XXVI. Begrüßen

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Auch wenn es mittlerweile zu kalt dafür ist, sitzen Tanji und ich auf der Mauer unserer Oberschule. Unsere Beine baumeln an der Wand, wie die fast nackten Äste der Bäume im Wind. Beinahe kann ich die Stimme meiner Mutter hören: „Sieh zu, dass du dich warm anziehst, sonst holst du dir eine Blasenentzündung." Ganz so unwahrscheinlich ist das gar nicht. Unbeholfen lande ich auf meinen Füßen. Wenn ein Wochenende ungünstig wäre, ständig auf Toilette rennen zu müssen, dann dieses. Tetsus Vater ist auf Geschäftsreise, weshalb wir die Wohnung für uns haben.

Da es vom Spielfeld direkt auf die Hausparty geht, duschen sich die Volleyballer noch in der Schule. Wir Mädels ziehen uns vor der Party um. Der Großteil der Zuschauer ist schon an uns vorbei getrottet. Die Enttäuschung über die Niederlage ist im Angesicht des Wochenendes schnell vergessen.

„Schau mal, wer da kommt." Tanji nickt in Richtung der Turnhallen-Tür, die sich soeben geöffnet hat.

Mit einem „Hey hey hey!" stürmt Bokuto auf uns zu. Seine Arme geöffnet, um mich zu begrüßen. Akaashi trabt hinter ihm her. Beide tragen graue Chinohosen und einfarbige, schwarze T-Shirts. Ihre Trainingsjacken hängen lässig von ihren Schultern.

„Na, Kleine? Wie geht's, wie stets?" Die feste Umarmung droht mich zu ersticken. Eine Wolke aus Deo und Parfum nebelt uns ein. Huiuiui, da hat es jemand gut gemeint.

Nachdem wir einen Schritt zurückgetreten sind, ziehe ich ihn auf: „Jetzt geht's mir gleich besser, so an der frischen Luft."

„Zu viel?", erkundigt er sich sichtlich besorgt, beugt sich Tanji entgegen und wedelt ihr seinen Duft zu.

„Es kommt darauf an, was du heute noch vorhast. Wenn Moskitos vertreiben nicht auf der Liste steht, ist es zu viel", bestätigt meine beste Freundin meinen Eindruck, sehr zum Missfallen von Bokuto.

„Ich hab' dir doch gesagt, die halbe Flasche ist zu viel", klinkt sich Akaashi in unser Gespräch ein.

Die laufende Parfum-Probe zieht eine Schnute. „Verdammt." Unsere Beanstandung kann seiner Laune nicht lange einen Dämpfer verpassen. Er reicht Tanji seine Hand. „Ich bin übrigens Bokuto, Kotaro. Das hier..." Er legt den Arm um Akaashi und knufft ihm in die Brust. „Ist Akaashi, Keiji."

„Freut mich. Müssen wir uns jetzt auch beschnuppern?", erkundigt sich Tanji grinsend.

„Bitte nicht", kommt es trocken von Akaashi. Hin und wieder sind wir uns über den Weg gelaufen. Er ist ein ruhiger Zeitgenosse, mit dem man angenehme Gespräche führen kann. Zudem ist er gut mit dem Fukurodani-Kapitän befreundet.

„Das war ein spannendes Spiel heute. Glückwunsch zum Sieg", wechsle ich das Thema. Der Stolz zieht Bokutos Wirbelsäule gerade, wie ein Puppenspieler seine Marionette an einer Schnur.

„Danke." Mit einem Schmunzeln ergänzt er: „Ich hätte der Nekoma den Sieg gegönnt, aber dafür muss die Leistung auch passen und sagen wir es mal so, Tetsurou und sein Team müssen sich da einfach noch mehr anstrengen."

Akaashi schüttelt nur gelangweilt den Kopf. Wie oft er sich solche Sprüche wohl anhören darf?

Im selben Moment, in dem Tanji von der Mauer springt, ertönt hinter mir Gelächter. Tetsu, Kenma, Yamamoto und Morisuke haben die Turnhalle verlassen. Ihre Haare glänzen feucht in der Dämmerung. Die Trikots wurden gegen lässige Alltagsklamotten getauscht. Einmal mehr bleibt mir beim Anblick meines persönlichen Lieblings-Sportlers die Luft weg. Seine Brustmuskeln zeichnen sich deutlich unter dem Stoff des weißen T-Shirts ab. Das schwarze Kimono Hemd schmeichelt seinen breiten Schultern. Wenn Trikot und Trainingsanzug auch seine zweite Haut sein mögen, so kommt sein Charakter mit diesem Outfit viel besser zur Geltung.

Kuroomanie (Kuroo x OC) | Haikyuu Fanfiction | LaufendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt