XXI. Lösen

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Bunte Lampions erleuchten die Straße. Viele der Läden haben um diese Uhrzeit geschlossen, aber nicht alle. In einigen Geschäften drängen sich immer noch Menschen durch die Gänge. Unser Ziel ist ein Konbini am Ende der Straße. Neonlichter weisen darauf hin, dass der Laden 24/7 geöffnet hat.

Es fühlt sich surreal an, zu dieser späten Stunde unterwegs zu sein. Die hellen Lichter, die herbstliche Atmosphäre und die Stimmung zwischen uns beiden lassen mich in eine Art Trance fallen. Unsere Hände sind fest ineinander verschlungen. Seine Finger spenden mir wärme. Lächelnd betrachte ich sein Gesicht. Auch er wirkt entspannt. So muss es sich anfühlen, angekommen zu sein.

„Man sieht dir an der Nasenspitze an, dass du glücklich bist", stellt der Grund dafür fest.

Mein Lächeln wird noch breiter. „Und was ist mit dir? Bist du denn glücklich?"

Er nickt. Ein Grinsen ziert seine Miene. „Sehr."

Unser Betreten des Ladens wird mit einer Glocke angekündigt. Wir sind nicht alleine. Ein älterer Herr studiert die Regale voll mit Zeitschriften. Ein Pärchen steht unschlüssig vor den Kühlschränken, hinter den Glastüren warten Flaschen mit knalligen Etiketten darauf, Erfrischung zu spenden. Tetsu schiebt mich an den Schultern zu der Auslage mit den Backwaren. Mein süßer Zahn verlangt danach, befriedigt zu werden. Alleine der Duft lässt mir das Wasser im Mund zusammen laufen. Die Auswahl fällt mir alles andere als leicht.

„Wie wärs mit einem davon?", fragt Tetsurou und deutet auf pinkglassierte Donuts mit herzförmigen Sprenkeln. „Und welchen davon?" Sein Finger wandert zu den Mochi, die es in allerlei Geschmackssorten gibt.

Begeistert nicke ich. Das Kind in mir kann sein Glück kaum fassen. Um diese Uhrzeit noch Süßes. Ich könnte ausrasten! Tetsurou gibt unsere Bestellung auf. Während die Dame mit den grauen Strähnen hinter der Theke unsere Wünsche in eine Papiertüte packt, beobachte ich das andere Pärchen. Sie sind etwas älter als wir, tragen Sneaker in Partner-Look und lachen ungeniert. Die beiden ziehen sich auf, irgendein Insider, den nur sie verstehen. Wie gerne würde ich ihre Geschichte kennen. Wie haben sie sich kennengelernt? Wie lange sind sie schon zusammen? Mein Blick wandert zu dem älteren Herrn, der durch ein paar Seiten blättert. Was ist mit ihm? Warum ist er um diese Uhrzeit noch unterwegs?

„Hier bitte schön", die Stimme der Verkäuferin hat einen herzlichen Unterton. „Das wären dann 585 Yen, bitte."

Leises Klimpern untermalt die Suche von Tetsurou nach Münzgeld. Smalltalk ist keiner meiner Fähigkeiten, weshalb ich der Verkäuferin ein verlegenes Lächeln schenke. Sie erwidert es, nimmt das Geld entgegen und wünscht uns eine gute Nacht.

Die hatten wir bereits, aber wer weiß, was noch kommt, denke ich mir und verlasse den Laden, Tetsu dicht neben mir. Raschelnd öffnet er die Tüte und hält sie mir hin, damit ich mich bedienen kann.

„Danke", strahle ich ihn an, während ich mir die, mit Zuckerguss verklebten Finger lecke.

„Für meine Süße nur das Süßeste", entgegnet er und greift selbst nach einem Mochi.

Die Nascherei entlockt mir ein „Mmmh". Genau das, was ich jetzt gebraucht habe. Schweigend und genießend machen wir uns auf den Nachhauseweg. Die Straßen kennen wir in- und auswendig und doch haben sie bei Nacht eine völlig andere Wirkung.  Wir verschlingen das Gebäck in Rekordgeschwindigkeit.

„Was, denkst du, treiben Kozume und Tanji gerade?", unterbricht Tetsu meine Gedanken, die irgendwo und nirgendwo verweilen.

„Um diese Uhrzeit? Die beiden werden zocken, definitiv."

„Hm." Mein Begleiter hält mir den letzten Bissen seines Donuts hin. „Magst du noch?"

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ein Schnappkrokodil könnte von mir noch etwas lernen. Bevor ich die Hand, die mich füttert, direkt mit verschlinge, zieht Tetsu sie zurück. Glück gehabt.

Kuroomanie (Kuroo x OC) | Haikyuu Fanfiction | LaufendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt