Portugal - Portimão 2

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"Wie viele Interviews stehen noch an?", will Anna von Max wissen, sobald wir wieder im Hotel sind. Aufgrund der hohen Temperaturen haben wir uns in der Hotelbar abgesetzt, wo jeder von uns ein Getränk schlürft. "Am Donnerstag nur noch die regulären, extern sollte jedoch nichts mehr sein", antwortet er ihr leicht gereizt. Verzweifelt wirft mir einen meine Schwester einen Blick zu, sie hat in den letzten Tagen immer wieder erwähnt, dass er komische Laune hat. Plötzlich springt der Niederländer von seinem Barhocker herunter, worauf ihn Anna am Arm festhält. "Ich habe etwas zu erledigen, wir sehen uns später", perplex lässt sie ihn los, ohne ein weiteres Wort verschwindet er aus dem Bereich.

"Verstehst du jetzt was ich meine?", gestresst fährt Anna sich durch die blonde Mähne. "Habt ihr euch gestritten? Wie lange verhält er sich schon so?", hackt George nach, das Schauspiel nur mit gerunzelter Stirn beobachtete. "Nein, wir haben nicht gestritten und er verhaltet sich so, seit wir die Koffer für den Flug gepackt haben", meint sie leicht verwirrt. "Vielleicht hat er einfach mal nur eine komische Phase, das bist du doch von mir gewöhnt", versuche ich sie etwas zu beruhigen. "Da ist bestimmt etwas los, ich bin jetzt zwei Jahre mit ihm zusammen, noch nie hatte er so ein Verhalten an den Tag gelegt", kopfschüttelnd sieht sie mich flehende an.

"Möglicherweise sehnt er sich nach Abwechslung, dir ist ja sicher bekannt, dass er nicht der Typ für lange Beziehungen war", wirft George ein, von mir kassiert er für diesen kontraproduktiven Kommentar einen giftigen Blick. "Das ist nicht hilfreich", beschwert sich meine Schwester daraufhin lautstark. "Wir finden schon heraus was bei ihm los ist, es ist Max, da können nicht viele Schrauben locker sein", versuche ich so neutral wie möglich zu sagen. "Grace und ich haben uns auch wieder gefunden, also wirst du es schon schaffen, den Bullen bei den Hörnern zu packen", mein Freund gibt nun auch einen sinnvollen Kommentar ab, was mich erleichtert. Anna ist ein eigener Mensch, der negative Energie sofort aufnimmt.

"Ihr solltet am Abend einfach reden, oder morgen, in aller Ruhe, schlage ich ihr vor", leicht nickt sie als Antwort. "Mädels, ich würde euch noch gerne Gesellschaft leisten, aber bei mir ruft das Training", George hüpft von dem Barhocker herunter, gespielt sauer sehe ich ihn an. "Kleine Mimose", murmelt er mit einem Schmunzeln auf den Lippen. "Das habe ich nicht gehört", streng hebe ich den Zeigefinger. "Wir schreibend uns dann einfach", mit diesen Worten verschwindet auch mein Freund von der Bildfläche.

"Was hast du heute noch vor?", will meine Schwester mit diesem verschwörerischen Unterton wissen. "Eigentlich nichts mehr, aber es langweilig, immer am Pool zu liegen", antworte ich ihr ehrlich, auf ihrem Gesicht zeichnet sich ein breites Grinsen. "Was hast du vor?", will ich von ihr wissen. "Wir gehen shoppen", bei diesen Worten klappt mir die Kinnlade runter. "Hast du das gerade wirklich gesagt? Niemals. Was ist dein Plan?", hacke ich nach, augenrollend meint meine Schwester "Du hast schon richtig gehört, wir gehen shoppen. Ob du willst oder nicht".

Bereits nach nicht einmal einer Stunde hat sie mich in das nächstgelegene Einkaufszentrum geschleppt. Wärend sie in der Männerabteilung nach Klamotten sucht, lehne ich leicht hilflos an meiner rechten Krücke. Immer wieder werde ich mit den Worten "Kann ich Ihnen helfen?", angesprochen, doch jedes Mal verneine ich so höflich wie möglich. "Warum suchst du dir nichts aus?", will sie mit drei identischen Shirts in der Hand von mir wissen. "Warum sollte ich? An Klamotten mangelt es bei mir nicht", schmunzelnd zucke ich mit den Schultern. "Komm schon", bettelt sie, darauf gehe ich jedoch nicht ein, viel zu sehr wundert mich ihre Leidenschaft fürs Shopping.

"Du kannst nicht mit nichts wieder zurück ins Hotel", empört sieht sie mich an, sobald wir das Geschäft verlassen haben. Genervt lege ich den Kopf in den Nacken, da zieht etwas seine Aufmerksamkeit auf mich. "Es gibt genau zwei Läden, in die ich reingehe und einer davon befindet sich einen Stock über uns", verschwörerisch grinse ich sie an, womit ich sie anstecke. "Worauf wartest du noch?!", begeistert klatscht sie in die Hände und rennt vor zur Rolltreppe. Um einiges gemütlicher folge ich ihr, selbst Twix legt einen gemächlichen Gang ein.

"Du bist ein dezenter Markensuchti", kopfschüttelnd steht sie vor dem Levi's Store, in den ich gerade reingehen wollte. "Lass mich halt", schulterzuckend lasse ich Anna einfach stehen. Die Angestellte kommt sofort auf uns zu gerannt, bietet uns ihre Hilfe an, die ich jedoch definitiv nicht brauche. "Danke, aber ich komme sehr gut allein klar", lehne ich leicht angepisst zum dritten Mal ab. Mein scharfer Unterton scheint sie abzuschrecken und diesmal verzieht sie sich wirklich. Nun kann ich mir in Ruhe die Kollektion ansehen, meine Schwester hingegen mustert mich nur kritisch.

"Aber vorhin wolltest du nichts mitnehmen", bestimmt, meckert Anna lautstark, schulterzuckend blicke ich sie an. "Was kann ich dafür, dass es hier einen Levis und einen Yves Rocher gibt", meine ich kühl, sie hingegen kann nur den Kopf schütteln. "Aber warum? Wieso kannst du nicht einfacher sein beim Shopping?", verzweifelt fährt sie sich durch die Haare. "Das ist Ansichtssache", mit einem breiten Grinsen sehe ich sie an. "Und egal aus welcher Perspektive man es sieht, du bist gestört", deutlich hörbar atmet sie aus. "Nun ja, damit kann ich leben, schließlich bin ich gerne etwas außergewöhnlich", ich schenke ihr ein Zwinkern, worauf Anna den Kopf schüttelt.

"Aber wir haben erst ein Geschäft von zwei durch", der Blick meines Gegenübers verdunkelt sich. "Das nächste Mal, wenn ich mit dir shoppen gehen will, schlag mich", beschwert sie sich, was mich, um ehrlich zu sein nicht einmal wundert. "Dann warte halt hier auf mich, könnte halt ein wenig dauern", ihre Augen weiten sich panisch, beinahe wie bei einem Kind, dem die Mutter sagt, sie geht, nur kurz etwas holen, obwohl man schon an der Kassa steht. "Kannst du vergessen. Nur über meine Leiche", meint Anna und läuft beinahe schon in das kleine Geschäft. Ein wenig muss ich dann doch schmunzeln und folge ihr wie immer deutlich langsamer.

Sorgen ohne Grenzen |F1- FF| |George Russell|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt