Italien Testtage 4

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"Du musst wissen, dass nur wenige Frauen hier unterwegs sind. Noch weniger als vor zwei Jahren"; erklärt sie mir, stumm nicke ich ihr zu. "Jedenfalls sind hier die wichtigsten Monitore, dort kannst du all die wichtigen Daten ablesen, die du benötigst, um deinen Bericht zu schreiben", euphorisch fuchtelt die Frau mit den feuerroten Haaren mit den Händen herum.

Kurz lasse ich meinen Blick über die verschiedensten Geräte schweifen, bis ich schlussendlich wieder bei der feuerroten Mähne von Veronika hängenbleibe. "Soll ich dir einen Kaffee mitbringen?", will sie von mir wissen, zögerlich nicke ich mit einem dankbaren Lächeln auf den Lippen. Ihre Art erinnert mich sehr an Conni, was mich ein wenig in Gedanken versetzt.

"Leider wusste ich nicht genau was du magst, deshalb habe ich dir einen Milchkaffee mitgenommen", grinst Veronika mich breit an, dabei hält sie mir eine dampfende Tasse vor die Nase, auf welcher klar und deutlich das Ferrari Logo zu sehen ist. "Danke, das passt super", antworte ich ihr darauf, wie auf Knopfdruck beginn mein Gegenüber zu strahlen. "Darf ich dir bei deiner Arbeit zusehen? Ich finde so etwas unglaublich spannend", will sie mit schiefgelegtem Kopf von mir wissen.

"Natürlich, aber weißt du wann die Trainings starten? Twix sollte mal eine Runde raus", meine ich, bevor sie antwortet hält Veronika mir die Krücken vor die Nase. "Die besten Routen kenne ich, ohne Widerrede", grinst sie, verwundert nehme ich ihr die Gehhilfen ab. "Keine Sorge, wir werden pünktlich wieder hier sein", versichert mir die Ferrari Angestellte.

"Siehst du, wir sind nicht zu spät", schmunzelt der Rotschopf mich an. "Es ist aber ziemlich knapp geworden", erinnere ich sie, abwertend winkt sie mit der Hand ab. "Fast ist nichts Ganzes", kommentiert Veronika, dabei lässt sie sich auf einen Stuhl sinken. "Da muss ich dir irgendwie Recht geben", seufze ich und schnappe mit Stift sowie Block.

Wärend der Testungen beobachte ich alle Zahlen genau an. Hier und da sehe ich eine Skala in die Höhe schnellen, dafür sinkt eine andere. Den Sinn der unzähligen Farben sowie Zahlen verstehe ich nicht wirklich, weshalb ich mich einzig und allein auf die Zeiten konzentriere. Gerade sitz Charles im Wagen, er legt beeindruckende Rundenzeiten hin.

Schon nach wenigen Minuten habe ich so einiges an Notizen zusammengesammelt, mit denen ich bestimmt einen ordentlichen Artikel auf die Beine stellen kann. "Glaubst du Pierre wird besser sein als Charles?", breit grinsend stützt sich Veronika am Tisch ab. "Um ehrlich zu sein, kann ich das Auto sowie die Zwei nicht wirklich einschätzten", antworte ich ihr schlich darauf.

"Wie lang bleibst du noch in Italien?", löchert sie mich mit einer weiteren Frage, kurz muss ich mich zusammenreißen, nicht genervt auszuatmen. "Da ich ja bereits die nötigen Infos habe, werde ich vermutlich morgen schon fliegen, aber keine Ahnung was geplant ist", lächle ich sie gezwungen an. Zu gerne würde ich mich jetzt einfach in meinem Hotelzimmer verkriechen und dieses bis zu meiner Abreise nicht verlassen.

"Leider muss ich jetzt los, hoffe wir sehen uns im Laufe der Saison noch einmal", mit diesen Worten verabschiedet sie sich von mir, was mich erleichtert ausatmen lässt. Kurzerhand packe ich mir die Zettel zusammen, ehe ich mich auf den Weg zurück ins Hotelzimmer mache. Twix trottet dabei die ganze Zeit über neben mir her, früher oder später werde ich noch eine Runde mit ihm gehen müssen.

Das Gesicht in den Händen vergraben lasse ich mich rückwärts auf die Matratze fallen. Winselnd legt der Rüde seinen Kopf auf meinen Bauch ab, zufrieden lächle ich ihn an. Mit der Linken kraule ich ihn hinter den Ohren, dabei schließt er die Augen und genießt es sichtlich. "Du bist mindestens so faul wie ich", grinse ich ihn an, worauf er einen undefinierbaren Laut von sich gibt.

Gähnend strecke ich mich der Sonne entgegen, welche durch das Fenster in mein Gesicht scheint. Nach dem gestrigen Spaziergang, sowie meinem Abendessen habe ich mit meinem Bericht angefangen. Leider fehlen mir ein paar kleine Details, welche den Bericht auflockern würden. Später werde ich wohl oder übel noch einmal auf den Paddock müssen, um mir diese bei Veronika zu beschaffen.

"Dir auch einen guten Morgen", murre ich Twix an, dieser legt seinen Kopf auf meinem Bauch ab, dabei scheint er wieder einzuschlafen. Ohne zu zögern schiebe ich den Rüden von mir runter, um mich anschließend aufzurappeln. Im Badezimmer stelle ich fest, dass ich genau so beschissen aussehe, wie ich in dieser Nacht geschlafen habe. Mithilfe von Wasser und der Haarbürste bekomme ich die schlimmsten Mankos beseitigt, worüber ich sehr froh bin.

Sobald meine Morgenhygiene abgeschlossen ist, mache ich mich hinunter in den Speisesaal. Dieser ist kaum besucht und um mit mir selbst ehrlich zu sein, verspüre ich keinen Hunger. Da Twix jedoch nur noch ans Fressen denken kann, schlurfe ich gezwungenermaßen zu einem der Tische. Wie auf Knopfdruck steht eine Kellnerin bereit, die dem verfressenen Rüden eine Schüssel mit Futter hinstellt.

Zu meinem Vorteil ist das Wetter im Februar hier in Monza nicht so kalt wie in Österreich, weshalb ich ohne ein Weiteres, direkt zum Paddock laufe. Twix trottet mir brav hinterher, so wie er es immer macht. Mit den Krücken brauche ich meine Zeit, um mein Ziel zu erreichen, jedoch stresse ich mich auch nicht wirklich. Leider treffe ich niemanden an, wodurch ich mich dazu entscheide, einfach direkt mit Twix eine Runde zu gehen. Wie gestern spaziere ich einen ebenen Weg entlang, auf dem Chaos nicht vorprogrammiert ist.

"Hey Grace, lange nicht gesehen", eine feuerrote Mähne strahlt mir entgegen, sobald ich meinen Kopf durch den Eingang der Ferrari Garage stecke. "Ganz kurze Frage, hast du Zugang zu allen Daten, ich würde gerne ein paar in meinen Bericht einbauen", erkläre ich ihr in Kurzfassung, da ich noch dringend meinen Koffer für den Flug packen sollte.

"Alle wichtigen Daten habe ich hier auf diesem Stick gespeichert, auch einige Bilder von den Fahren sind darauf, die du für deine Artikel verwenden darfst. Da ich mir schon gedacht habe, dass deine Notizen nicht ausreichend sind, habe ich schon für dich mitgedacht", plappert Veronika ohne Punkt und Komma. "Danke, das ist unglaublich nett, das ist nicht selbstverständlich", lächle ich sie warm an. "Kein Thema, aber musst du nicht bald am Flughafen sein?", will sie mit hochgezogener Augenbraue von mir wissen.

Sorgen ohne Grenzen |F1- FF| |George Russell|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt