst. Und so hoch ich geflogen bin, so tief bin ich heute gefallen.

Immer tiefer versinke ich in Selbstmitleid. Mit dem Zeigefinger schnipse ich gegen die Pfoten meines Bettnachbarn. Er tatst zurück, einfach nur froh, dass er etwas Aufmerksamkeit abbekommt.

Irgendwann beginnen seine Ohren zu zucken. Der Kater springt vom Bett auf das Fensterbrett.

Angestrengt lausche ich und erschrecke mich, obwohl ich eine tierische Vorwarnung hatte, vor der Klingel.

Totstellen. Genau. Das scheint die Lösung zu sein. Leider lässt sich der aufdringliche Gast jedoch nicht von seiner Mission abbringen, heute jemanden hier anzutreffen. Nachdem es das vierte Mal geklingelt hat, vibriert mein Handy erneut. Tetsurou.

Öffne die Tür.

Nicht mal in Ruhe in Selbstmitleid kann man versinken. Angesäuert stapfe ich die Treppe hinunter.

„Haben wir heute nicht schon genug geredet?", fahre ich ihn an, während ich mit einem Ruck die Haustüre aufreiße.

Ohne ein Wort zu sagen, schiebt er sich an mir vorbei, streift seine Schuhe ab, schmeißt seine Schultasche hin und wartet am Treppengeländer.

„Ja, gerne, Tetsurou, komm doch rein." Jede Silbe tropft von vergifteter Ironie.

„Komm mit, wir müssen reden", antwortet er lediglich.

„Was, wenn ich gar nicht reden möchte?" Meine verschränkten Arme vor der Brust bilden eine Abwehrmauer. Warum auch immer, ich befürchte, verletzt zu werden, als ob es egal ist, was Tetsurou mir zu sagen hat, es wird mich auf diese oder jene Weise treffen.

„Nur Menschen, die miteinander kommunizieren, kann geholfen werden", äfft er unseren Schulleiter nach und geht die Treppe hoch.

Mit etwas zu viel Schwung knalle ich die Tür ins Schloss und tapse ihm betreten hinterher. Warum kann er nicht einfach akzeptieren, dass ich gar nicht möchte, dass mir heute in irgendeiner Art und Weise geholfen wird?

Tetsu streichelt Kiba über den Kopf, der immer noch auf dem Schreibtisch sitzt. Endlich jemand, der ihm Aufmerksamkeit schenkt.

„Was ist los, mein kleines Kerlchen? Hast du heute etwa noch keine Streicheleinheiten bekommen?", er spricht mit ihm, wie mit einem kleinen Baby, während er Kiba unter dem Kinn krault. Der Kater schnurrt zufrieden.

Kuroomanie (Kuroo x OC) | Haikyuu Fanfiction | LaufendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt