Australien - Melbourne 7

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"Wie eingespielt ist das Team bereits?", mit dieser Frage beginne ich das Interview, doch mit meinen Gedanken bin ich in einer Parallelwelt. "Die Vorbereitungen laufen einwandfrei, wir verstehen uns alle ausgezeichnet, vor allem für dieses Rennen fühlen sich vor allem unsere Mechaniker vorbereitet", antwortet Pierre mir sehr ausformuliert. Hastig schreibe ich den genauen Wortlaut auf, da mir dieser sehr gut gefällt. "Gibt es etwas am Auto, das Probleme bereitet?", hacke ich weiter nach, beim nächsten Rennen sollte ich mir unbedingt einige Fragen zusammenschreiben.

"Bis jetzt konnten wir es ja nicht im direkten Kampf gegen die anderen sehen. Der Ferrari ist ja bekanntlich auf den Geraden sehr schnell, dafür in den Kurven ein wenig langsamer, im Vergleich zu unserer stärksten Konkurrenz, Mercedes", schildert mir der Franzose genauer, verständlich nickend schreibe ich dies nur in Stichworten auf das leere Blatt. Eines mit Linien hätte es mir deutlich einfacher gemacht, aber vielleicht lerne ich ja irgendwann mal aus meinen Fehlern.

"Mit welchen Problem hast du als Fahrer zu kämpfen?", will ich von ihm wissen, eine subjektive Meinung über sich selbst zu geben ist schwieriger als man denken mag. "Das ist nicht einfach zu beantworten, eine meiner Schwächen könnte es werden, einmal die Führung in einem Rennen zu übernehmen. Aber derzeit im Moment fällt mir nichts Verehrendes ein, oftmals wird einem ein grober Fehler erst viel später bewusst", gibt Pierre schlussendlich als Statement, was ich als sehr interessant werte.

"Eine letzte Frage, wie glaubst du stehen deine Chancen gegen deinen Teamkollegen Charles?", abwartend sehe ich in an, auf diese Antwort bin ich sehr gespannt. "Meine Chancen stehen nicht schlecht. Wir sitzen quasi im selben Auto, es kommt nur auf das Können an, aber auch ein wenig Glück. Bei den Testtagen waren unsere Zeiten auf der Monza-Strecke beinahe identisch, weshalb es ein knappes Kopf an Kopf Rennen wird", meint der Ferrari Pilot selbstsicher.

"Das war alles, danke schön", lächle ich ihn an, worauf er zu grinsen beginnt. "Hast du Lust mit mir einen Kaffee trinken zu gehen?", will er von mir wissen, doch leider habe ich noch einiges an Arbeit vor mir, die sich nicht aufschieben lässt. "Tut mir leid, aber es sieht nicht gut aus. In wenigen Minuten sollte ich im Motorhome von Haas sein", entschuldigend sehe ich ihn an, doch Pierre zuckt nur lächelnd mit seinen Schultern. "Kein Problem, wir werden schon im Laufe der Saison dazu kommen", quatscht dieser lässig und geht bereits in Richtung Türe.

Nachdem ich mit dem Nachwuchssportler Mick Schumacher ein Interview geführt habe, mach ich mich auf den Weg ins Hotel. Die Klimaanlage dort sorgt für eine ertragbare Temperatur, ansonsten würde ich es keine Minute mehr auf diesem Kontinent aushalten. Auf dem Paddock wurde ich zu meinem Glück nicht angesprochen, was auch gerne so bleiben kann. Sobald ich die Tür zum Zimmer öffne, würde ich mich nur allzu gerne ins Bett werfen. Bedauerlicherweise muss ich mich jedoch mit dem Sofa zufriedengeben, auf welchem ich mich niederlasse.

Im Vorhinein habe ich mir meinen Laptop auf den Couchtisch gelegt, vermutlich eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Um es hinter mich zu bringen, beginne ich, ohne mit der Wimper zu zucken mit den Artikeln. Doch aufgrund meiner Abwesenheit fällt es mir schwer etwas Ordentliches zu fabrizieren. Immer wider lösche ich die geschriebenen Zeilen, eine schlechter als die andere. Schlussendlich bekomme ich es doch auf die Reihe einen Bericht zu tippen, der sich lesen lässt.

Gefühlt vergehen Stunden über Stunden mit diesen zwei Artikeln, doch sobald ich auf die Uhr sehe, bemerke ich, dass es viel weniger war. Um endlich von diesem Zeug meine Ruhe zu haben schicke ich sie im Anhang einer E-Mail an meinen Chef, der diese in Kürze weiterleiten wird. Den heruntergefahrenen Laptop lege ich wieder auf den Tisch und lehne mich anschließend zurück. "Willst du auch ein bisschen raus?", will ich von Twix wissen, der seinen Kopf auf meinen Schoß gelegt hat.

Sofort springt der Rüde auf, was ich als Antwort genug werte. An den Krücken ziehe ich mich von der Komfortzone, die ich nicht einmal ungerne verlasse. Das ewige Sitzen hat mich wahnsinnig gemacht und jetzt ein wenig frische Luft zu schnappen schadet bestimmt nicht. Bis ich bei der Tür angekommen bin, hat der Labrador sie schon selbst geöffnet, geduldig wie immer wartet er.

Nach einer ausgiebigen Runde, die ich trotz meiner Einschränkungen genossen habe, finde ich mich im Paddock wieder. Es ist später Nachmittag, die Paparazzi hat sich bereits wieder verzogen und nur noch vereinzelt sehe ich jemanden an mir vorbei huschen. Da mir einfällt, dass ich mein Handy auf lautlos habe, fische ich dieses aus meiner Hosentasche. Vor wenigen Minuten hat George mir eine Nachricht geschrieben, welche ich flüchtig durchlese. In dieser steht, dass er noch kurz in seinem Drivers Room ist, entschiede ich mich dazu, diesen zu suchen.

Grinsend klopfe ich an der Tür an, die beinahe im selben Moment aufgerissen wird. "Was machst du denn hier?", will er lächelnd von mir wissen, doch bevor ich ihm antworte, quetsche ich mich durch den Türspalt hinein in den kleinen Raum. "Als ich deine Nachricht gelesen habe, war ich zufällig in die Nähe, warum denn nicht", antworte ich ihm, wärend meine Lippen von einem zarten Lächeln geziert werden. "Das trifft sich gut", murmelt George leise, dabei legt er seine Hände auf meine Hüfte.

"Wie verlief dein Tag?", haucht er gegen meine Lippen, was mich um den Verstand bringt. "Ganz okay, denke ich. Und deiner?", flüstere ich gegen seine Lippen, dafür miss ich mich auf Zehenspitzen stellen was nicht so einfach ist. "Also das gerade gefällt mir bis jetzt am besten", meint George amüsiert, wodurch auch meine Mundwinkel ein wenig nach oben wandern. Frech drücke ich ihm einen Kuss auf die Lippen, sein Gesichtsausdruck spricht Bände.

"War das etwa alles?", will er gespielt beleidigt wissen, weshalb ich ihm ein keckes Grinsen schenke. "Tja, da hast du die Rechnung ohne mich gemacht", schmunzelt George, kurz darauf beginnt er mich innig zu küssen. Mit geschlossenen Augen erwidere ich diesen Kuss, dem ich mich voll und ganz hingebe. "Das hat mir den ganzen Tag gefehlt", nuschelt er in meinen Haaransatz sobald er sich von mir gelost hat, ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.

Sorgen ohne Grenzen |F1- FF| |George Russell|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt