Australien - Melbourne 3

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"Guten Morgen", grummelt mir ein verschlafener George ins Ohr, zu einer Uhrzeit die unmenschlicher als Folter ist. Unverständliches murre ich zurück und lege mich auf die andere Seite. Zu gerne würde ich noch weiterschlafen, jedoch habe ich meine Rechnung ohne den werten Herr Russell gemacht. "Kleine Schlafmütze", schmunzelt dieser und zieht mich an seinen Oberkörper. "Willst du nicht auch frühstücken gehen?", flüstert er mir zu.

Da es sinnlos ist, neben seinem Gequatsche einen weiteren Schlafversuch zu starten, setze ich mich auf. Die Haare fallen mir wirr ins Gesicht, anderes bin ich ja eh nicht gewohnt. "Eine sehr motivierte Ofenkartoffel", neckt mich mein Freund, wofür er von meiner Seite einen Killerblick kassiert. Ohne eine weiteren Kommentar steht er auf, dabei beobachte ich jede seiner Bewegungen genau. Abwesend streiche ich durch das Fell von Twix, welcher sich auf das Bett gemogelt hat.

Nach mehreren Minuten rumgammeln raffe ich mich dann doch auf. Mit den Krücken angle ich mich ins Bad, dort steht George vor dem Waschbecken. "Auch mal aufgestanden", neckt er mich, dabei kommt er auf mich zu drückt mir einen sanften Kuss auf die Lippen. "Du hast da immer noch Rasierschaum", grinse ich ihn an und lege einen Zeigefinger unter sein Kinn, sobald ich meine Krücke am Türrahmen angelehnt habe. "Das gehört sich so, das ist jetzt in der Mode ganz stark vertreten", scherzt er augenrollend.

"Wenn das so ist, vielleicht noch ein paar weitere Akzente über den Augenbrauen und vielleicht auf der Nase", gehe ich auf diese idiotische Aussage ein. "Die anderen werden bestimmt neidisch", lacht George, amüsiert wuschle ich ihm durch die Haare. "Wenn du mit deinem Kunstwerk dann fertig bist, würde ich dir sehr verbunden sein, wenn ich auch mal ans Waschbecken darf", meine ich mit schief gelegtem Kopf, lachend schnappt er sich ein Handtuch und quetscht sich an mir vorbei, aus dem Badezimmer heraus.

Sobald ich mit meiner Morgenhygiene fertig bin, schlurfe ich wieder in den Schlafzimmer Bereich des Hotelzimmers. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln machen wir uns auf den Weg nach unten in den Speisesaal, eine angenehme Spannung herrscht, wovon sie ausgelöst wird, kann ich jedoch nicht deuten. Bei den Treppen stützt er mich, weil diese jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung sind.

Bereits aus einigen Metern kann ich den Trubel im Speisesaal hören, was zu der Schlussfolgerung führt, dass bereits einige der Jungs hier sein müssen. "Mach dir keinen Kopf", murmelt mir George zu, dabei drückt er mir einen sanften Kuss auf den Scheitel. Sobald wir uns auf einem kleinen Tisch in der Ecke niedergelassen haben, fühle ich mich wohler. Mir wäre niemand aufgefallen, der mich gesehen hat, erleichtert atme ich aus. Müde stütze ich meinen Kopf in den Händen ab, meinen Blick lasse ich durch die Reihen schweifen, bis ich bei George stehen bleibe.

"Was ist los?", will er wissen, dabei umschließt er mein rechtes Handgelenk vorsichtig. "Es fühlt sich nicht richtig an, hier zwischen all diesen bekannten Gesichtern zu sitzen", murmle ich vor mich hin, dabei sehe ich hinüber zu Seb, welcher an einem Tisch mit Val sitzt. "Das wird schon", aufmunternd lächelt er mir zu, dabei drückt er meine Hand etwas. Irgendetwas fühlt sich nicht richtig an, trotzdem zwinge ich mich dazu dieses Lächeln zu erwidern.

"Wir sehen uns dann am Nachmittag, ich schreibe dir, wenn ich wieder nur für dich verfügbar bin", murmelt George in meinen Haaransatz. Gerade stehen wir im Hotelzimmer und er sollte sich eigentlich auf den Weg zu seinem Training machen. "Du wirst mich am Pool finden", schmunzle ich in seine Brust, die daraufhin wegen seinem Lachen ein weinig vibriert. "Solltest du nicht gehen?"; will ich von ihm wissen, da er noch immer keine Anstalten macht, sich von mir abzuwenden.

"Hier ist es aber gerade so bequem", grinst George, dabei legt er seinen Kopf auf dem meinen ab. "Geh lieber mal trainieren, dann sehen wir ja, ob du es dir verdient hast", necke ich ihn, als Reaktion stellt er sich aufrecht hin. "Bis später kleine Ofenkartoffel", nuschelt er und drückt mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Diesen beendet er jedoch so eilig wieder, dass ich nicht einmal dazu komme, ihn zu erwidern.

George hat sich bereits vor einigen Minuten aus dem Zimmer begeben, trotzdem sitze ich noch immer auf dem Bett und versuche verzweifelt, mich mit der Sonnencreme einzuschmieren. Da die Sonne hier in Australien bereits im März sehr stark ist, sollte ich einen Sonnenbrand vorbeugen. Auf die roten, spannenden Hautstellen kann ich schließlich sehr gut verzichten.

Twix folgt mir gemächlich auf dem Weg zum Pool, nach dem Frühstück hat ihn George eine Runde ausgeführt. Bereits aus der Ferne erkenne ich jemanden auf den Liegen, doch wer es genau ist, sehe ich nicht, da die Person mit dem Rücken zu mir liegt. Ohne weiter Notiz davon zu nehmen, pflanze ich mich auf eine weit entfernte. Die Arme verschränke ich und lege meinen Kopf in diese. Es tut gut, einfach mal zu entspannen, nichts zu tun und das Zwitschern der Vögel zu genießen.

"Grace, bist du es wirklich?", verwundert sehe ich nach links, doch dort steht niemand. Sobald ich in die andere Richtung sehe, erkenne ich Vic, welche mich geschockt ansieht. "Scheint so", murmle ich und setze mich auf, da es unhöflich wäre, wie eine Couchkartoffel liegen zu bleiben. "Aber wie? Warum? Wann?", will sie wissen und setzt dabei die Sonnenbrille ab, diese schiebt sie sich in die Haare. "Anscheinend war es nicht bestimmt, dass alles damals in Spanien endet", meine ich schulterzuckend.

"Viel hat man von dir nicht mehr gehört, ich will alles wissen", grinsend zieht sie die Liege neben der meinen noch näher heran und setzt sich darauf. "Willst du die Kurzfassung oder die ausgebaute Version der letzten zwei Jahre?", will ich von ihr mit hochgezogenen Augenbrauen wissen. "Das fragst du auch noch", begeistert klatscht sie in die Hände. Seufzend beginne ich von meinem Job zu erzählen, wie es dazu kam, dass ich wieder hier bin. Den Unfall lasse ich dabei absichtlich außen vor, dieser wird immer etwas sehr Privates für mich bleiben.

Sorgen ohne Grenzen |F1- FF| |George Russell|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt