Australien - Melbourne 21

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Mitten in der Nacht wache ich auf, das Licht im Flieger ist gedämmt und auch sonst herrscht eine ruhige Atmosphäre, da beinahe jeder schläft. George hat anscheinend seinen Arm um mich gelegt, da ich einen leichten Druck an meiner Taille spüre. Seufzend kuschle ich mich an ihn, worauf er leicht zu grummeln beginnt. "Mach den Blitz aus, bevor sie es noch merken, zischt jemand leise", trotzdem ist es laut genug, dass ich es höre. Dementsprechend hebe ich den Kopf und lasse den Blick durch die Reihen schweifen. Protestierend zieht mich der Arm meines Freunds wieder an seinen Oberkörper, was mir ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert.

Blass wie eine Leiche torkle ich aus dem Flugzeug, gefolgt von George und Twix. "Alles okay?", will er von mir wissen, doch um ehrlich zu sein, würde ich im Moment lieber unter der Erde liegen. Schnaubend bewege ich mich einfach in Richtung Ausgang, gerade habe ich nicht die Motivation dazu, mit jemanden zu sprechen. "Habe ich etwas falsch gemacht?", will George verwirrt von mir wissen als er neben mir her joggt. Kurz schließe ich die Augen, um mir selbst klarzumachen, dass dieses Verhalten unangebracht ist. "Nein, hast du nicht. Aber irgendwas passt nicht", murmle ich, viel mehr zu mir selbst als an ihn, was George mit einem einfachen Nicken quittiert.

Zuhause angekommen muss ich feststellen, dass wie immer ein gewisses Chaos herrscht. "Ignorier es einfach", murre ich leicht sauer auf mich selbst, da ich damit rechnen hätte können, dass George diesen Zustand zu Gesicht bekommt. "Ist schon okay", lächelt er leicht und drückt mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Lange kann ich unsere Zweisamkeit nicht genießen, ein Anruf unterbricht uns. Angesäuert nehme ich wie immer, ohne zu wissen wer am anderen Ende ist, ab. "Grace, warum hast du meine Mail noch nicht gelesen?", höre ich Jonathans Stimme in der Leitung.

"Es tut mir unglaublich leid, aber ich habe einen 19 Stunden langen Flug hinter mir, ich habe wesentlich besseres zu tun", keife ich rücksichtlos in die Leitung. "Hör mir mal zu Fräulein, hier bin immer noch ich derjenige der dafür sorgt, dass jeden Monat dein Gehalt überwiesen wird", faucht mein Chef zurück. Die restliche Standpauke gebe ich mir gar nicht, stattdessen halte ich mein Handy in eine gewisse Entfernung und tu so als würde ich ihn nachäffen. Bis zu einem gewissen Punkt. Dieser ist nämlich erreicht, wo er den Namen meines Freundes erwähnt.

"Wiederhol den letzten Satz", rede ich gefährlich kühl, George ist wie erstarrt. "Es wird schon an diesem idiotischen Formel 1 Piloten liegen, weshalb du deine Pflichten nicht wahrnimmst", meint er ebenso kühl, doch in seiner Stimme schwingt ein Hauch von Panik mit. "Mit den folgenden Worten möchte ich dich dazu bringen, dein sinnloses Gehirn einmal anzustrengen. Ohne mich würdest du nichts erreich haben. Ohne mich, würde der Name deiner Firma dort stehen, wo er hingehört, nach ganz unten in der Rangliste. Und wenn wir gerade von ganz unten sind, dort ist auch dein Niveau. Waage es nicht, noch einmal meinen Freund so derartig zu beschmutzen, sondern denk darüber nach, warum keine anständige Frau mit einem Etwas wie dir zu tun haben möchte", gegen Ende werde ich immer lauter, es tut gut, jemanden die Meinung zu geigen.

Nun höre ich nur noch das Piepsen, wenn jemand auflegt. George kommt auf mich zu, dabei legt er seine Hände an meine Hüfte. "Du bist ja anscheinend immer noch ein kleiner Löwe", grinst er schief, was mich verwundert, dass er etwas so Derartiges sagt. "Und das gefällt mir", raunt er mir ins Ohr, sofort zieht sich etwas in meiner Magengegend zusammen. Die feuchten Küsse, die er von meinem Ohr abwärts verteilt machen die Situation nicht unbedingt besser. "George", seufze ich leise als er mich gegen die Wand drückt, doch er erstickt es mit einem groben Kuss auf die Lippen, den ich sofort erwidere. Das Knabbern an meiner Unterlippe macht es besser, weshalb ich meine Krücke rücksichtlos fallen lasse und meine Hände in seinen Haaren vergrabe.

Kurze Zeit später finden wir uns auch schon wieder in meinem Bett, küssend. Doch egal wie sehr ich es will, der Flug hat mich ausgelaugt. George scheint dies zu merken, denn von diesem gierigen, verlangenden Küssen wechselt er geschickt zu einem zaghaften Zungenkuss, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Das Kribbeln im Bauch mutiert zu einem heftigen Ziehen, die leichten Schmerzen lassen mich leicht seufzen. So gut zu küssen gehört eigentlich verboten. Mit einer seiner Händen liegt er an meinem Hals, die andere an meiner Wange. Mit einem Lächeln auf den Lippen lösen wir uns voneinander, erst jetzt bemerke ich, dass ich die Augen geschlossen hatte.

"Die Koffer können wir auch noch ausräumen", murmelt George, sobald er bemerkt, dass ich mich unter ihm durchquetschen will. Kopfschüttelnd versuche ich mich weiterhin von ihm zu entfernen, "Grace, das war keine Bitte zu bleiben", knurrt er mir leicht bedrohlich ins Ohr, eine Gänsehaut überzieht mich plötzlich. "Und was, wenn ich nicht will?", hauche ich gegen seine Lippen. "Bist du dir da wirklich sicher?", flüstert George an meinem Hals, was mich leise wimmern lässt, da er mit den Lippen an der dünnen Haut streicht. Bevor ich meine Hände in seinen Haaren versenken kann, verschränkt er seine in diese und drückt sie in die Matratze.

"Weißt du was mich freut?", murmelt er kaum hörbar zwischen einigen Küssen, die er an meinem Hals verteilt. Das leise Stöhnen meinerseits lässt ihn mit "Das wir hier endlich ungestört sind", fortfahren, dies raunt er vielmehr, weshalb mich wieder dieses Kribbeln im Unterleib zu quälen scheint. So sehr ich sein Verlangen spüre, mir ist gerade nicht danach mit ihm zu schlafen, sanft versuche ich ihm zu zeigen, dass ich nicht in Stimmung bin. Grummelnd lässt er von mir, wie beleidigt er ist, demonstriert er, indem er einfach aufsteht und geht, dabei schaltet er das Licht aus. Mehr oder weniger werde ich von ihm gezwungen hier zu bleiben, da die Krücken noch im Flur stehen. Da ich keine Lust habe auf ihn wie ein kleines Kind zu warten, kuschle ich mich in die Bettdecke und falle schon bald in einen tiefen Schlaf.

Sorgen ohne Grenzen |F1- FF| |George Russell|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt