Texas - Austin 5

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"Warum dann das ganze? Glaubst du wirklich ich will mir das noch Jahre lang anhören?", frage ich ihn deutlich ruhiger als vorher. Ein Schlechtes Gewissen plagt mich, vielleicht habe ich ihn ja zu Unrecht so angemotzt? "Du solltest dich vielleicht setzen, bevor etwas passiert", meint George und zieht einen der Stühle ran. "Sag nicht, sie haben dich bei Mercedes rausgeschmissen", spreche ich meinen ersten Gedanken laut aus. Auf diesen folgen hundert weitere, doch ich bleibe stumm, vor Angst, beinahe schon Panik. "Wenn das deine Sorge ist, kann ich dich beruhigen, mit meinem Vertrag ist noch alles in Ordnung", während er redet, drückt er mich sanft auf den Stuhl, etwas widerwillig setze ich mich dann aber doch.

"Was ist dann los?", immer unruhiger werdend rutsche ich auf dem Stuhl hin und her. Georges besorgtes Gesicht macht es nicht unbedingt besser. "Es ist etwas, das ich selbst nicht wahrhaben möchte, der Gedanke daran schmerzt, aber es wäre dir eigentlich sogar zugestanden, dass du als erste davon erfährst und bescheid weißt", beginnt er, aufmerksam lausche ich seiner immer leiser werdenden Stimme. "Du solltest dich von Twix verabschieden", flüstert er kaum merklich, Tränen liegen ihm in den Augen. Stocksteif sitze ich hier, weiß weder ob ich atme, noch ob ich ihm richtig zugehört habe. Erneut schießen mir Duzend fragen und Möglichkeiten durch den Kopf, die ich alle nicht auszusprechen wage.

"Der Tierarzt gibt ihm noch ein Monat, leider werden jegliche Behandlungen zu spät sein, es tut mir leid", fassungslos klappt mir die Kinnlade nach unten. Es interessiert mich gerade nicht einmal, warum und weshalb, in diesem Moment suche ich Halt. "Es tut mir so leid", flüstert George immer wieder, während ich mich vergebens an seinen Oberkörper klemme. Stumme Tränen fließen mir über das Gesicht, es fühlt sich eigenartig an, diese Leere, obwohl noch alles da ist. Meinem Gegenüber geht es anscheinend nicht besser. Aber jetzt ergibt alles Sinn, warum er mir nicht geschrieben hat. Augenblicklich fühle ich mich schlecht, schließlich habe ich ihn angemault, ohne zu wissen was er mit sich trägt.

"Mir soll es leidtun", leise aber doch, finde ich meine Stimmer nach mehreren Minuten wieder. "Warum denn das?", will er fürsorglich von mir wissen. "Warum nicht? Schließlich habe ich dich gerade ehr oder weniger grundlos angemotzt", entschuldigend sehe ich zu ihm hoch. In diesem Moment kann mich nicht einmal sein freier Oberkörper davon abhalten. Unsere Zweisamkeit wird von einem polternden Pierre unterbrochen, der die Treppen heruntergekrochen kommt. Gähnend sowie noch mit halb geschlossenen Augen trottet er uns entgegen. Mit diesem Auftreten kann man ihm die Störung sogar verziehen, da es uns beiden ein leichtes Lächeln auf die Lippen zaubert.

"Was habe ich verpasst?", will der Franzose schlaftrunken wissen, wuschelt sich selbst durch die Haare, ehe er sich an den Tisch setzt. "Nein, überhaupt nichts", antwortet George gelassen, anscheinend will er auch nicht sofort jedem alles erzählen, was ich gut finde. "Habt ihr eure kleine Diskussion erfolgreich ausgebügelt?", hackt er weiter nach, diesmal bejahe ich die Frage. "Das freut mich, wollt ihr nicht auch was frühstücken?", der Franzose wirkt leicht verwirrt, was man ihm nicht einmal übelnehmen kann. "Doch, lasst uns mal den Tisch decken", meint George, dieser schlendert bereits zu den Regalen, in denen die Teller aufbewahrt werden.

Müde lege ich meinen Kopf auf Georges Brust ab, dabei mustert er mich argwöhnisch, weshalb ich ihn frage, was los ist. "Nichts, was soll sein?", will er verwundert von mir wissen. "Du guckst so komisch", meine ich daraufhin. "Es ist nichts, ich habe nur den Tag Revue passieren lassen, besser gesagt die letzten Tage", seufzend legt er mir einen Arm um, zieht mich ein wenig näher an sich. "Conni ohne Shopping Tour ist nicht Conni", murmle ich, worauf er heftig zu nicken beginnt. "Das war echt schlimm heute", stimmt er mir zu.

"Nie wieder gehe ich mit ihr shoppen", murmle ich eher an mich selbst gerichtet als an meinen Freund. "Warte noch ein paar Monate, dann sehen wir ja weiter", schmunzelnd sieht er mich an, worauf ich ihm die Zunge rausstrecke. "Warum machst du sowas nie mit deinen Eltern?", will George nach kurzem Schweigen wissen, bei dieser Frage zieht sich mein Unterleib schmerzlich zusammen. "Conni war immer für mich da, auch habe ich schon immer lieber die Zeit bei ihr verbracht", drücke ich herum. Man merkt, wie die Stimmung mit einem Mal zu kippen beginnt.

"Aber warum das?", hackt er weiter nach, was auch sein gutes Recht ist. "Versteh mich nicht falsch, sie haben mich super aufgenommen, aber mit mir war es nicht immer einfach. Die Verhältnisse, aus denen ich komme, sind bedenklich", erkläre ich ihm knapp, da ich auf dieses Thema nur ungerne weiter eingehe. "Das verstehe ich vollkommen und du sollst wissen, dass ich immer für dich da bin. Egal was los ist", behutsam drückt er mir einen Kuss auf den Scheitel. "Danke, das ist nicht selbstverständlich", hauche ich, doch mein Gegenüber schüttelt bloß den Kopf.

"Für mich schon. Du unterstützt mich bei jedem Rennen, auch wenn du nichts sagen würdest, würdest du das tun. In der Zeit dazwischen war ich wie in einem Tunnel gefangen, unsicher was ich machen soll. Der Blick reichte für geradeaus, aber niemals über den Tellerrand", berichtet er mir. In diesem Moment packt mich der Mut, oder doch der Größenwahnsinn, so genau kann ich es nicht sagen. Bevor ich das sage, was ich ihm so lange schon mitteilen will, lege ich meine Hand an seine Wange. Erst jetzt bemerke ich die leichten Bartstoppeln, die ich sofort ausblende, sobald ich in seine Augen sehe.

"Es gibt etwas, das ich dir viel häufiger sagen sollte", murmle ich kaum hörbar gegen seine Lippen. "Dann lass mich mal hören", ein Lächeln zeichnet sich auf seinen Zügen aus, was ich nur zurückgeben kann. "Aber vielleicht musst du es dir erst verdienen", meine ich frech, augenblicklich wandert sein Blick hinunter zu meinen Lippen. "Vielleicht musst du dir auch zuerst diesen Kuss verdienen", neckt er mich, dabei lässt er seine Hände auf meinem Rücken kaum merklich unter mein Shirt wandern. "Vielleicht solltest du auch erst einmal die Klappe halten", schlage ich sarkastisch vor, natürlich kann ich es nicht lassen, mit einer Hand unter sein Oberteil zu fahren.

Sorgen ohne Grenzen |F1- FF| |George Russell|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt